Im Schatten der fünfmal so großen Nachbarinsel Mallorca hat sich das kleine Menorca seine Ursprünglichkeit und Unberührtheit bis heute bewahrt. Das Mauerblümchen der Balearen lockt vor allem Familien, Sportbegeisterte und Ruhesuchende mit einem Urlaubserlebnis fernab vom Massentourismus. travel4news hat die Insel erkundet und festgestellt, dass man Mallorca für diese Natur-Schönheit ruhig einmal links liegen lassen kann.
Cala Macarella (c) Tourespaña
„Mallorca ist wie eine Großstadt, Menorca wie ein Dorf“, erklärt Miguel Mascaró vom Tourismusbüro den großen Unterschied, den jeder Besucher sofort sieht: Menorca ist anders. Ganz anders. Riesige Hotelkomplexe und Shoppingcenter sucht man hier ebenso vergebens wie Freizeitparks und Partymeilen. Überhaupt scheinen Rummel und Hektik den 88.000 Einwohnern fremd zu sein. Auf dieser Insel ist alles Natur und geruhsame Beschaulichkeit – und Zeit ein weit dehnbarer Begriff, immer ausreichend vorhanden.
Vor allem aber ist Menorca grün – im Frühsommer sogar so grün, dass man sich fast schon in Irland wähnen könnte, wenn man über die sanften Hügel, die weiten Pinien- und Kieferwälder und die satten, von akkurat aufgetürmten Steinwällen durchzogene Wiesen blickt, auf denen Schafe, Ziegen und Pferde zwischen wilden Oliven- und Feigenbäumen grasen.
Seit die am weitesten nördlich gelegene Balearen-Insel 1993 zum Biosphären-Reservat erklärt wurde, stehen 43 Prozent ihrer Fläche unter Naturschutz, und so ist die rund 200 Kilometer lange Küste auch heute noch fast zur Gänze unbebaut geblieben – selbst dort, wo traumhafte, von Steilhängen gesäumte Buchten mit feinen Stränden und kristallklarem, türkisfarbenem Wasser locken.
Rund 120 Strände soll es auf Menorca geben. Manche sind perfekt für Kinder geeignet, andere nur für Wassersportler, einige sind weit und breit, andere so klein, dass nicht viel mehr als ein Handtuch darauf Platz hat – und einige sind so gut versteckt, dass sie nur über schmale Pfade zu Fuß oder per Boot erreichbar, dafür aber die meiste Zeit auch (fast) menschenleer sind.
Einsame Buchten und weite Dünenstrände
Prinzipiell empfiehlt sich für Badeurlauber eher die Südküste, wo auch die meisten Hotels zu finden sind. Der Urlaubsort Son Bou kann zum Beispiel mit dem längsten Sandstrand der Insel aufwarten – drei Kilometer lang, feinsandig und von einer Dünenlandschaft gesäumt, wie man sie sonst nur von der Nord- oder Ostsee kennt. Die meisten Strände zwängen sich allerdings in malerische, von steilen Felswänden gesäumte Buchten. Die Cala en Porter und die Cala Galdana – jeweils mit gleichnamigen Ferienorten im Rücken – sind dabei zwei der schönsten.
In Cala Galdana befindet sich zudem mit dem 4* Hotel Audax eine exzellente und stylische Herberge – und wem es hier schon etwas zu touristisch ist, der gelangt in einer gemütlichen, halbstündigen Wanderung entlang der Küste zu völlig unverbauten Buchten, wie etwa der Cala Macarelleta oder der Cala Macarella, zu denen keine Straßen führen und die an Schönheit nur noch schwer zu überbieten sind.
In Cala en Porter wiederum wartet mit der Diskothek Cova d´en Xoroi (www.covadenxoroi.com) in einer der zahlreichen Höhlen mitten in der mehr als 60 Meter hohen Steilküste der ultimative Ort für einen Chill Out zum Sonnenuntergang – oder auch für eine lange Nacht hoch über dem Meer, das seine Wellen mit lautem Tosen gegen die Felsen branden lässt.
Die rötlich-dunklen und grobkörnigen Sandstrände an der rauen Nordküste, wo der starke Nordwind eine karge und wild zerklüftete Küstenlandschaft mit tief ins Landesinnere reichenden Fjorden geschaffen hat, gelten vor allem als Paradies für Surfer. Aber auch hier gibt es malerische Buchten, die zum Baden einladen. Man muss sie nur finden. Und man sollte die Einsamkeit lieben.
Kayak, Käse und Langustensuppe
Ein besonderes Juwel bildet der weitläufige Dünenstrand beim Fischerdorf Es Grau. Mit ihrem nur knietiefen Wasser ist die fast kreisrunde Bucht ideal für Kinder – oder auch für eine Kayaktour mit „Menorca en Kayak“. Dorf wie Bucht gehören zum Naturreservat Albufera, dem größten Feuchtgebiet der Insel, in dem Schildkröten, Eidechsen, Fischadler, Flamingos und Störche heimisch sind.
