Die kanadische Provinz Québec feiert den Frühling mit einer jahrhundertealten Tradition – der Produktion des Ahornsirups. Mehr als 20.000 Zuckerhütten – „Cabanes à sucre“ oder „Sugar Shaks“ genannt – laden dann Einheimische und Besucher dazu ein, Kanadas „flüssiges Gold” in einer authentischen Atmosphäre zu genießen. Was Sie über den Ahornsirup aus Québec wissen müssen, lesen Sie hier.
Mit rund 6.500 öffentlichen Hütten haben Naschkatzen in Québec die Qual der Wahl, wenn es darum geht, den Ahornsirup in seiner ganzen Vielfalt zu genießen. Von Mitte März bis Ende April erwacht der Zuckerahorn aus dem Winterschlaf. Sobald die Temperaturen tagsüber über den Gefrierpunkt steigen, beginnt die Ernte des wertvollen Ahornwassers.
Mit rund 34 Millionen „in Betrieb befindlichen“ Ahornbäumen stellt Québec heute rund 72 Prozent der weltweiten Sirup-Produktion. Die „Belle Province” exportiert Ahornprodukte in rund 60 Länder der Welt. In Kanada ist Québec dabei mit Abstand die führende Region in der Ahornindustrie und stellt fast 90 Prozent der nationalen Produktion.
Ahornsirup ist eine Frage des Geschmacks und der Farbe. Der in Québec hergestellte Sirup wird in vier verschiedenen Farb- und Geschmacksrichtungen unterteilt – goldfarbener Sirup mit feinem Geschmack, bernsteinfarbener Sirup mit reichem Geschmack, dunkler Sirup mit kräftigem Geschmack und sehr dunkler Sirup mit einem sehr intensiven Geschmack.
Der Besuch einer Zuckerhütte ist mehr als ein kulinarisches Erlebnis – er ist ein Fest für die Sinne und ein bedeutender Teil des Kulturerbes. Auf karierten Tischdecken werden klassische Speisen serviert, die großzügig mit Ahornsirup verfeinert werden – von Erbsensuppe über geräucherten Schinken bis zu knusprigem Speck und süßen Desserts. Als Höhepunkt genießen die Gäste den frischen Sirup als eine Art „Lolly” direkt aus dem Schnee.
Die Geschichte der Zuckerhütten reicht weit zurück. Der Ahornsirup ist für indigene Völker wie die Kanien’kehá:ka (Mohawk) und die W8banaki (Algonquin) von großer Bedeutung. Sie ernten den Ahornsaft schon seit Jahrhunderten. Diese Tradition ist dabei eng mit kulturellen Praktiken, Zeremonien und saisonalen Ereignissen verbunden – insbesondere mit der Tagundnachtgleiche im Frühling, die das Ende des langen Winters markiert.
Auch heute noch ist das Sammeln von Ahornsaft nicht nur die Ernte eines Lebensmittels, sondern eine Zeit der Dankbarkeit für die Gaben der Erde. Dabei versammelt sich die Gemeinschaft und nimmt an Ritualen teil, die das Land ehren. Das Abkochen des Saftes spiegelt die Widerstandsfähigkeit der Menschen und des Landes wider – ein Zyklus, der seit Generationen andauert. Methoden wie die Verwendung von Eimern aus Birkenrinde und erhitzten Steinen zeugen von nachhaltigen Praktiken und tiefem Respekt vor der Natur.
Auch wenn sich die Techniken weiterentwickelt haben, zelebrieren die indigenen Gemeinschaften in ganz Québec weiterhin die kulturelle Bedeutung des Ahornsirups als wichtigen Teil ihres Erbes und ihrer saisonalen Traditionen. Veranstaltungen wie das Ahornfest laden dazu ein, dieses geschätzte Produkt zu würdigen, und stärken die Wertschätzung für diesen beständigen Aspekt der indigenen Kultur.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.