Tessin: Diese acht originellen Museen sind einen Besuch wert

Im Tes­sin ver­ei­nen sich har­mo­nisch Ge­gen­sätze wie Tan­nen und Pal­men, Berge und Seen, Al­pen­stim­mun­gen und Dolce Vita, aber auch Ge­schichte und Mo­derne. Die Re­gion im Sü­den der Schweiz wurde von Ge­ne­ra­tio­nen von Men­schen ge­prägt, die es ver­stan­den ha­ben, lo­kale Res­sour­cen und Pro­dukte die­ses Land­strichs zu nut­zen.

Ge­schichte und Tra­di­tio­nen sind im Tes­sin aber nicht nur Teil ei­ner fer­nen und ver­ges­se­nen Ver­gan­gen­heit, son­dern le­bende Be­stand­teile ei­nes bun­ten und ab­wechs­lungs­rei­chen Puz­zles. Da liegt es nahe, ne­ben Aus­flü­gen und Ak­ti­vi­tä­ten in ei­ner groß­ar­ti­gen Na­tur und dem Be­such be­kann­ter Mu­seen in ur­ba­nen Bal­lungs­zen­tren auch ein­mal auf ei­gene Faust ei­nige ein­zig­ar­tige Klein­ode zu ent­de­cken.

Ein Land, in dem der Tee zu Hause ist

Casa del tè (c) Läng­gass-Tee

Auf dem le­gen­dä­ren Monte Ve­rità ober­halb von As­cona gibt es ei­nen Ort, der kein rich­ti­ges Mu­seum ist, son­dern viel­mehr ein Hort für Sinn und Geist, der zu ei­ner Reise in die Kul­tur Ja­pans ein­lädt. Es han­delt sich da­bei um das Tee­haus „Casa del tè, das so­gar über eine ei­gene Tee-Plan­tage ver­fügt – eine Sel­ten­heit auf dem eu­ro­päi­schen Kon­ti­nent.

In die­ser ja­pa­ni­schen Ecke im Tes­sin kön­nen die Gäste den Zen-Gar­ten be­wun­dern und eine Tasse des hei­ßen Ge­tränks wäh­rend der tra­di­tio­nel­len Ri­tuale ge­nie­ßen, die hier re­gel­mä­ßig ver­an­stal­tet wer­den. Auf An­frage ist es auch mög­lich, an Füh­run­gen mit Ver­kos­tun­gen und Tee­ze­re­mo­nien teil­zu­neh­men.

Ode an die Komik

Tea­tro Di­mi­tri (c) Jutta Ul­rich

Im Tes­sin ist Clow­ne­rie eine sehr ernste Sa­che – vor al­lem in Ver­scio. In die­sem klei­nen Ort in den Terre di Pe­de­monte grün­dete der 2016 ver­stor­bene Schwei­zer Ko­mi­ker Di­mi­tri das Mu­seo Co­mico – Tea­tro Di­mi­tri, das bis heute die Be­su­cher be­geis­tert. Ne­ben ei­ner Be­rufs­aka­de­mie gibt es hier ein Co­medy-Mu­seum, das von Di­mi­tri im Jahr 2000 ge­grün­det wurde.

600 Ge­gen­stände, die der Clown wäh­rend sei­ner lan­gen Kar­riere in der gan­zen Welt ge­sam­melt hat, sind hier in vier Räu­men im ers­ten Stock des Thea­ters zu se­hen. Die Samm­lung kon­zen­triert sich da­bei auf die Ko­mö­die in ih­ren ver­schie­de­nen Aspek­ten und reicht von zahl­rei­chen Ele­fan­ten­fi­gu­ren (Di­mit­ris Glücks­tier) über Mu­sik­in­stru­mente bis zu ko­mi­schen Mas­ken aus al­ler Welt.

