Selbst Stammgäste, die regelmäßig ihren Urlaub an der Türkischen Riviera verbringen, haben von Ormana noch nie etwas gehört. Dabei wurde der Geheimtipp am Fuße des Taurusgebirges bei Antalya 2024 von der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen sogar in die Liste der „World‘s Best Tourism Villages“ aufgenommen.
Auch wenn Ormana keine Sensationen zu bieten hat: Mit seiner historischen Struktur, der einzigartigen Schönheit und seinem Beitrag zum nachhaltigen Tourismus und zur ländlichen Entwicklung hat es sich die internationale Anerkennung durch die UNO verdient, die zuvor erst vier Dörfern in der Türkei zuteil wurde – Mustafapaşa, Taraklı (2021), Birgi (2022) und Şirince (2023).
Das alte Yörük-Dorf im Bezirk İbradı liegt zwischen den Bächen, die den Fluss Manavgat speisen – nur zweieinhalb Autostunden vom Stadtzentrum Antalyas entfernt. Der malerische Ort mit seinen lediglich 600 Einwohnern ist seit langem ein verstecktes Juwel, das ruhige Ferien inmitten der Natur verspricht.
Da Ormana bereits seit der hellenistischen Zeit besiedelt ist, kann es auch mit kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten aufwarten. Heute zieht es aber vor allem Reisende an, die auf der Suche nach authentischen Erlebnissen sind – von der gut erhaltenen volkstümlichen Architektur bis zum Traubenfest, das bereits seit 57 Jahren gefeiert wird.
350 Jahre alte Knopfhäuser
Die bis zu 350 Jahre alten Knopfhäuser von Ormana, die ohne Mörtel – nur aus Steinen und Zedernholz – errichtet wurden, gehören zu den nachhaltigsten Beispielen lokaler Architektur in der Türkei. Die Hölzer der Zedern- und Teerbäume aus der Region bilden einen Holzrahmen, der die Steine hält. „Knopfhäuser” werden die Bauwerke dabei genannt, weil die sichtbaren Teile des Holzrahmens wie Knöpfe aussehen.
Noch interessanter als die einzigartige Bauweise der Häuser ist ihre Widerstandsfähigkeit. Die Steine können sich bei Bodenschwankungen flexibel bewegen, während die dicken Wände dafür sorgen, dass es im Inneren im Winter warm und im Sommer kühl bleibt. In den letzten Jahren hat Ormana durch die Restaurierung dieser Häuser zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Einige „Knopfhäuser” wurden sogar in Boutiquehotels umgewandelt, die Besuchern authentische Aufenthalte bieten.
Nachhaltige Erlebnisse
Neben seiner einzigartigen Architektur verfügt Ormana über zahlreiche historische und natürliche Reichtümer. Von Tierbeobachtungen und Fotosafaris bis zu Höhlenwanderungen und Trekking bietet das Dorf zahlreiche Aktivitäten, die es zu einem Top-Ziel für alle machen, die die Natur und traditionelle Lebensweise in der Türkei kennenlernen möchten.
Bei der Ankunft werden die Besucher von der atemberaubenden Umgebung des Dorfes begrüßt, die von den Aussichtsterrassen eine wunderschöne Palette an Blau- und Grüntönen bietet. Bei einem Spaziergang durch die engen Gassen lassen sich die Ruhe und Gelassenheit genießen oder in den örtlichen Kaffeehäusern die Dorfbewohner bei ihren Gesprächen beobachten.
Die 90.000 Hektar große Eynif-Ebene an der historischen Route der Seidenstraße rund um Ormana beherbergt nicht nur Hunderte von wilden Yılkı-Pferden, sondern auch die sehenswerte Altınbeşik-Höhle. Sie gehört zum ersten und einzigen Höhlen-Nationalpark in der Türkei und begeistert vor allem mit dem drittgrößten unterirdischen See in Europa mit beeindruckenden Travertin‑, Stalaktiten- und Stalagmitenformationen.
Mit den Überresten der Karawansarei Tol Han aus der Seldschukenzeit und der antiken Stadt Erymna, die bereits zu den Zeiten des Römischen Reichs ein Bischofssitz war, finden sich in der Ebene zudem zwei historische Highlights. Darüber hinaus ist Ormana auch für seine Weinberge bekannt, in denen die Reisenden die köstliche Kombination aus lokalem Ziegenkäse und Trauben entdecken können. Im September findet in dem Dorf das jährliche Traubenfest statt.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.