Museen für Bratwürste, Zwerge und Zusatzstoffe, ein Brunnen für einen Kinderfresser, ein Denkmal für einen Mops, die engste Straße und die größte Christus-Statue der Welt: Wir stellen zehn kuriose Denkmäler und Museen in Europa vor. Wetten, dass Sie von den meisten noch nie gehört haben?
Berlin: Das Museum der Unerhörten Dinge
Alles fing mit einem Fernrohr aus Messing an, das der 11-jährige Roland Albrecht vor seinem Schulkameraden retten wollte. Eine Sammler-Reise begann. Mehr als 20 Jahre später tummeln sich nun viele kleine Dinge mit großer Geschichte im meistbesuchten Museum Berlins – gemessen an der Besucherzahl in Relation zur Museumsfläche. Roland Albrecht führt das Museum der Unerhörten Dinge im Stadtteil Schöneberg bis heute und ermöglicht einen einmaligen Aufenthalt zwischen Schmunzeln und Staunen – von versteinerten Relikten aus der zweiten Eiszeit bis zu einem Foto von der ersten lesbischen Hochzeit im Jahr 1950.
Bern: Der Brunnen des Kinderfressers
Der „Kinderfresser“ war eine weit verbreitete Sagenfigur des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die als Kinderschreck in Erzählungen ihr Unwesen trieb. Auf dem gleichnamigen, bunt bemalten Brunnen in der Berner Altstadt thront ein solcher Kinderfresser mit einer Umhängetasche, in die er unartige Kinder steckt – und gut sichtbar verschlingt er sogar ein Kind. Der „Kindlifresserbrunnen“ wurde im Jahr 1545 von Hans Gieng gefertigt. Ein hölzernes Modell aus dem 15. Jahrhundert musste dafür weichen.
Reutlingen: Die engste Straße der Welt
Die Spreuerhofstraße ist eine Gasse in der Altstadt von Reutlingen und nur knapp 50 Meter lang. Doch sie hat es in sich: Durchschnittlich misst sie eine Breite von 40 Zentimetern – und an der engsten Stelle ist sie sogar nur 31 Zentimeter schmal. Auch der chinesische Staatspräsident soll hier schon den Bauch eingezogen haben, um die abenteuerliche Passage zwischen den alten Häusern zu begehen. Die Straße besteht seit dem Stadtbrand im Jahr 1726 und diente ursprünglich als Fluchtweg. Sie ist nach einem Getreidelager benannt, das einst das Reutlinger Spital versorgte, und gilt seit 2007 ganz offiziell als die „engste Straße der Welt“.
Holzhausen: Ein Museum für die Bratwurst
Wer kennt nicht die traditionelle Thüringer Rostbratwurst? Doch nur, weil man sie schon einmal gegessen hat, weiß man noch längst nicht alles über sie. Davon ist zumindest das erste Deutsche Bratwurstmuseum überzeugt. Unter dem Motto „Heimat ist nicht nur ein Ort, man kann sie auch schmecken“ präsentiert es den Wurst-Star und deckt dazu einige Anekdoten und Kuriositäten rund um die Hintergründe der herzhaften Köstlichkeit auf. Mit Stolz veranstaltet der „Verein der Thüringer Bratwurst e.V.“ zudem ein Bratwurst-Theater und einen Bratwurst-Song-Contest. Auch eine Bratwurst-Sonnenuhr darf nicht fehlen.
Wien: Die Kirche des „Brutalismus“
Als architektonisches Meisterwerk gilt die Wotrubakirche in Wien. Massive Steinblöcke bilden konfus angeordnet ein römisch-katholisches Gotteshaus auf dem Sankt-Georgen-Berg am Rand des Wienerwaldes. Von August 1974 bis Oktober 1976 wurde das Gebäude nach Entwürfen des Bildhauers Fritz Wotruba unter der architektonischen Leitung von Gerhard Mayr erbaut. Schon während der Bauarbeiten versammelten sich die Menschen, um das außergewöhnliche Konstrukt im Stil des Brutalismus zu bestaunen. Die Kirche besteht aus 152 naturbelassenen Betonquadern, die bis zu 13 Meter hoch sind. Licht fällt dabei durch einfache Glasscheiben, die im Inneren schmale, sich überschneidende Lichtbündel ergeben.
