Längst hat sich Istrien als spannender Hotspot für Gourmets etabliert. In den kommenden Monaten steht die kroatische Adria-Halbinsel ganz im Zeichen ihres größten kulinarischen Schatzes – der weißen Trüffel aus dem Mirnatal, die in Gourmetrestaurants, in Landgasthäusern und auf zahlreichen Volksfesten genussvoll gefeiert wird.
Wie ein Adlerhorst klebt das Jahrhunderte alte Burgenstädtchen Motovun über dem Mirnatal. Weingärten klettern die Hänge empor, während in den dichten Eichenwäldern des Tales schon im frühen Morgengrauen lautes Gebell zu hören ist. Dort sind nämlich die speziell ausgebildeten Hunde der „Tartufai” – der Trüffelsucher – unterwegs, um die kostbare weiße Trüffel „Tuber Magnatum pico“ zu erschnuppern.
Nur eine begrenzte Zahl von Einheimischen hat die Lizenz für die Suche nach der begehrten Knolle, die mittlerweile nicht nur in den Spitzenrestaurants von Deutschland, Österreich und Italien eingezogen ist. Ihr intensives Aroma macht die Adria-Halbinsel im Herbst zum Treffpunkt für internationale Feinschmecker.
Überall wird getrüffelt – ob stilvoll gehobelt im kreativen Spitzenrestaurant oder geraspelt in urigen Konobas, wo viele Speisen nach alter Tradition noch am offenen Feuer mitten im Lokal zubereitet werden. Die Auswahl an Gerichten ist dabei groß, denn die Trüffel verfeinert unzählige Speisen wie etwa Risotti, Polenta, Eierspeisen, Röstbrot, Nudeln, rohe oder gedünstete Fische, Steaks und sogar Desserts.
Getrüffelte Volksfeste
Bis in den November hinein prägen zahlreiche Trüffelfeste die istrischen Wochenenden. Ende September findet in Motovun das Wein- und Trüffel-Festival „TeTa“ statt und im Dörfchen Sovinjak in der Nähe von Buzet wird Anfang Oktober die „Bela nedeja“ gefeiert – ein Volksfest mit Trüffeln und einheimischen Produkten.
Die „Zigante-Trüffeltage” in Livade erstrecken sich gleich über sieben Wochenenden, während das Städtchen Buzet im November ganz im Zeichen einer zweitägigen Trüffelmesse steht. Die „Subotina“ ist gleichzeitig eine romantische Zeitreise in die Vergangenheit. In der Altstadt wird traditionelles Handwerk vorgeführt und die Gassen sind voller Spielleute, Musikgruppen und Einwohnern in Volkstracht.
Trüffelsuche für jedermann
In den meist ländlichen Betrieben der lizensierten „Tartufai” kann man einkehren oder sogar wohnen. Einige nehmen die Gäste auch mit zur Trüffelsuche. Die Preise richten sich dabei nach der Dauer der Waldtour und liegen bei 30 Euro pro Person. Regelmäßige geführte Touren mit kleinen Gruppen gibt es unter anderem bei Karlic Tartufi, Zigante und Pietro & Pierto.
Überall kann man dabei in den Alltag und die Geheimnisse von Trüffelpilz und Trüffelhund eintauchen und danach verkosten. Gerade die hausgemachten veredelten Produkte – von Aufstrichen bis zur Schokolade und vom Trüffelkäse bis zur Trüffelsalami – sind genussvolle Entdeckungen für Feinschmecker. Eine besondere Spezialität ist das Trüffelbier der istrischen Privatbrauerei San Servolo, das sich hervorragend als Apero eignet.
Was den Trüffelherbst in Istrien außergewöhnlich und einzigartig macht, sind aber auch die geografischen Gegebenheiten: Untertags streift man entlang von Olivenöl- und Weinstraßen und genießt hausgemachte Pasta und Wildgerichte mit Trüffel, um dann abends – nur wenige Kilometer entfernt – bei Fischspezialitäten und Winzersekt atemberaubende Sonnenuntergänge am Meer zu erleben.
