Die Niederlande haben mit dem Eise-Eisinga-Planetarium in Franeker in der Provinz Friesland seit einigen Monaten ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe. Damit gibt es nun im Königreich bereits 13 Welterbestätten - davon zwölf in den Niederlanden und eine auf Curaçao in der Karibik.
Für die Provinz Friesland ist es bereits die vierte UNESCO-Welterbestätte. So gehören auch das Dampfpumpwerk Woudagemaal bei Lemmer, das Wattenmeer und die Kolonien der Barmherzigkeit dazu.
Das Königliche Eise-Eisinga-Planetarium – so sein vollständiger Name – ist das älteste funktionierende Planetarium der Welt. Zwischen 1774 und 1781 baute der hochbegabte niederländische Amateur-Astronom Eise Eisinga, der eigentlich im Textilhandwerk als Wollkämmer sein Einkommen verdiente, ein bewegliches Modell des Sonnensystems.
„Wir haben im Jahr 2003 mit der Nominierung begonnen, und es ist natürlich großartig, dass das Planetarium von Eise Eisinga 20 Jahre später nun tatsächlich in die Liste des Welterbes aufgenommen wurde. Eise Eisinga hat es verdient.“
Adrie Warmenhoven, Direktor des Eise-Eisinga-Planetarium
Damit es auch in sein kleines Wohnzimmer passte, verwendete er einen Maßstab von 1:1.000.000.000.000. In Worten: eins zu einer Billion. Ein Millimeter entspricht damit einer Million Kilometer. Das Modell befindet sich noch immer in seinem ursprünglichen Zustand und steht dem Publikum das ganze Jahr über offen.
Eise Eisinga, der von 1744 bis 1828 lebte, kam auf die Idee, das Planetarium zu bauen, um eine zeitgenössische Prophezeiung zu widerlegen. Diese besagte, dass sich einige Planeten auf Kollisionskurs befänden und daher das Ende der Welt unmittelbar bevorstehe. Er hoffte, mit seinem Modell das Gegenteil nachzuweisen und seinen Landsleuten die Ängste vor zukünftigen Apokalypsen zu nehmen.
Er war kein Wissenschaftler im klassischen Sinne, sondern ein hochintelligenter Autodidakt, der lediglich die Grundschule besucht hatte und sich sein enormes Wissen selbst angeeignet hatte. Das Planetarium baute er mit Unterstützung seines Vaters und Bruders in sieben Jahren – ganz auf eigene Initiative und in erster Linie abends und nachts, da er tagsüber seinen Wollkämmer-Betrieb leitete.
Eisingas Werk war so außergewöhnlich, dass ein Professor der Universität von Franeker, Jan Hendrik van Swinden, nach einem Besuch des Planetariums ein ganzes Buch darüber schrieb und Eisinga bat, Gastvorlesungen abzuhalten. Auch König Wilhelm I. besuchte das Planetarium gemeinsam mit seinem Sohn, Prinz Friedrich der Niederlande, im Jahr 1818.
Einige Jahre später – im Jahr 1825 – erwarb er es um eine damals sehr hohe Summe für das Reich und verlieh ihm den Titel „Königliches Eise-Eisinga-Planetarium”. Eise Eisinga durfte dort wohnen bleiben und erhielt ein jährliches Honorar, um es in Betrieb zu halten und zu warten. Er starb 1828 im Alter von 84 Jahren. 1859 schenkte der Staat das Planetarium der Gemeinde Franeker.