Klein, feinsandig, von Felsen gesäumt, dazu türkisfarbenes Wasser und kaum etwas los: Das sind die Merkmale, die einen Traumstrand ausmachen. Zumindest sieht das die renommierte Backpacker-Bibel „Lonely Planet“ so. Kein Wunder also, dass sie bei der Keem Bay in Irland hellhörig wurde.
„Einer der herrlichsten und abgeschiedensten Strände Irlands“ – so der Original-Ton – schaffte es 2021 erstmals in das Ranking der besten Strände in Europa. Doch das war noch nicht das Ende: 2024 taucht der atemberaubend schöne Strand auch in den Top 100 der Welt auf.
Unter den Top 100 der Welt
Damit findet sich die in der nordwestirischen Grafschaft Mayo gelegene Keem Bay im Buch „Lonely Planet Best Beaches: 100 of the World’s Most Incredible Beaches“ in illustrer Gesellschaft weltbekannter Strände wie dem Bondi Beach in Sydney, dem Venice Beach in Los Angeles oder dem Blue Lagoon Beach in Fiji.
In dem 272 Seiten starken, englischsprachigen Coffee-Table-Book ist Keem Bay im Übrigen der einzige Vertreter der irischen Insel. Dabei liegt die Bucht streng genommen gar nicht auf der Hauptinsel, sondern davor – nämlich auf der vorgelagerten Achill Island.
Grüne Kulisse, Blaue Flagge
Wer Keem Bay ansteuern will, muss ein paar Extrameilen auf dem Wild Atlantic Way zurücklegen. Vom Insel-Festland geht es zuerst über eine kleine Brücke auf die mit 146 Quadratkilometern größte Insel Irlands und dann weiter ins bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebte Keel Village.
Von hier sind es noch einmal acht kurven- und aussichtsreiche Kilometer bis ans Ende der Küstenstraße. Genau dort, wo es nur noch zu Fuß zum ganz im Westen der Insel aufragenden Achill Head weitergeht, liegt Keem Bay – auf Irisch „Trá na Coime”. Parkmöglichkeiten gibt es nur ganz wenige, Häuser, Läden oder Restaurants gar nicht – nicht einmal ein Kiosk ist vorhanden.
„Abschüssige grüne Hügel erstrecken sich bis zu der tief gelegenen, hufeisenförmigen Bucht, wo ein mit der Blauen Flagge ausgezeichneter, blassblonder Strand liegt.“
Beschreibung von Keem Bay in Lonely Planet
Auch wenn die durchaus frischen Wassertemperaturen nicht unbedingt für ausgiebiges Baden sprechen, so spricht die als hervorragend bescheinigte Wasserqualität doch für jede Menge Aktivitäten. Windsurfen und Kayakfahren sind hier ebenso möglich wie Tauchen und Schnorcheln mit einem Neoprenanzug, den man sich wie alles andere in Keel besorgen kann. Man kann aber auch einfach nur den Blick auf die in vielen Farbschattierungen von Türkis über Grün bis Grau und Tiefblau erstrahlende Bucht genießen.
Starke Kulisse – auch im Film
So versteckt die in der herrlich zerklüfteten Landschaft eingebettete, aber sanfte Bucht auch liegen mag: Andere Beach-Juroren haben sie ebenfalls längst entdeckt. Von nationalen Spitzenplatzierungen abgesehen, erwähnte die Instagram-Plattform „Big 7 Travel“ die Keem Bay in der Liste der „50 besten Strände der Welt“ bereits in mehreren Jahren – darunter 2019, 2021 und 2023.
Begründet wurde das damit, dass der strahlend weiße Sand mit tropischen Inseln durchaus konkurrieren kann. Eine interessante Auszeichnung folgte 2022 als bester „Wild Swimming Spot im Vereinigten Königreich und Irland“. 2022 brachte auch das mehrfach preisgekrönte Werk „The Banshees of Inisherin“ Achill Island samt Keem Bay einem internationalen Publikum näher – wurden dort doch einige Filmszenen gedreht.
Delfine, Seehunde und Riesenhaie
Unter Tauchern hat sich Achill Island ebenfalls einen Namen gemacht. Das liegt vor allem an der interessanten Tierwelt, die zwar auch in Küstennähe von Land aus, aber natürlich noch besser unter Wasser zu beobachten ist. Seehunde, Schweinswale, Delfine, Drückerfische und Spinnenkrabben lassen sich hier reichlich blicken.
Die buchstäblich größte Attraktion stellen die bis zu acht Meter langen Riesenhaie – die „Basking Sharks” – dar. Angst vor den zweitgrößten Fischen der Welt braucht niemand zu haben, Respekt aber schon. Wie Walhaie bewegen sich die zahnlosen Fische mit dem Megamaul langsam durchs Wasser und ernähren sich von Plankton.
Zum Glück sind die Zeiten lange vorbei, als sie wegen ihres Lebertrans gejagt wurden – im Übrigen von Keem Bay aus. Bis in die 1960er-Jahre befand sich hier die Hauptfangstation, von der heutzutage jedoch nichts mehr zu sehen ist. Daher können sich die sanften Riesen wieder gefahrlos blicken lassen, was sie vor allem im Mai und Juni tun. Die Tauchschule in Purteen Harbour bietet Schnupperkurse und Scuba-Dive-Trips zu den Top Spots der Insel. Neben Keem Bay sind das Achill Head und „The Bills‘ Rocks“, die ein paar Kilometer vor der Küste eindrucksvoll aus dem Meer ragen.
Achill Island
So ruhig wie in Keem Bay ist es nicht überall auf der Insel. Im Gegenteil: Achill Island hat eine recht aktive Gemeinde, was ein voller Veranstaltungskalender beweist. Das Programm reicht dabei von Alpaka-Wanderungen über Algenbäder bis zu Strandsaunen und ist auch für Besucher offen. Das Wassersport- und Musikfestival „Battle for the Lake” im September zieht beispielsweise Menschen aus aller Welt zum Wettkampf und zum Feiern an.
Immerhin verfasste der Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll auf Achill Island sein berühmtes „Irisches Tagebuch“. Dabei inspirierte ihn bestimmt die raue Schönheit der Insel. Insbesondere der wilde Westteil – also rund um Keem Bay – ragt diesbezüglich heraus. Im wahren Sinne erheben sich dort doch die Cliffs of Croaghaun bis zu 688 Meter über dem Atlantik. So taucht Achill Island erneut in einem Top-Ranking auf, denn sie gehören zu den höchsten Klippen Europas.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.