Côte d’Azur für Genießer: Die Wiege der „Cuisine du Soleil“

Die Côte d’Azur an der fran­zö­si­schen Mit­tel­meer­küste gilt als Wiege der „Cui­sine du Sol­eil“. Er­fun­den wurde sie von Au­guste Es­cof­fier. Er re­vo­lu­tio­nierte die ge­ho­bene Gas­tro­no­mie, in­dem er sich an der Er­näh­rung in sei­ner Kin­der­stube ori­en­tierte. Denn die me­di­ter­rane Kü­che ist sim­pel, frisch und ge­sund.

Schon seit je­her grün­det die Kü­che am Mit­tel­meer auf fri­schen Zu­ta­ten. Die Ver­ar­bei­tung lässt sie mög­lichst un­ver­än­dert, so­dass leichte, ge­schmacks­in­ten­sive Ge­richte ent­ste­hen. Mit die­ser Kost ist Au­guste Es­cof­fier un­ter ein­fa­chen Ver­hält­nis­sen in Ville­neuve-Lou­bet an der Côte d’Azur auf­ge­wach­sen. Mit 13 Jah­ren ver­diente er seine Spo­ren im Re­stau­rant sei­nes On­kels in Nizza, ehe ihn sein Ta­lent nach Pa­ris und Lon­don brachte.

Auf den Spuren des Küchengottes

Mu­sée Es­cof­fier in Ville­neuve-Lou­bet (c) P. Gau­they

Im Ge­spann mit Cé­sar Ritz prägte Es­cof­fier die mo­derne fran­zö­si­sche Kü­che nach­hal­tig. Ei­nes sei­ner Werke – der „Guide Cu­lin­aire” – gilt noch heute als die Bi­bel der Kö­che. 1966 starb er in Mo­naco und sein Ge­burts­haus wurde zum Mu­sée Es­cof­fier de l’Art Cu­lin­aire, das ei­nen um­fas­sen­den Über­blick über die fran­zö­si­sche Kü­che und die Kö­che bie­tet, die ihr zu Ruhm ver­hal­fen.

Zehn Räume ber­gen Schätze für Lieb­ha­ber der Gas­tro­no­mie – wie alte Herde und Skulp­tu­ren aus Zu­cker und Scho­ko­lade, aber auch die Eh­ren­le­gi­ons­me­daille, die Es­cof­fier als ers­ter Koch er­hielt. Auch ei­gen­hän­dig ver­fasste Spei­se­kar­ten sind aus­ge­stellt. Sein Ar­beits­zim­mer mit per­sön­li­chen Ex­po­na­ten ist ein Hö­he­punkt. Es gibt aber auch ei­nen in­ter­ak­ti­ven Kin­der­be­reich, der ein spie­le­ri­sches Er­leb­nis er­mög­licht.

Zitronen aus Menton – ein geschütztes Kulturgut

Blick vom Zi­tro­nen­hain auf Men­ton (c) CRT Côte d’Azur France /​ Y. Sa­valle

Seit 2015 hat die Zi­trone aus Men­ton eine ge­schützte geo­gra­fi­sche An­gabe und wird so­gar von Spit­zen­kö­chen ge­fei­ert und ge­för­dert. Der Zi­trus­frucht­an­bau ist in der Ge­gend seit dem 14. Jahr­hun­dert be­legt und flo­rierte bis Mitte des 19. Jahr­hun­derts. In den Spit­zen­jah­ren wur­den bis zu 35 Mil­lio­nen Zi­tro­nen ex­por­tiert. Nach ei­nem Rück­schlag er­lebte die Men­to­ner Zi­trone ab den 1990er-Jah­ren ein Re­vi­val, bis sich nam­hafte Per­so­nen um die An­er­ken­nung als Kul­tur­gut ein­setz­ten.

Die „Gol­dene Frucht von Men­ton” un­ter­schei­det sich von an­de­ren Zi­trone durch ihre läng­li­che Form, die Scha­len­di­cke und den ge­rin­ge­ren Säu­re­ge­halt. Sie wird noch von Hand ge­pflückt und we­der che­misch be­han­delt noch ge­wachst. Au­ßer­dem er­hält sie die Kul­tur­land­schaft und die Ar­ten­viel­falt, da sie im tra­di­tio­nel­len Ter­ras­sen­bau auf Tro­cken­stein­mau­ern ge­deiht.

Ihr pro­mi­nen­teste Bot­schaf­ter ist Ster­ne­koch Mauro Co­lag­reco vom Re­stau­rant „Mi­ra­zur” in Men­ton. Seit 2019 ist er selbst IGP-Er­zeu­ger und zau­bert aus der Frucht gas­tro­no­mi­sche Krea­tio­nen. Zi­trus­frucht-Lieb­ha­ber be­su­chen ei­nen Zi­tro­nen­bau­ern. Dort er­fah­ren sie al­les über das lo­kale Sym­bol und er­hal­ten Tipps für die hei­mi­sche Topf­kul­tur. In Men­ton selbst führt die „Zi­tro­nen­route” zu vie­len Pro­du­zen­ten, die mit der Frucht ar­bei­ten. Der Hö­he­punkt bleibt aber das all­jähr­li­che Zi­tro­nen­fest im Fe­bruar mit den zi­tro­ni­gen Cor­sos.