Stuttgart: Ein Mops als Loriot-Denkmal
Im Herbst 2013 wurde auf dem Eugensplatz in Stuttgart eine 2,75 Meter hohe Kalksteinsäule eingeweiht. Der Künstler Uli Gsell ehrte damit den deutschen Humoristen Vico von Bülow – besser bekannt als Loriot. Er hatte hier in seinen Jugendjahren gewohnt. Doch was versetzte ganz Stuttgart nur wenige Tage später in schallendes Gelächter? Ein kleiner Mops aus Stein, der auf der Säule stehend anmutig in den Himmel blickte. Mitarbeiter eines Blogs hatten dem Tier ein neues Zuhause gegeben. Als er nach ein paar Tagen wieder verschwand, forderten Fans das Hündchen zurück – und so fertigte Uli Gsell mit Spenden einen neuen Mops aus Bronze an, der nun seit Mai 2014 einen festen Platz auf seiner Loriot-Säule hat.
Świebodzin: Der größte Christus der Welt
Die majestätische Christus-Erlöser-Statue in Rio de Janeiro mit Blick auf den Zuckerhut kennen alle. Doch nur wenige wissen, dass die größte Jesus-Statue der Welt in einer westpolnischen Kleinstadt steht. 2010 wurde die Christus-Figur mit weit ausgebreiteten Armen und einer drei Meter hohen, goldenen Krone auf dem Kopf auf einem steinernen Hügel fertiggestellt und gilt seither als Geheimtipp für einen Trip nach Polen. Sie ist ganze sechs Meter höher als die Attraktion in Brasilien und zweifelsohne auch einfacher zu erreichen. Mit einer beachtlichen Wucht von 440 Tonnen Gewicht soll die Christus-König-Statue die Stadt Świebodzin vor Naturkatastrophen beschützen.
Gräfenroda: Das Museum für die Zwerge
Seit Schneewittchen ist die Faszination für die verschmitzten Männchen mit der roten Zipfelmütze groß. Viele strahlend bunte Exemplare können im Zwergenmuseum in Gräfenroida im Thüringer Wald begutachtet werden – der Geburtsstadt der Gartenzwerge. Von ihrer Entstehung bis zur Einbettung in eine grüne Gartenlandschaft wird hier jeder Schritt des Zwergenlebens zelebriert. Die Tradition der Fertigung von Gartenzwergen aus Ton besteht hier bereits seit 1874 – und so formen sich immer wieder neue Märchengruppen, die nicht nur Kinder in ihren Bann ziehen.
Brüssel: Wenn einer Wasser lässt…
Ein Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt Brüssel ist ein nackter, Wasser lassender Junge. Klingt verrückt, doch die 61 Zentimeter hohe Brunnenfigur des „Manneken Pis“ symbolisiert ehrenhafte Leitmotive, die zu Meinungsfreiheit, Widerstandsgeist und Demokratie aufrufen. 1619 wurde sie vom Brüsseler Bildhauer Jérôme Duquesnoy kreiert. Das Bildnis eines pinkelnden Knaben war jedoch schon seit Jahrhunderten im Herzogtum Brabant bekannt. Heute besitzt „Manneken Pis“ mehr als 950 Kostüme, damit er zu unterschiedlichen Anlässen feierlich gekleidet werden kann – beispielsweise mit dem belgischen Nationaltrikot für Fußball-Länderspiele oder mit einem rockigen Outfit anlässlich des Geburtstags von Elvis Presley.
Hamburg: Das Deutsche Zusatzstoffmuseum
Wer denkt, er kenne die Hansestadt Hamburg schon in- und auswendig, muss sich vielleicht eines Besseren belehren lassen. Denn wer war schon im Deutschen Zusatzstoffmuseum? Unter dem Slogan „Zusatzstoffe gehören ins Museum. Nicht ins Essen“ widmet sich die Ausstellung einem aktuell viel diskutierten Thema. Denn auch in Deutschland sind unzählige Lebensmittelzusätze erlaubt, die tagtäglich auf dem Teller der Menschen landen. Über die Herstellungsweisen, Funktionen, Risiken und Nebenwirkungen klärt das Museum detailliert auf. Mit einer „Kasse der Zusatzstoffe“ und einem ungewöhnlichen Supermarktregal zeigt es auch, was hinter unscheinbaren Pulvern und Flüssigkeiten steckt.