Markt in Isfahan (c) travel by tropf
Dass so wenige Touristen in den Iran kommen, ist traurig für die Menschen dieses so schönen und gastfreundlichen Landes, für die Touristen selbst ist es aber höchst angenehm. Denn so kann man die grandiosen Kulturdenkmäler des alten Persien ohne jedes Gedränge bewundern, oft sogar völlig allein.
Pasargadae ist nur ein Beispiel: Seit 2500 Jahren steht hier auf einer weiten Ebene das Grabmal des persischen Königs Kyros II., der einer der mächtigsten Männer der Welt war und wegen seiner Toleranz gegenüber anderen Religionen sogar im Alten Testament lobend erwähnt wurde.
„Ich bin Kyros, der den Persern die Herrschaft erworben hat. Missgönnt mir nicht die wenige Erde, die meinen Leichnam deckt“, lautet eine Inschrift des beeindruckend schlichten Bauwerks, das schon Alexander der Große bewunderte.
Die Nachfolger von Kyros waren bei der Gestaltung ihrer letzten Ruhestätte weniger bescheiden: Im knapp 50 Kilometer entfernten Naqsh‑e Rustam kann man die gewaltigen Gräber von Xerxes, Darius I., Darius II. und Ataxerxes bestaunen, die nebeneinander in eine hohe Felswand gehauen wurden. Die Iraner sprechen stolz vom „zweiten Tal der Könige“.
Persepolis und der Rilke des Iran
Fast in Sichtweite liegen die monumentalen Ruinen der alten Residenzstadt Persepolis, die im Jahr 520 vor Christus gegründet und 190 Jahre später von Alexander zerstört wurde. Die sehr gut erhaltenen Reliefe erzählen, dass sich das Weltreich der Perser damals von Indien bis Ägypten und in die heutige Türkei erstreckte, und man kann erahnen, welche Reichtümer hier gehortet wurden. Wie der griechische Geschichtsschreiber Plutarch berichtet, brauchten die Eroberer „10.000 Paar Maultiere und 5.000 Kamele“, um alles fortzuschaffen, was sich bewegen ließ.
Unter den Städten im Hochland des Iran ist Shiraz sicherlich die schönste. Breite Palmenalleen und ausgedehnte Gärten bestimmen das Bild der „Stadt der Rosen und der Nachtigallen“, die bereits 2000 vor Christus erstmals auf Schrifttafeln erwähnt wurde.
Der Schrein von Shah Cheragh, dem Bruder des achten Imams Reza, ist eine der wichtigsten Pilgerstätten des Landes. Deutlich mehr Andrang herrscht aber in den beiden Mausoleen der großen persischen Dichter Sadi und Hafez, die im 13. und 14. Jahrhundert lebten und sogar von Goethe verehrt wurden. Vor allem Hafez, der „Rilke des Iran“, genießt heute bei der Jugend absoluten Kult-Status.
Isfahan und die „Hälfte der Welt“
Die Prachtbauten der ehemaligen Königsstadt Isfahan stammen aus dem 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit ließ der mächtige Herrscher Shah Abbas den damals größten Platz der Welt errichten: 500 Meter lang, 160 Meter breit, von zweistöckigen Arkaden gesäumt und mit dem Palast Ali Qapu, der Sheikh-Lutfollah- und der Imam-Moschee von drei Meisterwerken der islamischen Baukunst gekrönt. Allein für die farbenprächtigen Mosaike der Imam-Moschee wurden mehr als 100 Milllionen Kacheln verwendet.
Wer danach auch noch den überdachten Basar mit einer Gesamtlänge von fünf Kilometern, die Freitagsmoschee, die königlichen Gärten mit der Thronhalle und dem berühmten 40-Säulen-Palast, die Wank-Kathedrale im Armenierviertel und die alten Brücken über den „Ewigen Fluss“ Zayandeh Rud besucht, versteht, warum ein altes persisches Sprichwort Isfahan als „die Hälfte der Welt“ bezeichnet.
Die Paläste der Schah-Familie
In Teheran ist hingegen fast nichts vom Glanz früherer Zeiten zu sehen. Nur die prunkvollen Paläste der 1971 vertriebenen Schah-Familie sind Sehenswürdigkeiten ersten Ranges. Eine Überraschung hat die graue Hauptstadt aber doch zu bieten. Denn was im strengstens bewachten, nur wenige Stunden pro Woche geöffneten Kronjuwelenmuseum der Nationalbank aufbewahrt wird, sprengt jede Vorstellungskraft.
Ob es nun der mit 26.000 Diamanten geschmückte „Pfauenthron“ von Nadir Shah ist, der rosa Diamant „Darya-ye Nur“, das Diadem von Farah Diba, die Krone von Reza Schah Pahlavi oder ein mit 51.363 Edelsteinen besetzter Juwelen-Globus aus 36 Kilogramm Feingold: Hier lagert der größte Schatz des alten Persien – und vermutlich einer der größten Schätze der Welt.
„Die Menschen sind Glieder,
miteinander verwoben,
von gleichem Stoff aus der
Schöpfung gehoben.
Hat das Leben ein Glied mit
Schmerz versehen,
die anderen Glieder vor
Schmerz vergehen.
Du, der kein Mitleid mit
anderen kennt,
bist unwürdig, dass man dich
einen Menschen nennt.“
Aus dem „Rosengarten“ von Sadi (1209–1296)
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