Die Geschichte eines Strandes hat bei Sonnenanbetern in der Regel nur geringe Bedeutung. Dabei wandelt so mancher Urlauber auf den Spuren eines römischen Kaisers oder entspannt sich an mythischen Orten der Antike, ohne sich dessen bewusst zu sein. HolidayCheck stellt sieben Strände vor, die ebenso schön wie geschichtsträchtig sind.
Italien: Kaiserliche Ferien auf der Insel
Besucher des Strandes Chiaia di Luna auf der Insel Ponza in Italien betreten ein Stück Geschichte: Schon der römische Kaiser Tiberius pflegte hier seine Urlaube zu verbringen. Das zeigt schon der Zugang, denn der Strand ist nur über einen 168 Meter langen Tunnel aus der römischen Zeit zu erreichen. Später wurde die Insel häufig als Ort der Verbannung genutzt.
So wurde etwa Benito Mussolini im Jahr 1943 kurzzeitig hier interniert – und Papst Sileverius durfte sie nach seiner Ausweisung nie wieder verlassen. Heute ist Ponza vor allem bei Tauchern beliebt und lockt Besucher mit seinem malerischen Hafen und den weißen Tuffsteinfelsen. Die Insel liegt weit vor der italienischen Küste im Tyrrhenischen Meer – etwa auf halbem Weg zwischen Rom und Neapel.
Frankreich: Denkmäler und Wellenreiten
Die meisten Strandspaziergänger am Küstenabschnitt bei Colleville-sur-Mer und Saint-Laurent-sur-Mer dürften wissen, welche Bedeutung der französische Boden unter ihren Füßen für das Weltgeschehen hatte. Denn dank mehrerer Denkmäler ist die Vergangenheit auch heute noch sichtbarer Bestandteil der Szenerie.
Der Omaha Beach in der Normandie steht nämlich für einen entscheidenden Tag der Kriegsgeschichte – den „D‑Day“: Am 6. Juni 1944 landeten hier US-amerikanische Truppen im Rahmen der „Operation Neptune“. Neben Geschichtsinteressierten verbringen mittlerweile vor allem Golfer und Naturliebhaber ihren Urlaub in der Gegend – und auch Wellenreiter schätzen die Region.
Deutschland: Monumentalbau an der Ostsee
Ein gigantisches Bauwerk von mehr als vier Kilometern Länge finden die Besucher am Strand von Prora auf der Insel Rügen vor: Nur wenige Meter vom Meer getrennt, hatten hier die Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren eine riesige Ferienanlage errichtet. Der „Koloss von Rügen“ wurde jedoch nie fertiggestellt.
Stattdessen wurde die Anlage im Laufe der Jahrzehnte erst durch die Rote Armee, dann durch die Nationale Volksarmee der DDR und schließlich durch die Bundeswehr genutzt. Heute erstrahlt das Bauwerk im neuen Glanz: In einem Teil des Gebäudes wurden moderne Eigentumswohnungen mit Blick auf den nur 150 Meter entfernten Ostseestrand errichtet. Dieser ist für Rügen-Besucher frei zugänglich und bietet sogar eigene Bereiche für FKK-Urlauber und Badende mit Hund.
Mauritius: Paradiesisches Piratennest
Paradiesische Strände, türkisblaues Wasser und tropische Vegetation prägen Mauritius. Die heutige Trauminsel im Indischen Ozean blickt jedoch auch auf weniger paradiesische Zeiten zurück: Von 1710 bis 1715 war sie ein berüchtigter Zufluchtsort für Piraten. Wo sich heute Urlauber an den Stränden sonnen, brachten einst Seeräuber ihre Beute an Land. Erst die Franzosen beendeten das Treiben der Freibeuter und erklärten Mauritius zu ihrer Kolonie.
