Das historische Kreuzfahrtschiff M/S Juno feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum und steht bereit für eine weitere Saison auf dem Göta Kanal – einer der beliebtesten Attraktionen in Schweden. Hier treffen historische Kanalschiffe auf schwedische Bauwunder.
Seit ihrem ersten Einsatz im Jahr 1874 befährt die M/S Juno alle Jahre wieder die sommerliche Route zwischen Stockholm und Göteborg und verzaubert dabei die Reisenden mit ihrer zeitlosen Eleganz. Als ältestes registriertes Passagierschiff mit Übernachtungsmöglichkeiten verkörpert sie nicht nur Geschichte, sondern auch einen unvergleichlichen Charme.
Die M/S Juno steht seit 2004 unter Denkmalschutz und wurde sorgfältig restauriert, um ihren historischen Charakter zu bewahren. Ursprünglich sollte sie nach dem Naturforscher Darwin benannt werden, doch nach einigen Kontroversen wurden andere Pläne verfolgt. Stattdessen erhielt sie den Namen „Juno” – der Göttin der Frauen.
Mit einer Geschwindigkeit von neun Knoten ist die M/S Juno unterwegs. Sie verfügt über 29 Kabinen und eine Maschine von 600 PS sowie eine Bruttotonnage von 254 BRZ. Die Kabinen, deren Größe ungefähr einem Schlafwagenabteil im Zug entspricht, bieten allesamt einen Ausblick auf das Wasser und sind im Stil des späten 19. Jahrhunderts eingerichtet.
Die Doppelkabinen sind mit Etagenbetten ausgestattet, während die Hochzeitskabine ein breites Bett bietet. Aufgrund seines historischen Charakters verfügt das Schiff nicht über eigene Badezimmer in den Kabinen, jedoch sind gemeinsame Toiletten und Duschen auf jedem Deck vorhanden. Ein überdachtes Achterdeck bietet den Passagieren guten Schutz vor allen Wettererscheinungen.
„Unsere historischen Kanalschiffe sind weltweit einzigartig und bieten eine besondere Atmosphäre für unsere Gäste. Deshalb sind wir glücklich und auch stolz darauf, dass wir seit 150 Jahren daran arbeiten, die klassische Kanalkreuzfahrt zu bewahren.”
Business-Director Fredrik Duveskog
Der Göta Kanal gilt bis heute als das größte Bauwerk in Schweden und wurde von 1810 bis 1832 über einen Zeitraum von 22 Jahren von insgesamt 58.000 Arbeitern von Hand gegraben. Er erstreckt sich über 190 Kilometer, durchquert fünf Seen und umfasst 58 Schleusen, die die Fahrt von der Ostküste zur Westküste oder umgekehrt ermöglichen.
Ursprünglich als wichtige Wasserstraße konzipiert, dient der Kanal heute als malerische Route für die Freizeitschifffahrt. Befahren wird er zwischen Göteborg und Stockholm unter anderem von den drei historischen Dampfschiffen M/S Juno, M/S Diana und M/S Wilhelm Tham. Von idyllischen Schären bis zu historischen Städten bietet jede Etappe ein neues Abenteuer.
Während die Schiffe den Kanal entlang gleiten, können die Passagiere die Landschaft bewundern, kürzere Strecken an Land zu Fuß begleiten oder Sehenswürdigkeiten besuchen. Auch tatkräftig Hand anlegen können sie – zum Beispiel an den Schleusen von Tåtorp und Borensberg, die noch von Hand aufgekurbelt werden müssen. Die Reise ist aber auch eine kulinarische Entdeckung mit schwedischen Köstlichkeiten an Bord.
Die Highlights entlang des Göta Kanals
- Traditionell: Die historische Schleuse von Trollhättan, die die turbulenten Wasserfälle des Götaälv umgeht, bietet Einblicke in die Geschichte des Kanalbaus.
- Unerwartet: Die Begegnung mit den Sängern der Familie Kindbom an der Schleuse von Forsvik ist ein überraschendes Erlebnis. Traditionell werden Blumen und Gebäck als Dank ausgetauscht.
- Naturerlebnis: Die Einfahrt in den See Viken bietet ein unvergessliches Naturerlebnis. Der Treidelweg ist hier in den See baut, statt am Ufer entlangzuführen.
- Kulturelle Entdeckung: Die Wikingerstadt Birka ist ein bedeutendes kulturelles Highlight.
- Architektonisches Juwel: Schloss Drottningholm am Ufer des Mälarsees ist der Wohnsitz des schwedischen Königspaars und ein UNESCO-Weltkulturerbe.
- Panoramablick: Die Fahrt durch die Schleusentreppe von Berg mit ihren 15 Kammern bietet einen einzigartigen Panoramablick und ist ein beeindruckendes Zeugnis der Ingenieurskunst.
- Historisches Erbe: Die Stadt Karlsborg beherbergt die Festung Karlsborg, die als Reservehauptstadt Schwedens während des Zweiten Weltkriegs diente.
- Kuschelig: Im Sommer grasen entlang der Treidelpfade oft kamerafreundliche Kanalschafe – meist in der Nähe von Berg.
- Petri heil: Angeln ist im Kanal vom Boot aus gestattet – außer in der Kanalstrecke in Motala. In Töreboda ist das Angeln sogar vom Land aus erlaubt. In anderen Gebieten ist ein Angelschein oder eine Erlaubnis erforderlich.
Preisbeispiel
Eine viertägige Reise mit der M/S Juno entlang des Göta Kanals ist ab 1.685 Euro pro Person in der Doppelkabine erhältlich. Drei Tage auf der M/S Wilhelm Tham belaufen sich auf ungefähr 1.000 Euro und sechs Tage auf 2.500 Euro. Dies beinhaltet die Vollpension und Ausflüge zu den Highlights entlang der Route. Saison ist von Mitte Mai bis Ende August.
Tagesfahrten von verschiedenen Standorten mit anderen Kanalschiffen kosten ab 50 Euro pro Person. Wer schon selbst Erfahrung im Fahren von Booten hat, kann sogar selbst ein Boot mieten – auf Wunsch auch mit Elektroantrieb – und den Kanal auf eigene Faust erkunden. Die Preise betragen je nach Größe und Saison ungefähr 1.150 bis 4.200 Euro pro Woche.
Für Landratten
Entlang des Kanals gibt es Fahrradverleihe, um die Atmosphäre des Göta Kanals auf zwei Rädern zu erleben. Eine Radwegkarte gibt es online. Übernachtungsmöglichkeiten sind für jeden Geschmack und Geldbeutel vorhanden. Verschiedene Fahrradpakete stehen zur Verfügung, die Unterkunft, Verpflegung und gelegentlich auch eine Bootsfahrt umfassen. Man kann das Fahrrad an unterschiedlichen Orten abholen und zurückgeben.
Somit kann man eine Strecke mit dem Rad fahren und die andere mit einem Passagierschiff. Der nationale Fernradweg Göta Kanal ist 220 Kilometer lang und in sieben Etappen aufgeteilt, die zwischen 15 und 56 Kilometer lang sind. Die Strecke führt entlang des historischen Treidelpfads, der autofrei ist, sowie auf asphaltierten Landstraßen. Es gibt Fahrradschiffe auf einigen Seen.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.