Acht Naturwunder am Lechweg zwischen Arlberg und Allgäu

Lau­fen, schwei­gen, lau­schen, schauen oder ein­fach nur ste­hen­blei­ben und stau­nen: Auf dem 125 Ki­lo­me­ter lan­gen Lech­weg von Lech am Arl­berg bis nach Füs­sen im All­gäu soll­ten sich die Wan­de­rer ge­nug Muße neh­men, um die Na­tur­wun­der ent­lang ei­nes der letz­ten Wild­flüsse Eu­ro­pas nicht zu über­se­hen.

Mit ge­schärf­ten Sin­nen kön­nen die Wan­de­rer zum Bei­spiel dem Ge­sang der Mur­mel­tiere lau­schen, in ei­nem Meer aus Or­chi­deen ste­hen und viel­leicht so­gar ei­nem im­mer noch nicht ganz ge­klär­ten Ge­heim­nis auf die Spur kom­men.

Opulente Ouvertüre am Formarinsee

For­ma­rin­see (c) Ver­ein Lech­weg /​ Fa­bian Heinz

Schon zu Be­ginn des Lech­wegs ha­ben Na­tur­lieb­ha­ber kaum eine an­dere Wahl, als ihre Wan­de­rung erst­mal zu un­ter­bre­chen. Denn der bei­nahe kreis­runde For­ma­rin­see auf 1.793 Me­tern See­höhe ober­halb von Lech am Arl­berg leuch­tet je nach Son­nen­ein­fall von sma­ragd­grün über tür­kis bis zu azur­blau.

Das na­tür­li­che Ge­birgs­ge­wäs­ser vor der mäch­ti­gen Ro­ten Wand bil­det sich je­des Jahr neu aus der Schnee­schmelze der um­lie­gen­den Vor­arl­ber­ger Al­pen. Ganz in der Nähe ent­sprin­gen der For­ma­rin- und der Spul­ler­bach, die sich nur we­nige Ki­lo­me­ter spä­ter zum Wild­fluss Lech ver­ei­nen. Lage: am Start des ers­ten be­zie­hungs­weise Ende des letz­ten Ab­schnitts im Lech­quell­ge­biet.

Europas größte Steinbock-Kolonie

Stein­bock-Denk­mal (c) csm Foto

Wei­ter führt die erste Lech­weg-Etappe in Rich­tung Nor­den über die Alpe For­ma­rin. Dort er­in­nert das bron­zene Stein­bock-Denk­mal an die Wie­der­ein­set­zungs­er­folge des 19. Jahr­hun­derts. Da­mals gab es auf­grund des ho­hen Jagd­auf­kom­mens nur noch knapp 40 Stein­bö­cke im ge­sam­ten Al­pen­raum.

Ei­nem Un­ter­tan des eins­ti­gen ita­lie­ni­schen Herr­scher­hau­ses war es zu ver­dan­ken, dass 1821 ein kö­nig­li­ches De­kret zum Schutz der Tiere er­las­sen wurde. Von Ita­lien ge­lang­ten sie dann auch wie­der zu­rück an den Arl­berg. Mitt­ler­weile sind hier rund 600 Ex­em­plare zu Hause, die un­ter an­de­rem von den Lech­weg-Wan­de­rern be­wun­dert wer­den. Lage: nörd­lich des For­ma­rin­sees ober­halb von Lech am Arl­berg.

Wo das Murmeltier täglich grüßt

Lech­weg beim Wal­ser­dorf Warth (c) Ver­ein Lech­weg /​ Fa­bian Heinz

Die klare Luft rund um Warth am Arl­berg auf über 1.500 Me­tern See­höhe ge­nie­ßen nicht nur die Lech­weg-Wan­de­rer. Ne­ben mensch­li­chen Be­su­chern füh­len sich dort näm­lich auch zahl­rei­che tie­ri­sche Berg­be­woh­ner wohl. Das Pfei­fen der im Al­pen­raum „Mankei” ge­nann­ten Mur­mel­tiere ist schon un­ten im Dorf zu hö­ren. Von Schlaf keine Spur.

Wei­ter oben be­kommt man die put­zi­gen und teil­weise we­nig scheuen Na­ger dann auch zu se­hen – und ein sol­cher Um­weg lohnt sich al­le­mal. Ebenso kön­nen Auf­merk­same flinke Gäm­sen und Ad­ler, die ihre Kreise über den Arl­ber­ger Al­pen zie­hen, in den luf­ti­gen Hö­hen ent­de­cken. Lage: ober­halb des Wal­ser­dorfs Warth am Arl­berg.

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Schaukelnd übers Höhenbachtal

Hän­ge­brü­cke Holz­gau (c) csm Fofo

Die Über­que­rung der Hö­hen­bach­schlucht nahe Holz­gau ist nichts für schwa­che Ner­ven, aber doch ganz un­ge­fähr­lich: Von den blü­hen­den Wie­sen am Gföll­berg bis zum Son­nen­pla­teau Schig­gen führt die Hän­ge­brü­cke, die mit 200 Me­tern Länge und ei­nem Me­ter Breite mehr als 100 Me­ter über dem Bo­den schwebt.

Da­mit ist das 2012 er­öff­nete Bau­werk die höchste, un­ent­gelt­lich zu­gäng­li­che Fuß­gän­ger­brü­cke in Ös­ter­reich und bie­tet ei­nen freien Blick auf den Simms­was­ser­fall. Im 19. Jahr­hun­dert künst­lich an­ge­legt, gilt die Kas­kade als be­deu­tendste Se­hens­wür­dig­keit von Holz­gau. Lage: Der Lech­weg führt di­rekt über die Holz­gauer Hän­ge­brü­cke im Ti­ro­ler Lech­tal.

Das Rätsel des Doser Wasserfalls

Do­ser Was­ser­fall (c) Ver­ein Lech­weg /​ Fa­bian Heinz

Bei Hä­sel­gehr im Ti­ro­ler Lech­tal zeigt sich re­gel­mä­ßig ein mys­te­riö­ses Na­tur­phä­no­men, denn je­des Jahr am 11. No­vem­ber ver­siegt der Do­ser Was­ser­fall plötz­lich da, wo er am 23. April wie­der zu spru­deln be­ginnt. Wild schäu­mend tritt dann der Tuo­ser­bach aus ei­ner Fel­sen­grotte her­vor.

Der Le­gende nach ist ein Dra­che ver­ant­wort­lich für die son­der­bare Er­schei­nung. Wis­sen­schaf­ter hin­ge­gen ver­mu­ten ei­nen un­ter­ir­di­schen See und des­sen Über­lauf durch die Schnee­schmelze. Der wahre Grund für das rät­sel­hafte Ver­schwin­den ist al­ler­dings im­mer noch nicht end­gül­tig ge­klärt. Lage: im Wei­ler Lux­nach ent­lang des Lech­wegs von Hä­sel­gehr aus.

Die Wächter des Frauenschuhs

Lech­weg (c) csm Foto

Pracht­voll zeigt sich die Blüte des Gel­ben Frau­en­schuhs – ei­ner ebenso sel­te­nen wie be­gehr­ten Or­chi­deen­art. Auf­grund der rei­chen Be­stände im Ti­ro­ler Lech­tal gel­ten die Lech­auen bei Mar­tinau als größ­tes zu­sam­men­hän­gen­des Frau­en­schuh­ge­biet Eu­ro­pas und wer­den des­halb von der ört­li­chen Berg­wacht nicht aus den Au­gen ge­las­sen.

Mit dem was­ser­durch­läs­si­gen Kalk­schot­ter­bo­den des lich­ten Kie­fern- und Tro­cken­au­walds herr­schen dort per­fekte Be­din­gun­gen für die Pflanze. Wäh­rend ih­rer Hoch-Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni sind die un­ter Ar­ten­schutz ste­hen­den Wild­blu­men den Ab­ste­cher vom Lech­weg ab­so­lut wert. Lage: in Mar­tinau im Ti­ro­ler Lech­tal, etwa zwei Ki­lo­me­ter ent­fernt von El­men am Lech­weg.

Auf der Pirsch im Vogelschutzgebiet

Pfla­cher Au (c) Ver­ein Lech­weg Fa­bian Heinz

Das Schutz­ge­biet Pfla­cher Au in Reutte liegt bei­nah di­rekt am Lech­weg und be­her­bergt Was­ser­vö­gel, Bläss­hüh­ner, Schwal­ben so­wie Mau­er­seg­ler. Vom 18 Me­ter ho­hen Vo­gel­be­ob­ach­tungs­turm bie­tet sich Hobby-Or­ni­tho­lo­gen ein 360-Grad-Blick über Bä­che, leh­mige Tüm­pel und Still­ge­wäs­ser – um­ge­ben von ei­nem Dschun­gel aus Tot­holz und Ge­strüpp. Das ist der ideale Le­bens­raum für junge Vo­gel-El­tern und ih­ren Nach­wuchs. Wer möchte, un­ter­nimmt eine ge­führte Sa­fari mit dem Na­tur­park-Guide. Lage: Der Vo­gel­be­ob­ach­tungs­turm be­fin­det sich nahe des In­no­va­ti­ons­zen­trums Pflach.

Gesegnetes Naturdenkmal Füssener Lechfall

Knie­pass Ster­nen­schanze (c) csm Foto

Der tür­kis­grüne Lech­fall bei Füs­sen am Rand ei­ner tief ein­ge­schnit­te­nen Klamm zählt nicht um­sonst zu Bay­erns schöns­ten Geo­to­pen. Die zwölf Me­ter in die Tiefe stür­zen­den Stau­stu­fen wur­den zur Nut­zung der Was­ser­kraft Ende des 18. Jahr­hun­derts er­rich­tet. Lech­fall und Lech­schlucht sind seit je­her ein Ort zum In­ne­hal­ten, was vor al­lem ei­ner Le­gende zu ver­dan­ken ist.

Dort soll näm­lich der Hei­lige Ma­gnus auf der Flucht vor heid­ni­schen Ver­fol­gern über den wil­den Lech ge­sprun­gen sein. Heut­zu­tage über­que­ren ihn Lech­weg-Wan­de­rer auf dem 1895 er­bau­ten Kö­nig-Max-Steg ein letz­tes Mal, be­vor ihre 125-Ki­lo­me­ter-Tour ebenda en­det.
Lage: Der Lech­fall mar­kiert das Ende des Lech­wegs, oder den Be­ginn der Tour in um­ge­kehrte Rich­tung.

Spe­zia­li­sierte Wan­der- und Trek­king­ver­an­stal­ter wie ASI Rei­sen, Aben­teuer Wege, Euro Hike, TS Tou­ris­tik Ser­vice und Wi­kin­ger Rei­sen bie­ten sechs‑, acht- oder zehn­tä­gige Ar­ran­ge­ments für den Lech­weg ab 680 Euro pro Per­son in­klu­sive Über­nach­tun­gen und Ge­päck­trans­port an.

www.lechweg.com

Autorin: Elisabeth Kapral

Als Ju­ris­tin hat Eli­sa­beth ge­lernt, ex­akt zu for­mu­lie­ren. Das kommt ihr jetzt zu­gute, wenn sie für travel4news schreibt. Wor­über sie schreibt, weiß sie da­bei ganz ge­nau, denn sie hat be­reits 108 der 193 in der UNO ver­tre­te­nen Län­der be­sucht – und viele von ih­nen auch mehr­fach.