Istriens vier Trüffelsorten
Tuber magnatum pico – Herbsttrüffel: Die „Königin der Trüffel” – auch Alba- oder Piemont-Trüffel genannt – ist nur in Istrien und Norditalien zu finden. Sie wird ausschließlich roh über Gerichte gehobelt oder gerieben und hat durch ihre ausgeprägte Duftnote Weltruhm erlangt. Haut: glatt, zart ockerfarben. Gleba: weiß bis intensiv rosa.
Tuber melanosporum – Wintertrüffel: Dieser Würzpilz gilt vor allem in Frankreich als Star unter den schwarzen Trüffeln, weshalb man ihn generell unter der Bezeichnung Périgord-Trüffel kennt. Haut: braun-schwarz, zarte Warzen. Gleba: grau-braun bis rötlich-violett-schwarz marmoriert.
Tuber aestivum Vitt – Sommertrüffel: Diese weit verbreitete Trüffelsorte verströmt einen angenehm-aromatischen, leicht erdigen Duft und hat ihre Hauptsaison von April bis August. Sie wird grundsätzlich im Gericht verkocht. Haut: ausgeprägte, pyramidenförmige Warzen. Gleba: hell, rosa bis hellbraun, durchzogen von weißen Adern.
Tuber brumale Vitt – Wintertrüffel: Die runde, mild-aromatische Trüffel mit Muskatnussnote kann sowohl im Gericht verkocht, als auch roh über Speisen gerieben werden. Haut: gut erkennbare abgeflachte Warzen, dunkel eisenfarbig bis schwarz. Gleba: dunkelbraun oder schwarzgrau , von breiten weißen Adern durchzogen.
Adressen und Tipps zu Istriens Trüffel
Einkehren
- Gourmetrestaurant Zigante: Das Edelrestaurant mit dem originellen, schmiedeeisernen Ambiente ist das Aushängeschild des Trüffelhandels der Familie Zigante. Jedes hier servierte Gericht – bis hin zum Dessert – ist je nach Saison mit schwarzen oder weißen Trüffeln verfeinert. Gleich nebenan gibt es einen Trüffel-Shop. Drei Zimmer im Haus. Geführte Trüffelsuche mit Gästen nach Voranmeldung.
- Konoba Stari Podrum: Zauberhaftes Hinterlandlokal mit ländlicher, istrischer Küche und saisonalen Produkten. Spezialität ist das Herbstmenü – von Toast mit Trüffelschmalz über Trüffelpasta bis hin zu getrüffelten Steaks vom Grill. Adresse: Momjan, Most 52, Tel: 00385/52/779152 (keine Website). Gleich nebenan befindet sich das Weingut Kozlovic – eines der besten Weingüter Kroatien mit ungemein lässigem Design und verschiedensten Degustations-Packages.
- Agroturismo Toncic: Bauernhof in herrlicher Panoramalage mit hochwertiger, ländlicher Küche. Izak Toncic ist Trüffelsucher in vierter Generation, was ganzjährig Trüffelgerichte zu einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis ermöglicht. Ebenso gibt es viel Gutes vom eigenen Bauernhof, das Brot ist selbst gebacken und die Nudeln sind hausgemacht. Adresse: Zrenj / Oprtalj, Čabarnica 42, Tel: 00385/(0)52/64 41 46
- Agroturismo Tikel: Bäuerliche Konoba mit hausgemachten Spezialitäten und Traumblick auf das Mirnatal und Motovun. Zwei Ferienwohnungen, geführte Trüffelsuche.