Für alle Feinschmecker ist ein Besuch in Fornells absolute Pflicht. Denn die berühmte Langustensuppe „Caldereta de Langosta“ schmeckt angeblich nirgendwo besser als in den exklusiven Restaurants des pittoresken Hafenortes. Sogar der spanische König Juan Carlos wurde hier schon wiederholt beim Schlemmen im „Es Cranc“ beobachtet.
Unbedingt probieren sollte man aber auch den mindestens ebenso berühmten Käse mit der Herkunftsbezeichnung „D.O. Mahón – Menorca“ – zum Beispiel auf dem alten Landgut Hort Sant Patrici (www.santpatrici.com) in Ferreries, mitten im Herzen der Insel, wo neben dem Käse auch der dazu passende Rotwein produziert wird – und ein paar stylische Zimmer zum Übernachten stehen ebenfalls bereit. Dass die Weine der Insel durchaus konkurrenzfähig sind, kann man zudem auch im hochmodernen Weinkeller Binifadet (www.binifadet.com) in der Nähe von Maó genussvoll feststellen.
Das älteste Gebäude Europas
Lust auf Kultur? Auch damit kann Menorca dienen, denn die Insel war schon in der Altsteinzeit vor rund 6.500 Jahren bewohnt – und bis heute ist quer über das ganze Eiland verstreut eine Fülle an geheimnisvollen Bauwerken erhalten geblieben, die bis zu 4.000 Jahre alt sind.
Reste von Siedlungen aus unvergänglichen Steinbauten, die ohne Mörtel zusammengefügt wurden, sowie riesige Steintische, die „Taulas“ genannt werden, gehören dazu, und eine vor 3.500 Jahren aus großen Steinblöcken errichtete Grabstätte – die „Naveta“ von Es Tudons – ist sogar das älteste unversehrte Gebäude in ganz Europa.
Mit dem Katamaran durch den Fjord
Die beiden wichtigsten Städte, Ciutadella und Maó, liegen am westlichsten und östlichsten Punkt Menorcas. Maó (spanisch: Mahón) ist seit 1772 Inselhauptstadt und zählt heute 28.000 Einwohner. Ein Spaziergang durch die Altstadt ist ein lohnenswerter Zeitvertreib, die wahre Sehenswürdigkeit bildet aber der fjordähnliche, mehr als drei Kilometer lange Hafen, der als zweitgrößter Naturhafen der Welt gilt und mittlerweile ein beliebtes Ziel für Yachten und Kreuzfahrtschiffe geworden ist.
Auf Hafenrundfahrten mit einem der gelben Katamarane (www.yellowcatamaran.com) kann man alle Winkel zwischen den vier Inseln des Fjordes und den mächtigen Festungen an seinen Ufern entdecken, und an den Hafenpromenaden hat sich eine Vielzahl von Restaurants angesiedelt, in denen der Fisch stets fangfrisch auf den Tisch kommt.
Noch viel bezaubernder ist allerdings das etwa 45 Kilometer von Maó entfernte Ciutadella (spanisch: Ciudadela): Die maurisch geprägte Altstadt mit ihren engen, kopfsteingepflasterten Gassen, der großen Festungsmauer und der Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert hat sich ihren mittelalterlichen Charme bis heute bewahrt – und die Atmosphäre ist hier durch und durch spanisch.
Im kleinen Hafen drängeln sich in der Hauptsaison die Segelyachten und Motorboote, auf der Hafenpromenade flanieren die Touristen und in den Restaurants und Bars herrscht Hochbetrieb. Doch laute Musik und Bierseligkeit wie auf Mallorca oder Ibiza bleiben verpönt – selbst hier, wo Menorca am lebhaftesten ist, bleibt es anders. Ganz anders.
Wissenswert:
- Hotel: Das 4* Hotel Audax ist nur durch eine Zufahrtsstraße vom 150 Meter entfernten Sandstrand der wunderschönen Bucht Cala Galdana getrennt. Das Haus verfügt über 203 Zimmer in sieben Stockwerken, ein schönes Spa, eine exzellente Küche und einen Pool auf der Dachterrasse. Das Sportprogramm von „Audax Sports & Nature“ umfasst organisierte Kayaktouren zu unberührten Stränden, Tennis, Wandertouren und Mountainbiking.
- Infos: Spanisches Fremdenverkehrsamt, viena@tourspain.es, www.spain.info
Ciutadella (c) travel by tropf Ciutadella (c) travel by tropf Sandstrand an der Nordküste (c) travel by tropf Leuchtturm an der Nordküste (c) travel by tropf Mittelalterlicher Wehrturm in Fornells (c) travel by tropf Strand an der Südküste (c) travel by tropf Fornells (c) travel by tropf Hort Sant Patrici (c) travel by tropf Bauwerke aus der Altsteinzeit (c) travel by tropf Es Grau (c) travel by tropf Cova d´en Xoroi (c) travel by tropf Maó (c) travel by tropf Maó (c) travel by tropf