Einen Pastis in der Hand und das rosa Leuchten der Altstadt zum Sonnenuntergang reicht schon, um Toulouse ins Herz zu schließen. Die südfranzösische Stadt ist quirlig und entwickelt sich ständig weiter. Davon kann man sich bei einer kleinen Entdeckungstour zu einigen neuen Highlights von Toulouse überzeugen.
Kunst im Stadtpalais
Nach mehr als drei Jahren Renovierungsarbeiten ist die Fondation Bemberg – eine der größten privaten Kunstsammlungen Europas – wieder dem Publikum zugänglich. Die Sammlung des deutsch-argentinischen Sammlers und Mäzens Georges Bemberg ist im Hôtel d’Assézat untergebracht.
Das Stadtpalais allein ist schon eine Sehenswürdigkeit, denn es gehört zu den bemerkenswerten Renaissance-Bauten der Pastel-Fürsten. Die Bemberg-Sammlung umfasst Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, alte Bücher und Möbel. Höhepunkte sind dabei französische Gemälde des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und venezianische Gemälde des 16. und 18. Jahrhunderts.
Die Ausstellungsräume und der Museumsrundgang erfuhren bei der Renovierung eine komplette Überarbeitung. Der chronologisch-thematische Rundgang ermöglicht es nunmehr, die Architektur des Gebäudes zu würdigen und gleichzeitig den reichen Dialog zu beleuchten, den die außergewöhnlichen Exponate im Laufe der Jahrhunderte aufbauen.
Neue Zen-Unterkunft im Stadtrummel
Eine Stadt wie Toulouse ist quirlig und bietet eine Fülle an Erlebnissen. Da schadet es nicht, mit einem Ruhepol einen Ausgleich zu schaffen. Im September 2024 eröffnete dafür das neue Hotel Sangha mit 75 Zimmern. Der Begriff „Sangha” kommt dabei aus dem Sanskrit und bedeutet „Gemeinschaft”: In einer immer schnelleren Gesellschaft soll das Hotel ein Ort der Begegnung sein.
Ein Aufenthalt in einem Sangha-Hotel bedeutet, eine Lebensphilosophie zu entdecken und zu teilen. Das im Herzen des Öko-Viertels Cartoucherie gelegene Drei-Sterne-Hotel ist das erste der Gruppe und liegt nur 20 Minuten vom Flughafen und vom Stadtzentrum entfernt.
Auf der zweiten Etage finden dze Gäste den 350 Quadratmeter großen Wellnessbereich L’Autre Lieu. Um eine gesunde Zen-Pause einzulegen, gibt es Behandlungen und Massagen mit natürlichen Heilmitteln und Yoga‑, Pilates‑, Entspannungs- und Tai-Chi-Kurse. Darüber hinaus bietet das Hotel jeden Morgen eine 15-minütige Meditation ab 7 Uhr an, die entweder drinnen oder bei gutem Wetter auf der Dachterrasse stattfindet.
Urbanes Öko-Viertel
La Cartoucherie ist das erste Öko-Viertel in Toulouse und ein Paradebeispiel für nachhaltige Stadtplanung und modernes Wohnen. Das Viertel verdankt seinen Namen der Firma Arsenal, die im 19. Jahrhundert dort eine Fabrik zur Herstellung von Schießpulver und Munition hatte. Als neuralgisches Zentrum des Viertels wurden zwei große Hallen saniert und in einen lebendigen Treffpunkt umfunktioniert.
Les Halles de la Cartoucherie sind seit September 2023 ein neuer Hotspot von Toulouse, der sich auf einer Fläche von 13.500 Quadratmetern rund um Gastronomie, Sport, Wellness und Kultur im Herzen des Viertels Cartoucherie erstreckt. Zum ersten Geburtstag wurde zudem der neue Veranstaltungsaal „La Cabane” eingeweiht, in dem kulturelle Events stattfinden sollen. Er ergänzt das Angebot von Toulouse, das im Oktober 2023 von der UNESCO den Titel „Creative City of Music“ erhalten hat.
Cassoulet hoch über der Garonne
Frankreich ohne Tischkultur ist unvorstellbar. Das gilt auch für Toulouse. Hier bringt das Festival „Toulouse à Table” das Beste der regionalen Tischkultur auf die Tafel. Auf dem Programm stehen verschiedene Veranstaltungen in einem Kalender von Mai bis Dezember, die vor allem Produkte von lokalen Erzeugern in den Vordergrund rücken.
Ein Highlight ist dabei das große Bankett, um das berühmte „Cassoulet de Toulouse” zu probieren. Diese Spezialität soll der Legende nach in Castelnaudary während des hundertjährigen Kriegs entstanden sein. Die rund 2.000 Gäste dinierten in diesem Jahr im Herzen des Jardin du Grand Rond – ausgezeichnet mit dem Label „Jardin Remarquable” des französischen Kulturministeriums.
Damit das Event logistisch bewältigt werden konnte, organisierte die Confrérie du Cassoulet de Toulouse vier Durchgänge für je 500 Personen. Das Cassoulet aus Toulouse unterscheidet sich von anderen Varianten, weil die berühmte „Toulouser Wurst” mit geschmort wird. Beim Bankett gab es aber auch eine vegetarische und eine glutenfreie Version.
Monumentale Figuren in engen Altstadtgassen
Im Jahr 2018 inszenierten der Städtebund Toulouse Metropole und François Delarozière mit der Compagnie de la Machine Toulouse die erste Straßenoper, die rund 900.000 Zuschauer angezog. Nun wird von 25. bis 27. Oktober 2024 mit Spannung das „Opus II” des „Gardien du Temple” erwartet. Bei dieser kostenlosen Veranstaltung wird der Minotaurus „Asterion” wieder durch die engen Altstadtgassen von Toulouse navigiert.
Die 14 Meter hohe Figur wird von zwei anderen Maschinen begleitet – der Riesenspinne „Ariane” und einer neuen Kreation, die für das Musikfestival „Hellfest” geschaffen wurde und „Lillith, la Gardienne des ténèbres” (zu Deutsch „Lillith, die Hüterin der Dunkelheit”) darstellt. Wie bei der ersten Ausgabe werden Route und Einzelheiten der Stadtoper bis zum Tag X geheim gehalten.
Neben „Asterion”, der normalerweise auf der Bahn vor der Halle de la Machine im Stadtteil Montaudran seine Runden zieht, können die Besucher auch viele kleinere, bewundernswerte Maschinen mit verschiedensten Funktionen entdecken. Abgesehen vom Getöse und vielen Spezialeffekten beeindruckt vor allem die Präzisionsarbeit, die die Menschen hinter den Konstruktionen leisten.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.