- Konoba Cok: Nur wenige Kilometer von den Trüffelwäldern entfernt liegt ein familiäres, gemütliches Fischrestaurant im Fischerstädtchen Novigrad. Großartige, teilweise roh marinierte Vorspeisen und Fischgerichte je nach Tagesfang, schöne Weine. Adresse: Novigrad, Sv. Antona 2, Tel: 00385/52/75 76 43 (keine Website).
Wohnen
- Small Luxury Hotel San Canzian: Exklusives Hotel inmitten von Olivenhainen, das den Charme eines kleinen, restaurierten Dorfes mit Luxus und Design kombiniert. Exquisites Restaurant und tolle Cocktailbar.
- Winery & Designhotel Roxanich: Inmitten der Weingärten, zu den Füßen von Motovun über den Trüffelwäldern des Mirntatales liegt dieses Weinhotel mit superlässigem Design und einem der besten Orange-Weingütern des Landes.
- Blu Mare Hotel: Nur wenige Kilometer von den Trüffelwäldern entfernt, bietet das direkt am Meer gelegene Boutiquehotel den perfekten Platz für romantische Sonnenuntergänge.
- Hotel-Restaurant San Rocco: Charmantes Boutiquehotel im Weinstädtchen Brtoniglia in einem Ensemble liebevoll renovierter Steinhäuser mit stylischem Pool, kleiner Wellness und sehr guter Alpe-Adria-Küche. Top-Weinkultur.
- Hotel Kastel: Altstadt-Hotel am höchsten Punkt des autofreien Burgenstädtchens Motovun – nur vier Kilometer vom Trüffeldorf Livade entfernt.
Trüffelsuche
- Pietro & Pietro: Empfehlenswerter Shop mit frischen Trüffeln und vielen eingelegten bzw. weiter veredelten Trüffel-Spezialitäten (Polenta, Salz, Käse, Honig, Pasta, Risotto und vieles mehr). Ein Tipp ist das Trüffelbier als Apero. Verkostungen und geführte Trüffelsuche gegen Voranmeldung.
- Karlic Tartufi: Ferienhaus für zwölf Personen samt Pool, Shop mit Trüffel, Trüffelkäse und ‑wurst, Trüffelpaste, ‑salsa, ‑butter, ‑aufstrich, ‑öl und ‑honig. Geführte Trüffelsuche nach Voranmeldung.
Rezept: Getrüffelte Maronischaumsuppe
Zutaten (für 4 Personen):
50 g Butter
150 g Zwiebel
100 g Knollensellerie
200 g Kastanienpüree (Tiefkühlregal)
1/8 l Weißwein
40 ml Weinbrand
40 ml Madeira
750 ml Geflügelbrühe
1/2 l Sahne
Salz, Pfeffer aus der Mühle
frischer Rosmarin und Thymian
einige Tropfen Trüffelöl
Für die Einlage:
100 g Knollensellerie (in Würfel geschnitten, gekocht)
50 g Walnüsse (grob gehackt)
istrische Trüffeln (weiß und schwarz)
Zubereitung:
Zwiebel schälen und fein schneiden. Knollensellerie putzen und würfeln. Beides in Butter anschwitzen und mit Weißwein, Weinbrand und Madeira ablöschen. Aufkochen lassen und mit der Geflügelbrühe auffüllen. Rosmarin, Thymian und Kastanienpüree zur Suppe geben und alles um ein Drittel einkochen. Die Sahne unterrühren und weitere fünf Minuten köcheln lassen. Anschließend die Kräuter herausnehmen, alles mit dem Stabmixer pürieren und durch ein feines Sieb passieren. Die Suppe mit etwas Trüffelöl, Salz und Pfeffer aus der Mühle abschmecken und warm stellen. Für die Einlage die Sellerie putzen, würfeln und in Salzwasser bissfest kochen. Walnusskerne hacken. Beides in Suppentellern verteilen. Suppe kurz erhitzen, mit dem Stabmixer nochmals aufschäumen und in die Teller gießen. Frischen weißen und schwarzen Trüffel darüber hobeln.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.