Hermann Hesse und das Tessin

Mu­seo Her­mann Hesse (c) Ti­cino Tu­rismo /​ Luca Cri­velli

Un­weit des Stadt­zen­trums von Lu­gano – in­mit­ten der Hü­gel von Mon­tagnola – ver­brachte Her­mann Hesse die letz­ten 43 Jahre sei­nes Le­bens. Das ihm ge­wid­mete Mu­seo Her­mann Hesse ist im Ca­muzzi-Turm un­ter­ge­bracht, der Teil der his­to­ri­schen Casa Ca­muzzi ist – ei­nem Zeug­nis der pres­ti­ge­träch­ti­gen Ar­bei­ten der Tes­si­ner Ar­chi­tek­ten im 19. Jahr­hun­dert in der Za­ren­stadt St. Pe­ters­burg.

Am 2. Juli 1997 an­läss­lich des 120. Ge­burts­ta­ges er­öff­net, be­her­bergt das erste und bis­her ein­zige Hesse-Mu­seum in der Schweiz wert­volle Zeug­nisse aus dem Le­ben des be­rühm­ten Schrift­stel­lers, der die Jahre von 1919 bis zu sei­nem Tod 1962 hier ver­brachte. Das Haus ist aber auch ein Ort der Be­geg­nung – reich an kul­tu­rel­len An­ge­bo­ten.

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Radiogeschichte auf dem Monte Ceneri

Mu­seo della Ra­dio Monte Ce­neri (c) Ni­cola De­maldi, Ser­tus Image

Die Ge­schichte des Ra­dio­ap­pa­ra­tes von Gu­glielmo Mar­coni aus dem Jahr 1895 kann man bis heute im Tes­sin ent­de­cken. Mög­lich ist dies dank des  Mu­seo della Ra­dio in Ri­vera, in dem Ra­dio­emp­fän­ger und Fern­seh­ge­räte, Teile von Sen­dern, Mess­ge­räte, elek­tro­ni­sche Ven­tile und vie­les mehr aus­ge­stellt sind.

Eine Fach­bi­blio­thek über die Tech­nik und Ge­schichte des Ra­dios run­det das An­ge­bot ab. Au­ßer­dem be­fin­det sich das Mu­seum an ei­nem Ort, der an sich schon eine Ikone ist – näm­lich in der 1933 er­öff­ne­ten „Na­tio­na­len Mit­tel­wel­len-Ra­dio­sta­tion Monte Ce­neri”, die heute zum Kul­tur­erbe des Schwei­zer Kan­tons Tes­sin ge­hört.

Postgeschichte und Eisenbahnromantik

Gal­le­ria Baum­gart­ner (c) Gal­le­ria Baum­gart­ner

Die Gal­le­ria Baum­gart­ner in Mend­ri­sio ist ein Ort, der die Her­zen von Samm­lern und Mo­dell­ei­sen­bahn-Be­geis­ter­ten schnel­ler schla­gen lässt. Sie wurde vor mehr als 20 Jah­ren ge­grün­det und bie­tet ver­schie­dene Mög­lich­kei­ten für Fa­mi­li­en­be­su­che. Wäh­rend ein Be­reich Tau­sen­den von Mo­del­len füh­ren­der Un­ter­neh­men ge­wid­met ist, die ori­gi­nal­ge­treu nach­ge­baut wur­den, be­fin­det sich in ei­nem an­de­ren Be­reich das Post­mu­seum.

Hier fin­det man Hun­derte von Ge­gen­stän­den, die die Ge­schichte ei­nes der be­kann­tes­ten Schwei­zer Bun­des­un­ter­neh­men von 1850 bis heute ge­prägt ha­ben. Ein Groß­teil des aus­ge­stell­ten Ma­te­ri­als, das aus dem zen­tra­len Post­amt von Lu­gano stammt, war ur­sprüng­lich zur Ent­sor­gung be­stimmt. Die Weit­sicht hat hier ein­ma­lige Schätze aus der Ver­gan­gen­heit be­wahrt.

Lebendiges Weltkulturerbe

Re­stauro tras­pa­renti Mend­ri­sio (c) Ti­cino Tu­rismo /​ Luca Cri­velli

Die his­to­ri­schen Pro­zes­sio­nen der Kar­wo­che in Mend­ri­sio ge­hö­ren zum UNESCO-Welt­kul­tur­erbe. Sie muss man ein­fach er­lebt ha­ben. Zur Vor­be­rei­tung, Ver­tie­fung oder ein­fach für ei­nen ers­ten Ein­druck lohnt sich der Be­such im in der Casa Croci. Das Ge­bäude ist selbst ein klei­nes Meis­ter­werk der Ar­chi­tek­tur des 19. Jahr­hun­derts und be­her­bergt heute das Mu­seo del Tras­pa­rente.

Diese Aus­stel­lung ist gänz­lich dem au­ßer­ge­wöhn­li­chen künst­le­ri­schen und his­to­ri­schen Erbe der Re­gion ge­wid­met und prä­sen­tiert die kost­ba­ren Ge­gen­stände, die wäh­rend der Pro­zes­sion in der Kar­wo­che ge­tra­gen wer­den. Hier er­fährt man mehr über die ver­schie­de­nen Ar­ten die­ser trans­pa­ren­ten Licht-Ge­mälde, die den Gläu­bi­gen wie Schau­lus­ti­gen den Weg durch das alte Dorf be­leuch­ten und die Stadt in zau­ber­haf­tem Licht er­strah­len las­sen.

Casa Rotonda – eine Bilderwelt für Zeitreisen

Ar­chi­vio fo­to­gra­fico Do­netta, Cor­zo­neso (c) Blenio Tu­rismo

Im Zeit­al­ter von So­cial Me­dia und ei­lig kon­su­mier­ter Bil­der la­den die Fo­to­gra­fien in der Fon­da­zione Do­netta zu ei­ner Zeit­reise ein. Sie be­her­bergt Wech­sel­aus­stel­lun­gen so­wie Werk und Ar­chiv von Ro­berto Do­netta – ei­nem der be­deu­tends­ten Tes­si­ner Fo­to­gra­fen aus den An­fän­gen des 20. Jahr­hun­derts – und hat ih­ren Sitz in ei­nem au­ßer­ge­wöhn­li­chen Rund­haus aus dem 18. Jahr­hun­dert mit­ten im Blenio­tal in Cor­zo­neso.

Die ak­tu­elle Aus­stel­lung, die bis 12. Mai 2024 zu se­hen ist, trägt den Ti­tel „Grüße aus dem Blenio­tal” und ist Sa­muel Abra­ham Schnegg aus Lau­sanne ge­wid­met. Er führte 1912 im Auf­trag des neu ge­grün­de­ten Ver­eins „Pro Blenio” eine tou­ris­ti­sche Re­por­tage im Tal durch, aus der eine Reihe von Post­kar­ten, eine il­lus­trierte Bro­schüre und ein Al­bum mit Ori­gi­nal­dru­cken ent­stan­den.

Congiunta – Moderne inmitten der Romanik

Gior­nico Mu­seo (c) Schweiz Tou­ris­mus

Un­be­kannte Dör­fer, un­be­rührte Hoch­ebe­nen, ori­gi­nelle Bau­werke und gas­tro­no­mi­sche High­lights: Das Le­ven­ti­na­tal ist wei­ter­hin ein Ge­heim­tipp, denn bei der Durch­fahrt in Rich­tung Sü­den ent­geht den meis­ten der land­schaft­li­che wie kul­tu­relle Reich­tum die­ses gro­ßen Tes­si­ner Ta­les. Bes­tes Bei­spiel ist das Mu­seum La Con­gi­unta.

Das mo­der­nes­Bau­werk des Ar­chi­tek­ten Pe­ter Märkli be­fin­det sich am nörd­li­chen Orts­ein­gang von Gior­nico und be­her­bergt Re­li­efs und Skulp­tu­ren des Zür­cher Künst­lers Hans Jo­seph­sohn, die zwi­schen 1950 und 1991 ent­stan­den sind. Der lange, schmale Be­ton­bau fügt sich in das enge Tal ein und bie­tet ei­nen un­ge­wöhn­li­chen Blick auf diese Ge­gend. Ganz per­sön­lich ist auch der Zu­gang, denn den Schlüs­sel er­hält man in der Ta­verne an der Haupt­straße im Dorf­zen­trum.

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