Wer an die Algarve reist, sollte neben den malerischen Stränden unbedingt auch die Städte im Süden von Portugal erkunden. Südländisches Lebensgefühl und ein reiches kulturelles Erbe schaffen hier eine ganz besondere Atmosphäre, die man nirgendwo sonst findet. Wir stellen die schönsten Orte kurz vor.
Unbeschwert: Lagos
Die Strände rund um Lagos sind berühmt – die lange Meia Praia ebenso wie die kleinen, romantischen Felsbuchten der Praia Dona Ana. Nach oder vor dem Baden lohnt sich aber ein Bummel durch die charmante Stadt. Die große Fußgängerzone lockt mit kleinen Cafés, ausgezeichneten Restaurants, Boutiquen und Galerien. Am Abend entwickelt sich dann in zahlreichen Clubs und Bars auch ein aufregendes Nachtleben.
Ebenfalls sehenswert ist die Markthalle am Fluss, in der alles fürs tägliche Wohl angeboten wird – Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch und vieles mehr. Gleich gegenüber liegt die über eine Fußgängerbrücke erreichbare große Marina, in der Boote aller Größen liegen und wo auch Ausflugsfahrten zu den Stränden und Höhlen der Umgebung starten.
Die Geschichte von Lagos reicht weit bis in die Zeit der Phönizier und Römer zurück. Eine Besichtigung der antiken Stadtmauer und des Fort Ponta da Bandeira sollte man ebenso nicht versäumen wie ein Besuch in der Kirche Santa Maria, in der einst Heinrich der Seefahrer bestattet war, und im städtischen Museum mit einigen besonders schönen Azulejos. Angeschlossen ist die mit reichlich Gold verzierte Igreja de Santo António.
Pittoresk: Alvor
Der malerische Fischerort Alvor mit seinen weiß getünchten Häusern, engen Gassen und traditionellen Restaurants hat sich viel von seinem ursprünglichen Charme bewahrt. Gegründet wurde er einst von den Arabern, die ihm den Namen „Albur” gaben, was so viel wie „weißer Schimmer“ bedeutet.
In der Altstadt findet man historische Überreste wie die Kirche Igreja Matriz und das Schloss von Alvor, die einen Einblick in die reiche Geschichte der Region geben. Rund um den ehemaligen Fischmarkt bieten zahlreiche Restaurants Fisch und Meeresfrüchte in bester Qualität an. Von hier führt ein langer Holzsteg zum knapp zwei Kilometer entfernten Sandstrand.
Das Naturschutzgebiet Ria de Alvor an der Mündung des gleichnamigen Flusses umfasst Dünen, Salzwiesen und eine große Lagune – ein perfektes Biotop für 200 Vogel- und mehr als 600 Pflanzenarten. Bei Ebbe verwandelt sich die Ria de Alvor in eine Wattlandschaft, durch die Störche, Flamingos und andere Stelzvögel auf Nahrungssuche staksen. Dann wird sie auch zu einem Paradies für Muschelsucher.
Lebhaft: Portimão
Die riesige Praia da Rocha ist einer der beliebtesten Strände der Algarve. Dass das Städtchen Portimão gleich nebenan seine ganz eigenen Reize hat, entdeckt man am besten bei einem Bummel durch die Altstadt mit ihren schmalen Gassen, in denen oft vor urigen kleinen Restaurants noch die Sardinen über der Holzkohle gegrillt werden.
Der Fischfang und der Bootsbau trugen einst zum Aufstieg der Stadt bei. Kein Wunder, dass das städtische Museum in einer ehemaligen Konservenfabrik untergebracht ist – ein wahres Schmuckstück, das 2010 vom Europarat als bestes Museum Europas ausgezeichnet wurde. Der Brot- und Butter-Fisch der Einheimischen wird alljährlich im August bei einem großen Sardinen-Festival gewürdigt.
