Die Loop Head Peninsula in der Grafschaft Clare im Südwesten Irlands bietet genau jene Eindrücke, die man aus den großformatigen Bildbänden über die grüne Insel kennt. Es verwundert daher kaum, dass die unter ausländischen Touristen kaum bekannte Region von der „Irish Times“ erst unlängst wieder zu einem der besten Urlaubsziele des Landes gekürt wurde.
Loop Head liefert aber nicht nur eindrucksvolle Fotomotive, sondern hat auch schöne Anekdoten zu erzählen, wie etwa die der einfallsreichen Einwohner von Kilbaha – der westlichsten Siedlung der Halbinsel. Das an einer kleinen, geschützten Bucht gelegene Fischerdorf war Schauplatz einer Kraftprobe zwischen den frommen Bürgern und den Großgrundbesitzern der Gegend.
Letztere hatten sich geweigert, einen Platz im Dorf für den Bau einer Kirche bereitzustellen. Pfarrer Michael Meehan umging das Verbot kurzerhand, indem er eine kleine hölzerne Kirche auf Rädern baute. Sie wurde dann für die Messen immer an den Strand gefahren, der damals als Niemandsland galt.
Ganze fünf Jahre feierte die Gemeinde von Kilbaha so ihre Messen, Heiraten und Taufen, bis die Landbesitzer schließlich nachgaben und 1857 die Kirche „Our Lady, Star of the Sea“ gebaut wurde. In ihr lässt sich heute das hölzerne Kirchengefährt besichtigen, das liebevoll „Little Ark“ („Kleine Arche“) genannt wird.
Nördlich von Kilbaha befinden sich die spektakulären „Bridges of Ross“ – ein besonders schönes Beispiel für die dramatische und oft fast surrealistisch anmutende irische Küstenlandschaft. Eigentlich standen hier einmal drei große, natürliche Steinbögen, die eine vorgelagerte Landzunge mit dem Festland verbanden. Über die Jahre stürzten zwei davon ins Meer, die dritte hält aber bis heute Wind und Wetter stand.
Doch nicht nur Hobbyfotografen dürften dieses Fleckchen Erde spannend finden, sondern auch die Vogelbeobachter. Denn in der zweiten Hälfte des Jahres bis in die Wintermonate migrieren etliche Vogelarten Richtung Süden und passieren dabei die Region. Auch Wal- und Delfinschulen lassen sich beobachten – oder man taucht gleich in die faszinierende Unterwasserwelt vor Loop Head ein, die Jacques Cousteau einst zum besten Tauchgebiet Europas erklärte.
Als Wahrzeichen der Halbinsel gilt gemeinhin das Loop Head Lighthouse. Der 23 Meter hohe Leuchtturm mit seiner weißen Fassade und dem roten Geländer seiner Außenplattform steht seit 1854 am westlichsten Zipfel der Landzunge. Ein Leuchtfeuer gab es hier aber schon 1670 – damals noch auf dem Dach des einstöckigen Landhauses, in dem der Leuchtturmwärter wohnte.
Heute strahlt das mittlerweile automatisierte Licht des Loop Head Lighthouse im Fünf-Sekunden-Intervall durch die noch originale Fresnel-Linse von 1854 bis zu 23 nautische Meilen auf den Atlantik hinaus. Sollte die moderne Technik einmal versagen, kann die Anlage mit dem nach wie vor vollfunktionstüchtigen Räderwerk betrieben werden.
Bei einer Führung können die Besucher hoch auf die Plattform steigen. An klaren Tagen reicht der Blick bis zu den Blasket-Inseln im Süden und im Norden bis in die Region Connemara. Am Fuße des Leuchtturms, im alten Wärterhäuschen, findet sich eine Ausstellung zur Geschichte der irischen Leuchttürme.
Wer neben der spektakulären Natur auf der Loop Head Peninsula auch die Aufgeschlossenheit der ausgemacht gastfreundlichen Iren erleben möchte, sollte ins 18 Kilometer nordöstlich vom Leuchtturm gelegene Carrigaholt fahren.
Das Fischerdörfchen, das zwischen zwei Häfen am Fluss Moyarta liegt, ist nicht nur ein beliebter Ausgangspunkt für Bootstouren, sondern bietet mit seinen umliegenden Pubs und Restaurants auch die besten Voraussetzungen, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen.