Von den insgesamt 22 UNESCO-Welterbestätten in Kanada liegen lediglich drei in der Provinz British Columbia. Aber sie sind dafür von bemerkenswerter natürlicher Schönheit, historischer Bedeutung und außergewöhnlichem universellen Wert für die Menschheit – über Generationen hinweg. Man sollte sie also gesehen haben.
Die UNESCO-Welterbestätten in British Columbia weisen einige der unglaublichsten geologischen Gegebenheiten der Erde auf. Sie sind zudem riesig, vielfältig und reich an indigener Kultur und unberührter Wildnis. Wir stellen sie hier näher vor – gemeinsam mit zwei Biosphärenreservaten, die ebenfalls nicht auf der Bucket-List für die Provinz fehlen sollten.
1 | Welterbestätte Canadian Rocky Mountain Parks
Die unglaublichen Canadian Rocky Mountain Parks beherbergen einige der schönsten Gebirgslandschaften der Welt und umfassen sieben Parks in den berühmten Rocky Mountains. In British Columbia sind dies der Kootenay National Park, der Yoho National Park, der Mount Robson Provincial Park und der Mount Assiniboine Provincial Park.
Zur UNESCO-Welterbestätte wurden sie aufgrund ihrer beeindruckenden geologischen Prozesse auf den Eisfeldern, in den Überbleibseln der Talgletscher und in den Schluchten erklärt. Mehr als 95 Prozent des rund 2.300.000 Hektar großen Gebiets werden in völlig natürlichem Zustand erhalten – abgeschirmt von jeglichen Aktivitäten in den angrenzenden Gebieten.
Campen, wandern oder Sterne beobachten zählen zu den besten Möglichkeiten, die Parks zu entdecken. Wissbegierige nehmen an einer geführten Naturschutzwanderung im Yoho National Park teil. Entspannung finden die Reisenden beim Baden im heißen Thermalpool der Radium Hot Springs im Kootenay National Park. In den Provinzparks Mount Robson und Mount Assiniboine zieht es die Besucher zum Angeln oder Kanu fahren, zu einer geführten Tour durch die Tierwelt und um zu zelten.
Die Fossilien von Burgess Shale
Burgess Shale ist eine der bedeutendsten Fossilienlagerstätten der Welt und der älteste Beweis für komplexes Leben auf der Erde. Der hervorragend erhaltene Schiefer dokumentiert ein vielfältiges und reichhaltiges marines Ökosystem, das kurz nach dem Auftreten tierischen Lebens vor etwa 540 Millionen Jahren entstand.
Diese Fossilien liefern wichtige Hinweise auf die Geschichte und die frühe Entwicklung der meisten heute bekannten Tiergruppen und bieten ein vollständigeres Bild des Lebens im Meer als jede andere Fundstelle für diesen Zeitraum. Burgess Shale wurde daher auch als Schlüsselelement im UNESCO-Welterbe der Canadian Rocky Mountain Parks anerkannt.
Parks Canada bietet geführte Wanderungen zu drei Fundstellen im Yoho National Park und im Kootenay National Park an. Wer keine Gelegenheit hat, vor Ort dabei zu sein, findet auf der Burgess Shale-Website digitale Animationen, detaillierte Informationen und Bilder, die von Parks Canada und dem Royal Ontario Museum kuratiert wurden.
2 | Welterbe Tatshenshini-Alsek Provincial Park
Tatschenshini-Alsek gilt als eines der großartigsten Flusssysteme der Welt – umgeben von einer Landschaft mit gletscherbedeckten Gipfeln, fjordähnlichen Buchten und üppigen Pflanzen, die sich über fast eine Million Hektar erstreckt. Als größtes nicht polares Eisfeld der Welt und aufgrund seiner herausragenden Beispiele für geologische und glaziale Prozesse erhielt Tatshenshini-Alsek den Status eines Weltnaturerbes gemeinsam mit den Nationalparks Kluane im Yukon sowie Wrangell-St. Elias und Glacier Bay in Alaska.
Von den mehr als 200 Gletscher im eisbedeckten Zentralplateau gehören einige zu den größten und längsten der Welt. Manche erstrecken sich dabei bis zum Meer. Das Ökosystem beherbergt eine Vielzahl von Wildtieren. Populationen von Bären, Wölfen, Karibus, Lachsen, Dallschafen und Bergziegen, die andernorts vom Aussterben bedroht sind, regulieren sich hier von selbst.
Damit ist Tatshenshini-Alsek der Himmel auf Erden für Abenteurer, die per Kajak oder Kanu das wilde Flusssystem erkunden, auf den endlosen Wanderwegen unterwegs sind oder mit dem Mountainbike durch anspruchsvolles Gelände fahren. Wer sich einer geführten Tour anschließt, genießt dabei mehr Sicherheit, kann die aufwändige Organisation den Profis überlassen und darf sich über eine Rundumversorgung freuen – beispielsweise durch das erfahrene Outdoor-Team von ROAM Adventures.
3 | Welterbestätte SGang Gwaay
SGang Gwaay Llnagaay liegt im Archipel Haida Gwaii vor der Nordwestküste von British Columbia auf der gleichnamigen Insel SGang Gwaay (Anthony Island) und ist ein Dorf aus dem 19. Jahrhundert, das die lebendige Kultur der Haida-Nation bewahrt. Es wurde zum Welterbe ernannt, weil es eine sichtbare Verbindung zu den mündlich überlieferten Traditionen des Haida-Volkes und seiner Beziehung zu Land und Meer darstellt.
Sgang Gwaay mit seinen verwitterten Langhäusern aus Zedernholz und den geschnitzten Totem- und Gedenkpfählen befindet sich innerhalb des 147.000 Hektar großen Gwaii Haanas National Park Reserve und des Gwaii Haanas National Marine Conservation Area Reserve. Die Welterbestätte ist extrem abgelegen und nur auf dem Wasser- oder Luftweg erreichbar.
Die Besucherzahl pro Tag wird begrenzt, um Schäden durch übermäßige Nutzung zu vermeiden. Es empfiehlt sich, an einer von den Ureinwohnern geführten Tour teilzunehmen. Optionen werden unter anderem von Haida Tourism und Haida Style Expeditions angeboten. Sie ermöglichen sowohl faszinierende Einblicke in das moderne indigene Leben als auch ein Fenster in die glorreiche Vergangenheit dieser Kultur.
4 | Biosphärenreservat Clayoquot Sound
Der auf Vancouver Island gelegene Clayoquot Sound beherbergt eine Vielzahl von Ökosystemen, die einer Vielzahl an bedrohten und seltenen Arten Lebensraum bietet – vom gemäßigten Regenwald über den Ozean bis zu den felsigen Küstenabschnitten. Deshalb wurde das Gebiet auch zum ersten Biosphärenreservat von British Columbia ernannt.
Zu den robusten Wildtier-Populationen der Region gehören der amerikanische Schwarzbär, der Puma und der Grauwolf sowie Grauwale, Orcas, Buckelwale und andere Wal‑, Delfin- und Tümmlerarten. Ihnen bietet dieses Biosphärenreservat einen willkommenen Zufluchtsort, während die Entwicklung anderswo zunehmend zur Fragmentierung von Wald- und Bergökosystemen und zum Verlust der Artenvielfalt in den Küstenregenwäldern führt,
Im Clayoquot Sound lockt das Pacific Rim National Park Reserve die Besucher mit langen Sandstränden und gemäßigtem Regenwald. Sie können hier Stürme beobachten oder je nach Jahreszeit surfen, paddelnd die Broken Group Islands entdecken oder den berühmten West Coast Trail in Angriff nehmen, der 75 Kilometer durch Regenwald, Matsch und am Meer vorbei führt.
5 | Biosphärenreservat Átl’ka7tsem/Howe Sound
Átl’ka7tsem – ausgesprochen „At-KATsum” und früher als „Howe Sound” bekannt – liegt nicht weit von Vancouver entfernt und umfasst ein 218.723 Hektar großes, gebirgiges Küsten-Ökosystem. Es ist das neueste Biosphärenreservat in British Columbia, das erst 2021 in die Liste der UNESCO aufgenommen wurde.
Die Region beherbergt 721 einheimische Landtierarten wie Grizzlys, Vielfraße und Weißkopfseeadler sowie Tausende von Meeresarten – darunter lebende Glasschwammriffe, von denen man annahm, sie seien vor 40 Millionen Jahren ausgestorben. Seit 10.000 Jahren ist das Gebiet die Lebensgrundlage der Squamish und anderer Völker der Coast Salish und Interior Salish.
Auf dem Wasser kann man mit BC Ferries von Vancouver nach Gambier Island fahren – der größten Insel im Fjord. Alternativ geht es auch nach Bowen Island. Diese idyllische Insel ist nur 20 Minuten vom Festland entfernt.
Der malerische „Sea-to-Sky Highway” führt nach Whistler und zum Squamish Lil’Wat Cultural Centre, wo die Reisenden mehr über die Geschichte und Kultur der Squamish-Nation und der Lil’wat-Nation erfahren. Die Sea to Sky Gondola bringt die Besucher auf einen Berggipfel, der eine spektakuläre Aussicht auf die Umgebung bietet – und darüber hinaus auch Möglichkeiten zum Wandern und sogar zum Yoga.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.