Sehenswert ist die Kirche Nossa Senhora da Conceição. Der schweißtreibende Aufstieg zur Fortaleza de Santa Catarina wird mit einem phänomenalen Blick über den Hafen belohnt. Nur ein paar Kilometer im Hinterland liegt das Autódromo Internacional do Algarve, in dem regelmäßig internationale Auto- und Motorradrennen stattfinden. Auf der benachbarten Kartbahn können auch Besucher den schnellsten Weg durch die vertrackten Kurven suchen.
Perle im Hinterland: Silves
Schon etliche Kilometer, bevor man Silves erreicht, sieht man am Horizont die auf einem Hügel gelegene Burg aus rotem Sandstein – eine Hinterlassenschaft der einstigen römischen Besatzer. Heute ist Silves eine eher gemütliche Kleinstadt, Im 11. Jahrhundert war sie hingegen nicht nur das kulturelle Zentrum der Provinz Al-Gharb, wie die Mauren sie nannten, sondern auch die Hauptstadt der Region.
Von den Mauern des Castelo dos Mouros hat man einen wunderbaren Panoramablick auf die Stadt mit ihren weiß getünchten Häusern in schmalen Gassen, in denen sich Cafés und Restaurants verstecken. Bei den Desserts werden besonders oft Orangen verwendet. Kein Wunder, denn die Gegend rund um Silves ist ein Zentrum des Zitrusfrüchte-Anbaus.
Beeindruckend ist die gotische Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert, in deren Capela do Santíssimo wunderschöne Azulejos und vergoldetes Schnitzwerk zu sehen sind. Immer im August tummeln sich beim Mittelalter-Festival zahlreiche Ritter, Gaukler, Barden und Kunsthandwerker im Zentrum der Stadt. Wer lieber im Hier und Jetzt feiert, kann beim jährlichen Bier-Festival Craft Beer aus allen Teilen Portugals probieren.
Lebhaft: Loulé
Immer am Samstag ist in der sonst eher beschaulichen 70.000-Einwohner-Stadt Loulé im Hinterland die Hölle los. Dann kommen die Erzeuger aus der Umgebung zum großen Landmarkt, der viele Einheimische und Besucher anlockt. Ein breites Angebot an Lebensmitteln – wie Fisch und Geflügel, Gemüse und Obst, Mandeln und Oliven – gibt es aber auch an den anderen Tagen in der wunderschön renovierten, neo-maurischen Markthalle.
Die Architektur der ehemaligen maurischen Besatzer prägt die hübsche Altstadt rund um das Marktgebäude, in deren gepflasterten Gassen bis heute das klassische Handwerk zu Hause ist. Man findet Kupferschmiede und Ledermacher, Töpfer und Schreiner.
Selbst die sehenswerte Kirche São Clemente hat ein maurisches Erbe: Ihr Glockenturm entstand vermutlich aus den Überresten eines ehemaligen Minaretts. In Loulé wird auch gern gefeiert. Berühmt sind der farbenfrohe Karnevalsumzug, das hochkarätig besetzte Jazz-Festival und das Festival MED, bei dem unter anderem abwechslungsreiche Weltmusik auf dem Programm steht.
Unterschätzt: Faro
Die Hauptstadt der Algarve hat viel zu bieten. Ihren wahren Charme offenbart die Stadt erst beim gemütlichen Bummel durch die Einkaufsstraßen und bei einem Spaziergang durch die verwinkelte Altstadt mit den historischen Bürgerhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Am besten betritt man sie durch das prächtige Eingangstor Arco da Vila, auf dem noch Störche nisten.
Der Aufstieg zum Glockenturm der Kathedrale Sé wird mit einem fantastischen Rundblick auf das Zentrum und den lebendigen Yachthafen belohnt. Nach dem Abstieg warten gemütliche Straßencafés und zahlreiche Restaurants, in denen regionaltypische Spezialitäten wie der Eintopf „Caldeirada” oder Reis mit Meeresfrüchten zelebriert werden.
Wer sich für die Geschichte interessiert, ist im Museum für Archäologie und im Ethnografischen Museum von Faro bestens aufgehoben, wo antike Artefakte, lokale Kunstwerke und traditionelle Handwerkskunst ausgestellt sind. Zum Baden ist es von hier gar nicht weit: Die Ilha de Faro und die Ilha Deserta bieten herrliche, lange Sandstrände.
