Die Vorfreude auf berühmte Sehenswürdigkeiten ist meist groß – und die Enttäuschung manchmal ebenso, wenn man dann endlich vor Ort ist: Menschenmassen und horrende Preise sind zu fast schon üblichen Begleiterscheinungen vieler touristischer Highlights geworden.
Holidu – die Suchmaschine für Ferienhäuser – hat beliebte Sehenswürdigkeiten unter die Lupe genommen. Was gibt es vor Ort zu beachten? Sind vielleicht versteckte Alternativen vorhanden und die Sehenswürdigkeit besser ganz zu meiden? Oder gibt es Hintertürchen, mit denen man trotzdem das Bestmögliche aus der Besichtigung herausholen kann?
Markusplatz / Venedig
Wer Gedränge mag und kein Problem damit hat, auch mal 15 Euro für einen Cappuccino zu bezahlen, wenn er Platz in einem der Cafes nimmt, wird sich auf dem Markusplatz sehr wohl fühlen. Die 5 Euro Eintritt in die Altstadt von Venedig, die man ab diesem Jahr an bestimmten Tagen entrichten muss, fallen da auch nicht mehr besonders ins Gewicht. Natürlich ist der weitläufige Platz mit dem Dogenpalast, dem Uhrenturm und dem Markusdom ein Traum – aber das finden eben unzählige Menschen.
Holidu-Tipp: Venedig und der Markusplatz stehen auf jeder Liste der Orte, die man einmal im Leben gesehen haben muss – und das zurecht. Nur ist es besser, außerhalb der Saison hierher zu kommen. Den Markusplatz besucht man wiederum am besten schon frühmorgens. Danach locken genügend schmale Gassen mit versteckten Läden und Innenhöfen oder die malerischen Inseln Murano und Burano.
Uffizien / Florenz
Die „Galeria degli Uffizi” gehört sicherlich zu den meistbesuchten Museen der Welt und nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch die Kunstgeschichte. Aber bei vielen Touristen ist die Enttäuschung vorprogrammiert, wenn sie blind dem Reiseführer in die Uffizien folgen, aber eigentlich gar kein Interesse an Kunst haben.
Tatsächlich machen sich die wenigsten Gedanken darüber, ob eine weltberühmte Sehenswürdigkeit für sie persönlich überhaupt geeignet ist. In einer der Google-Rezensionen wird angemerkt: „Wenn Sie Kunst lieben, werden Sie das Museum lieben, wenn Sie normal sind, dann genießen Sie den Rest von Florenz und ersparen Sie sich diesen unnötigen Stress.”
Holidu-Tipp: Für Kunstliebhaber vielleicht ein Must-See, wenn man das Ticket im Vorhinein kauft, um stundenlanges Anstehen zu vermeiden. Die Uffizien aufzusuchen, nur um sie auf der To-do-Liste abzuhaken? Wir sagen: Nein! Florenz ist selbst ein Freilichtmuseum. Wer mit offenen Augen durch die Stadt spaziert und auf die zahlreichen Details achtet, genießt kostenlos Kunst und Kultur – und zwar in einem selbst gewählten Ausmaß.
Montmartre / Paris
Herzlich willkommen auf dem “Place du Tertre” im wunderschönen Pariser Viertel Montmartre! Darf es eine kreative Karikatur oder ein überteuerter Scherenschnitt sein, der jedem, der ein wenig langsamer über den Platz schlendert, in die Hand gedrückt wird? Natürlich muss der verdutzte Kunde zahlen, denn schließlich wurde das Produkt schon angefertigt. Künstler an Künstler reihen sich dicht an dicht aneinander – und jeder passt auf wie ein Luchs. Die bevorzugte Beute? Touristen!
Holidu-Tipp: Sacré Coeur – nahe des „Place du Tertre” – lohnt sicherlich den Besuch. Schon allein die Aussicht, die der Vorplatz mit sich bringt, lässt das Herz höher schlagen. Doch der „Place du Tertre” selbst? Der kann getrost von der Liste gestrichen werden. Lieber die Zeit dafür nutzen, durch die pittoresken Gassen zu schlendern und das Viertel fernab des überlaufenen und überteuerten Platzes voll mit übereifrigen Händlern zu genießen.
Westminster Abbey / London
Mit knapp 34 Euro Eintritt für einen Erwachsenen ist ein Besuch der Westminster Abbey in London alles andere als ein Schnäppchen. Dazu kommen die ständigen Begleiter von Top-Sehenswürdigkeiten: erdrückendes Gedränge und lange Wartezeiten. Lohnenswert ist der Besuch nur für Fans der britischen Royals oder der englischen Literatur – sind hier doch unter anderem die Gräber von Charles Dickens und Rudyard Kipling zu finden.
