Der Bundesstaat Sarawak im malaysischen Teil von Borneo feiert mit der Anerkennung des archäologischen Erbes des Höhlenkomplexes im Niah Nationalpark seine zweite UNESCO-Weltkulturerbestätte.
Die Auszeichnung als UNESCO-Weltkulturerbe unterstreicht die außergewöhnliche Bedeutung des Parks und würdigt nicht nur seine einzigartigen prähistorischen Fundstätten, sondern auch die beeindruckende Biodiversität. Darüber hinaus stellt diese Ehrung einen Meilenstein für den Schutz und Erhalt des kulturellen und natürlichen Erbes von Sarawak dar. Neben dem Niah Nationalpark gibt es in Malaysia noch fünf weitere Welterbestätten.
Ein Fenster in die Vergangenheit
Der Niah Nationalpark erstreckt sich über eine Fläche von 3.138 Hektar und beeindruckt mit üppigen Regenwäldern, dramatischen Kalksteinformationen und einem vielfältigen Ökosystem. Das Highlight des Parks sind die Niah-Höhlen – ein Komplex aus acht Haupthöhlen im Niah-Subis-Kalksteinmassiv, die zu den bedeutendsten prähistorischen Fundstätten in Südostasien zählen.
Insbesondere die „Painted Cave” bietet faszinierende Einblicke in längst vergangene Zeiten. Dort wurden uralte Wandmalereien und Särge in Form von Holzbooten gefunden. Ein besonders herausragender Fund ist der mindestens 40.000 Jahre alte Schädel eines Homo sapiens, der als ältester Nachweis menschlicher Besiedlung in Südostasien gilt. Darüber hinaus wurden in der Umgebung zahlreiche Siedlungsspuren wie Werkzeuge, Kochutensilien und Schmuck aus Knochen, Stein und Ton entdeckt, die bis in die Altsteinzeit zurückreichen.
Gemeinsam mit den prähistorischen Felsmalereien und den bootsförmigen Gräbern am Nordrand des Massivs tragen sie wesentlich zum Verständnis der menschlichen Entwicklung, Anpassung und Migration in Südostasien sowie im globalen Kontext bei. Aktuell sind weitere Ausgrabungsarbeiten im Gange, die was den Niah Nationalpark zu einem Anziehungspunkt für Wissenschaftler und Forscher aus aller Welt macht.
Natürliche Schönheit und Biodiversität
Die Höhlen des Niah Nationalparks sind von dichtem Dschungel umgeben, der eine beeindruckende Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten beherbergt. Im Park leben insgesamt 75 Säugetierarten – darunter 23 Fledermausarten, von denen 16 endemisch auf Borneo sind. Hervorzuheben ist die letzte verbleibende Population der seltenen Nacktfledermaus in Sarawak.
Außerdem gibt es 241 Vogelarten, 104 Reptilien- und Amphibienarten sowie 224 Baumarten aus 100 Familien. Die Besucher können die faszinierende Flora und Fauna des Parks auf fünf ausgeschilderten Wanderwegen erkunden und dabei die unberührte Natur genießen. Ein besonderes Erlebnis ist eine Nachtwanderung durch den Park, bei der die Geräusche des Regenwaldes eine eigene Symphonie ergeben.
Eine weitere tierische Besonderheit des Nationalparks entdecken Besucher in der „Trader’s Cave”. Noch vor 70 Jahren befand sich in dieser Höhle ein Markt, auf dem Lebensmittel mit Vogelnestern als Zahlungsmittel gehandelt wurden. Diese Nester stammen von rund einer halben Million Mauersegler, die sie ausschließlich aus ihrem eigenen Speichelsekret gebaut haben. Sie sind der Hauptbestandteil der Schwalbennester-Suppe – einer chinesischen Delikatesse, die für ihre vermeintlich gesundheitsfördernden Eigenschaften geschätzt wird.
Heutzutage ist das Sammeln der Nester allerdings streng reglementiert, um die Brutzeiten der Vögel nicht zu stören. Die einheimischen Sammler, die diesen Beruf seit Generationen ausüben, verdienen so ihren Lebensunterhalt und bieten gleichzeitig einen Einblick in das Zusammenleben von Mensch und Natur in dieser Region und wie sich dieses im Laufe der Jahrhunderte verändert hat.
Nächtigen wie die Locals
Reisende, die den Niah Nationalpark über mehrere Tage erkunden möchten, können entweder in verschiedenen Lodges übernachten oder ein Camping-Abenteuer mitten im Park erleben. Wer erfahren möchte, wie die lokale Bevölkerung in dieser Region lebt, sollte jedoch unbedingt ein Homestay ausprobieren.
Das „Rumah Patrick Libau Homestay”-Programm bietet Besuchern die einzigartige Gelegenheit, in einem traditionellen Langhaus der Iban zu wohnen und am täglichen Leben der Einheimischen teilzunehmen. Die Iban sind eine der 27 ethnischen Gruppen, die in Sarawak zu Hause sind. Die Gäste wohnen bei ihrer Gastfamilie, kochen gemeinsam mit ihnen und nehmen an den täglichen Aktivitäten teil.
Das Projekt „Rumah Patrick Libau” ist dabei so besonders, weil es die traditionelle Gastfreundschaft der Iban mit einem der bedeutendsten archäologischen Wunder Malaysias und ganz Südostasiens verbindet. Außerdem dient das gemeindebasierte Tourismusprojekt als zusätzliche Einkommensquelle für die Gastfamilien neben den traditionellen Tätigkeiten wie Landwirtschaft, Gartenbau, Fischfang und der Ernte von Vogelnestern.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.