Echte Gerichte aus Nizza genießen

Die Socca von The­resa in Nizza ist welt­be­kannt (c) CRT Côte d’Azur France /​ C. Moi­renc

Nizza ist eine der we­ni­gen Städte Frank­reichs, de­ren Name di­rekt mit dem Na­men ei­ner re­gio­na­len Kü­che ver­bun­den ist. Tat­säch­lich ist die Kü­che in der gan­zen Ge­gend um Nizza, das frü­her zwi­schen dem da­ma­li­gen Sa­voyen und der Pro­vence lag, von bei­den Sei­ten be­ein­flusst. Viele Ge­richte fin­det man nur in Nizza und Um­ge­bung – wie bei­spiels­weise die „Socca”.

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Das ty­pi­sche Street­food aus Nizza ist eine Art Pfann­ku­chen aus Ki­cher­erb­sen­mehl, der im Holz­ofen ge­ba­cken wird. Die „Pis­sa­la­dière” ist ein Zwie­bel­ku­chen auf He­fe­teig mit Sar­del­len und Oli­ven. Der „Sa­lade Ni­çoise” ge­hört hin­ge­gen zu den po­pu­lärs­ten Spe­zia­li­tä­ten und be­nö­tigt wohl keine wei­tere Er­klä­rung.

„Pan Ba­gnat” ist „Sa­lade Ni­çoise” im Bröt­chen, das gut mit Oli­venöl durch­tränkt ist. Eher un­be­kannt dürfte die „Tourte de Blet­tes” sein. Da­bei han­delt es sich ent­we­der um eine def­tige Quiche mit Man­gold oder um die süße Va­ri­ante mit Man­gold, Ro­si­nen und Pi­ni­en­ker­nen. Wer die echte Niz­zaer Kü­che kos­ten möchte, geht in ein Re­stau­rant mit dem La­bel „Cui­sine Nis­sarde, le re­spect de la tra­di­tion”. Man­che bie­ten so­gar Koch­kurse an.

Feste für den Gaumen

Koch-Wett­be­werb an den Etoi­les de Moug­ins (c) 2022 Live­and­Shoot by Aline Gé­rard

Ess­kul­tur hat in Frank­reich ei­nen sehr ho­hen Stel­len­wert, auch an der Côte d’Azur. Jähr­lich gibt es ei­nen Rei­gen an Ver­an­stal­tun­gen, die lo­kale Spe­zia­li­tä­ten oder die Ku­li­na­rik ins­ge­samt fei­ern. Mitte Ok­to­ber ver­sam­melt zum Bei­spiel das Gas­tro­fes­ti­val „Ku­li­na­ri­ker” in ei­nem ori­gi­nel­len Rah­men in Eze zu den „Gourmand’eze”.

In den en­gen Gas­sen des Dörf­chens zau­bern dann mehr als 80 Kü­chen­chefs mit Rang und Na­men, aber auch junge Koch­stars ihre Krea­tio­nen auf die Tel­ler. Mitte No­vem­ber folgt der „Sa­lon Sa­ve­urs et Ter­ro­irs” in Man­de­lieu-La Na­poule. Die Be­su­cher tref­fen dort bei Gour­met-Mee­tings auf Kä­se­af­fi­neure und Pro­du­zen­ten von Ter­ri­nen, Spi­ri­tuo­sen, Scho­ko­lade und vie­lem mehr.

In Thé­oule-sur-Mere steht im Fe­bruar der Fisch im Vor­der­grund. Seit 23 Jah­ren fei­ern die Re­stau­ra­teure hier die „Ker­messe aux Pois­sons”. Bei ei­nem Acht-Gänge-Menü ge­nie­ßen die Gäste die Spe­zia­li­tä­ten der di­ver­sen Gast­ge­ber. Zu ei­nem der größ­ten Tref­fen der Spit­zen­kö­che Frank­reichs avan­cierte mitt­ler­weile das Fes­ti­val „Les Etoi­les de Moug­ins”, das im Sep­tem­ber den hal­ben Mi­che­lin-Ster­nen­him­mel ver­sam­melt.

Gourmet-Wandern an der Côte d’Azur

Ein­kehr an der Côte d’Azur (c) CRT Côte d’Azur France /​ J. Ke­lag­opian

Wer gerne isst, sollte Be­we­gung nicht au­ßer Acht las­sen. Um die me­di­ter­rane Kost wie­der zu ver­ar­bei­ten, war­ten an der Côte d’Azur viele wun­der­schöne Wan­de­run­gen von leicht bis schwer. Das Früh­jahr ist da­für eine ge­eig­nete Jah­res­zeit: Das Klima ist mil­der als bei uns und die Sonne zeigt sich im Sü­den auch öf­ters.

Pas­send dazu hat der Au­tor Mi­chael Well­hau­sen die achte Auf­lage des Ro­ther Wan­der­füh­rers Côte d’Azur voll­stän­dig neu re­cher­chiert. Ob hoch oben in den See­al­pen, im pro­ven­za­li­schen Mit­tel­land oder gleich an der Küste: Der Wan­der­füh­rer schlägt ins­ge­samt 50 ab­wechs­lungs­rei­che Tou­ren mit pas­sen­den Ein­kehr­tipps vor. Zu­sätz­li­che Ori­en­tie­rung schaf­fen die GPS-Da­ten zum Down­load.

www.cotedazurfrance.fr

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