Holidu-Tipp: Es gibt auch einen Weg, die Westminster Abbey zu besuchen, ohne einen Penny zu zahlen. Einfach bis 17 Uhr unter der Woche (außer mittwochs) oder bis 15 Uhr am Wochenende warten und den „Evensong” besuchen. Dann singt der Kirchenchor eine Stunde lang für die Zuhörer auf den Bänken – und das vollkommen gratis. Zwar kann die Kirche auf diese Weise nicht selbstständig erkundet werden, doch den Blick schweifen und die beeindruckende Architektur auf sich wirken lassen ist nicht nur möglich, sondern in dieser magischen Stimmung sogar ein absolut unvergessliches Erlebnis.
Cliffs of Moher / Irland
„Hier schieben sich Touristenmassen an der Steilküste entlang. Jegliche Kulisse wird einem verdorben durch das auf Massen und Reisebus-Kolonnen ausgelegte Küstengebiet.” So heißt es auf Google in einer Bewertung der Cliffs of Moher. Die Klippen an der Westküste Irlands sind eben beliebt – und wahrscheinlich auch fotogen, doch lässt sich das aufgrund des Andrangs und manchmal auch aufgrund des Wetters nicht immer so leicht herausfinden. Ein befestigter Weg führt die Besucher entlang der Küste. Die Absperrungen dürfen nicht übertreten werden. Würde sich jeder daran halten, wäre das eine oder andere Panoramabild sicherlich zu schießen…
Holidu-Tipp: Verzichten Sie darauf, sich mit den bereits in der Nebensaison zahlreichen Reisebus-Insassen wie die Lemminge einen Weg entlang zu schieben, der Sie die imposanten Klippen kaum genießen lässt. Wir empfehlen stattdessen die Wanderung von Hag’s Head zum Visitor Center. Der Weg ist teilweise unbefestigt. Wer gut zu Fuß ist, kann aber so kilometerlang entlang der Klippen spazieren und in Ruhe seine Fotos von der Umgebung schießen. Den teuren Parkplatz am Visitor Center erspart man sich auf diese Weise auch gleich. Planen Sie rund vier Stunden Gehzeit hin und retour ein.
Blarney Stone / Irland
Der sagenumwobene „Blarney Stone” befindet sich auf der Außenseite des oberen Wehrgangs im Blarney Castle. Wer ihn küsst, erhält die Gabe der Redegewandtheit, heißt es. Besucher, die dies tun wollen, müssen aber stundenlanges Anstehen, einen schwindelerregenden Aufstieg und schließlich eine akrobatische Übung meistern: Um den Stein zu küssen, ist es notwendig, sich rücklings über die Brüstung zu lehnen. Natürlich wird automatisch ein Bild geschossen, das als Souvenir gekauft werden kann. Den „Blarney Stone” zu küssen, ist also was nun genau: magisch, witzig oder eklig? Immerhin küssen ihn pro Tag Hunderte Besucher …
Holidu-Tipp: Für Blarney Castle zahlen die Besucher einen hohen Eintritt, doch ist der Vorgang, den Stein tatsächlich auch zu küssen, wirklich nicht jedermanns Sache und auch nicht gerade hygienisch. Zwar sind die Gärten und Spazierwege um Blarney Castle schön angelegt, doch gibt es in Irland zahlreiche Burgen, die billiger und weniger stark frequentiert sind.
Prager Burg / Prag
Auf dem Gelände der Prager Burg – hoch über der Hauptstadt der Tschechischen Republik – verlaufen sich die Massen zu manchen Jahres- und Tageszeiten ein wenig und lassen die historisch Interessierten das Ambiente genießen. Doch Vorsicht! Verschiedene Tickets beinhalten verschiedene Sehenswürdigkeiten. Die Besucher sollten sich unbedingt im Vorhinein darüber klar sein, welche Orte sie besichtigen möchten, und genau prüfen, welche Museen bzw. Gebäude in welchem Ticket enthalten sind. Vor allem das berühmte „Goldene Gässchen” ist nicht in jeder Ticketvariante dabei und kostet gegebenenfalls extra.
Holidu-Tipp: Um sich nicht im Nachhinein zu ärgern, dass man mehr gezahlt hat, als man eigentlich wollte, kann jeder, der nicht stark mittelalterlich oder historisch interessiert ist, auf die Burganlage getrost verzichten. Eine fantastische Aussicht bietet in Prag schließlich auch der Letná-Hügel mit seiner idyllischen Parkanlage. Kostenfrei lässt sich hier der Blick auf die Prager Altstadt und auf die Burg selbst genießen.
Autor: Wolfgang Tropf
Wolfgang ist seit 26 Jahren als Reisejournalist tätig. In dieser Zeit hat er insgesamt 2.700 Tage auf Reisen im Ausland verbracht und dabei 118 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – die meisten davon mehrfach. Worüber er hier auf travel4news schreibt, kennt er daher fast immer aus eigenen Erfahrungen.