Eine wesentlich traurigere Geschichte erzählt der 556 Meter hohe Le Morne Brabant im Südwesten der Insel, auf dem sich im 19. Jahrhundert viele geflohene Sklaven versteckten. Als die Polizei ihnen am 1. Februar 1835 das Ende der Sklaverei verkünden wollte, stürzten sich viele aus Angst, wieder gefangen zu werden, in die Tiefe.
Heute kann man den Le Morne Brabant, der inzwischen als Kulturlandschaft zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, mit nicht allzu viel Mühe besteigen und genießt dann von oben einen beeindruckenden Blick über Mauritius und auf einige der schönsten Strände und teuersten Hotels der Insel, die am Fuß des Berges liegen.
Trinidad: Der wahre Fluch der Karibik
Dass die Karibik nicht immer zu positiven Sehnsuchtsträumen einlud, beweist die zu Trinidad & Tobago gehörende Insel Chacachacare. Zahlreiche Gruselgeschichten ranken sich um die ehemalige Lepra-Kolonie. Einheimische berichten von verstoßenen Kranken, die seit Jahrhunderten umher geistern, um endlich ihren Frieden zu finden.
Offiziell gilt die Insel allerdings als unbewohnt und bei Einheimischen und Urlaubern als beliebtes Ausflugsziel. Kaum vorstellbar, dass an diesem heute fast menschenleeren Ort im 18. Jahrhundert ein reges Treiben herrschte. Damals diente Chacachacare nämlich auch als Basis für den Baumwollhandel.
Griechenland: Wo Zeus zum Stier wurde
Fans der antiken Mythologie sollten den Strand von Matala auf der griechischen Insel Kreta besuchen: Einer Überlieferung zufolge ist hier der Zeus mit seiner angebeteten „Europa“ an Land gegangen, nachdem er sie entführt hatte. Um der Eifersucht seiner Frau Hera zu entgehen, verwandelte sich Zeus in einen Stier und konnte so der schönen Königstochter näher kommen.
Der Sage nach trug er sie in seiner Tiergestalt auf dem Rücken vom libanesischen Sidon durch das Meer bis Matala, wo er sich schließlich zurückverwandelte. In den 1960er- und 1970er-Jahren war Matala ein bekannter Hippie-Ort, den auch Prominente wie Bob Dylan besuchten. Dieser entspannte Lifestyle ist auch heute noch zu spüren.
Thailand: Der Kino-Traumstrand
Die berühmteste Strand-Kulisse der Filmgeschichte ist wohl die „Maya Bay“ auf der Insel Ko Phi Phi Le in Thailand. Der rund 250 Meter lange und 15 Meter breite Sandstrand inmitten einer türkisblauen Bucht ist seit dem Film „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio aus dem Jahr 2000 in aller Munde – und der Drehort ist auch in Wirklichkeit so schön wie im Film.
Weil die bis zu 6.000 Touristen pro Tag erhebliche Schäden an den Korallen verursachten, wurde die Bucht im Juni 2018 von den thailändischen Behörden für vier Jahre für alle Besucher geschlossen, damit sich die Tier- und Pflanzenwelt wieder erholen konnte – und dieses Ziel soll auch erreicht worden sein.
Im Jänner 2022 wurde die Maya Bay jedenfalls wieder geöffnet. Die Zahl der Besucher pro Tag ist seither allerdings streng limitiert und es wurde auch ein neuer Pier auf der Rückseite der Insel errichtet, damit die Bucht und der Strand künftig frei von Booten bleiben. Ob damit wieder ein Gleichgewicht zwischen Tourismus und Naturschutz erreicht wurde, wird sich zeigen …
Autor: Wolfgang Tropf
Wolfgang ist seit 26 Jahren als Reisejournalist tätig. In dieser Zeit hat er insgesamt 2.700 Tage auf Reisen im Ausland verbracht und dabei 118 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – die meisten davon mehrfach. Worüber er hier auf travel4news schreibt, kennt er daher fast immer aus eigenen Erfahrungen.