Ein bisschen anders: Olhão
In kaum einer anderen Stadt ist das Erbe der Mauren so deutlich spürbar wie in Olhão. Viele der weiß gekalkten Häuser sind in kubischer Form erbaut. Oft wölbt sich darüber ein Kuppeldach. Es macht großen Spaß, durch die engen, denkmalgeschützten Gassen der Altstadt zu flanieren, hier auf eine „Bica” – den kleinen, schwarzen Kaffee – Halt zu machen, dort in einer Boutique nach einem hübschen Souvenir zu stöbern und in der Kirche Nossa Senhora do Rosário die prächtigen Azulejos zu bewundern.
Olhão liegt direkt am Ufer der Ria Formosa. Vom Hafen aus verkehren kleine Fährboote zu den wunderbaren, fast unberührten Inseln Culatra, Armona und Farol. Gleich am Wasser liegt auch das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt – die aus Ziegeln erbaute, große Markthalle, die eigentlich aus gleich zwei Hallen besteht und vom berühmten französischen Architekten Gustave Eiffel entworfen wurde.
Eine Halle beherbergt den wohl besten Fischmarkt der Algarve, die andere ein tolles Sortiment an Obst, Gemüse und Fleisch, das von Bauern und Metzgern aus der Umgebung verkauft wird. Das üppige, wunderbar präsentierte Angebot lässt garantiert das Herz jedes Feinschmeckers aufgehen.
Malerisch: Tavira
Die Stadt an der Mündung des Rio Gilão ins Meer hat sich in den letzten Jahren von einem Zentrum des Thunfischfangs zu einem charmanten Urlaubsort gewandelt. Schon der Bummel durch die Altstadt mit ihren prächtig renovierten Bürgerhäusern und den vielen sehenswerten Kirchen ist ein Genuss – zum Beispiel zur mittelalterlichen Igreja de Santa Maria do Castelo mit ihren wunderschönen Azulejos und dem beeindruckenden Glockenturm.
Ein beliebtes Fotomotiv ist die siebenbögige Ponte Romana über den Fluss, die 1655 erbaut und nach dem Erdbeben 1870 wieder aufgebaut wurde. Vom Hügel der Burg aus dem 13. Jahrhundert bietet sich ein wunderbarer Blick über die Stadt und nur ein paar Schritte weiter fasziniert die in einem ehemaligen Wasserturm eingerichtet Camera Obscura.
Als die alte Markthalle am Gilão vor längerer Zeit zu klein wurde und durch einen Neubau etwas außerhalb des Zentrums ersetzt wurde, nutzte man die Gunst der Stunde und richtete hier charmante Cafés und kleine Boutiquen ein. Vom Cais das Quatro Águas starten die Pendelschiffe hinüber zur langgestreckten Ilha de Tavira, auf deren Sandstrand man auch in der Hochsaison noch ein stilles Plätzchen finden kann.
Entdeckenswert: Vila Real de Santo António
Es war der Marquês de Pombal, der 1755 nach einem verheerenden Seebeben am Ufer des Guadiana als Premierminister unter König José I. in nur fünf Monaten eine neue Stadt erbauen ließ – und zwar nach dem Muster eines Schachbretts. Alle Straßen führen rechtwinklig aufeinander zu und die Häuser haben alle einen einheitlichen Stil. In ihrem Zentrum liegt die von Arkaden gesäumte Praça do Marquês de Pombal – heute ein beliebter Treffpunkt mit zahlreichen Cafés.
Eine Fähre führt vom Flussufer hinüber nach Spanien, andere Boote bieten Ausflüge auf dem Guadiana ins reizvolle Hinterland an. Beach-Fans werden am nahen Strand von Monte Gordo mit Sicherheit glücklich und Naturfreunde können im Naturschutzgebiet Parque Natural do Sapal de Castro Marim e Vila Real de Santo António zahlreiche Vogelarten beobachten, die hier in den Salzwiesen und Salinen perfekte Lebensbedingungen vorfinden.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.