Von Kaisern und Göttern: Strände, die Geschichte schrieben

Die Ge­schichte ei­nes Stran­des hat bei Son­nen­an­be­tern in der Re­gel nur ge­ringe Be­deu­tung. Da­bei wan­delt so man­cher Ur­lau­ber auf den Spu­ren ei­nes rö­mi­schen Kai­sers oder ent­spannt sich an my­thi­schen Or­ten der An­tike, ohne sich des­sen be­wusst zu sein. Ho­li­day­Check stellt sie­ben Strände vor, die ebenso schön wie ge­schichts­träch­tig sind.

Italien: Kaiserliche Ferien auf der Insel

Chi­aia di Luna (c) 4thebirds /​ shutterstock.com

Be­su­cher des Stran­des Chi­aia di Luna auf der In­sel Ponza in Ita­lien be­tre­ten ein Stück Ge­schichte: Schon der rö­mi­sche Kai­ser Ti­be­rius pflegte hier seine Ur­laube zu ver­brin­gen. Das zeigt schon der Zu­gang, denn der Strand ist nur über ei­nen 168 Me­ter lan­gen Tun­nel aus der rö­mi­schen Zeit zu er­rei­chen. Spä­ter wurde die In­sel häu­fig als Ort der Ver­ban­nung ge­nutzt.

So wurde etwa Be­nito Mus­so­lini im Jahr 1943 kurz­zei­tig hier in­ter­niert – und Papst Si­le­ve­rius durfte sie nach sei­ner Aus­wei­sung nie wie­der ver­las­sen. Heute ist Ponza vor al­lem bei Tau­chern be­liebt und lockt Be­su­cher mit sei­nem ma­le­ri­schen Ha­fen und den wei­ßen Tuff­stein­fel­sen. Die In­sel liegt weit vor der ita­lie­ni­schen Küste im Tyr­rhe­ni­schen Meer – etwa auf hal­bem Weg zwi­schen Rom und Nea­pel.

Frankreich: Denkmäler und Wellenreiten

Omaha Beach /​ Nor­man­die (c) An­drey Sa­rym­sa­kov /​ shutterstock.com

Die meis­ten Strand­spa­zier­gän­ger am Küs­ten­ab­schnitt bei Col­le­ville-sur-Mer und Saint-Lau­rent-sur-Mer dürf­ten wis­sen, wel­che Be­deu­tung der fran­zö­si­sche Bo­den un­ter ih­ren Fü­ßen für das Welt­ge­sche­hen hatte. Denn dank meh­re­rer Denk­mä­ler ist die Ver­gan­gen­heit auch heute noch sicht­ba­rer Be­stand­teil der Sze­ne­rie.

Der Omaha Beach in der Nor­man­die steht näm­lich für ei­nen ent­schei­den­den Tag der Kriegs­ge­schichte – den „D‑Day“: Am 6. Juni 1944 lan­de­ten hier US-ame­ri­ka­ni­sche Trup­pen im Rah­men der „Ope­ra­tion Nep­tune“. Ne­ben Ge­schichts­in­ter­es­sier­ten ver­brin­gen mitt­ler­weile vor al­lem Gol­fer und Na­tur­lieb­ha­ber ih­ren Ur­laub in der Ge­gend – und auch Wel­len­rei­ter schät­zen die Re­gion.

Deutschland: Monumentalbau an der Ostsee

Prora (c) beck­art /​ shutterstock.com

Ein gi­gan­ti­sches Bau­werk von mehr als vier Ki­lo­me­tern Länge fin­den die Be­su­cher am Strand von Prora auf der In­sel Rü­gen vor: Nur we­nige Me­ter vom Meer ge­trennt, hat­ten hier die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten in den 1930er-Jah­ren eine rie­sige Fe­ri­en­an­lage er­rich­tet. Der „Ko­loss von Rü­gen“ wurde je­doch nie fer­tig­ge­stellt.

Statt­des­sen wurde die An­lage im Laufe der Jahr­zehnte erst durch die Rote Ar­mee, dann durch die Na­tio­nale Volks­ar­mee der DDR und schließ­lich durch die Bun­des­wehr ge­nutzt. Heute er­strahlt das Bau­werk im neuen Glanz: In ei­nem Teil des Ge­bäu­des wur­den mo­derne Ei­gen­tums­woh­nun­gen mit Blick auf den nur 150 Me­ter ent­fern­ten Ost­see­strand er­rich­tet. Die­ser ist für Rü­gen-Be­su­cher frei zu­gäng­lich und bie­tet so­gar ei­gene Be­rei­che für FKK-Ur­lau­ber und Ba­dende mit Hund.

Mauritius: Paradiesisches Piratennest

Le Morne Bra­bant /​ Mau­ri­tius (c) My­ros­lava Bozhko /​ shutterstock.com

Pa­ra­die­si­sche Strände, tür­kis­blaues Was­ser und tro­pi­sche Ve­ge­ta­tion prä­gen Mau­ri­tius. Die heu­tige Traum­in­sel im In­di­schen Ozean blickt je­doch auch auf we­ni­ger pa­ra­die­si­sche Zei­ten zu­rück: Von 1710 bis 1715 war sie ein be­rüch­tig­ter Zu­fluchts­ort für Pi­ra­ten. Wo sich heute Ur­lau­ber an den Strän­den son­nen, brach­ten einst See­räu­ber ihre Beute an Land. Erst die Fran­zo­sen be­en­de­ten das Trei­ben der Frei­beu­ter und er­klär­ten Mau­ri­tius zu ih­rer Ko­lo­nie.

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Eine we­sent­lich trau­ri­gere Ge­schichte er­zählt der 556 Me­ter hohe Le Morne Bra­bant im Süd­wes­ten der In­sel, auf dem sich im 19. Jahr­hun­dert viele ge­flo­hene Skla­ven ver­steck­ten. Als die Po­li­zei ih­nen am 1. Fe­bruar 1835 das Ende der Skla­ve­rei ver­kün­den wollte, stürz­ten sich viele aus Angst, wie­der ge­fan­gen zu wer­den, in die Tiefe.

Heute kann man den Le Morne Bra­bant, der in­zwi­schen als Kul­tur­land­schaft zum UNESCO-Welt­kul­tur­erbe ge­hört, mit nicht allzu viel Mühe be­stei­gen und ge­nießt dann von oben ei­nen be­ein­dru­cken­den Blick über Mau­ri­tius und auf ei­nige der schöns­ten Strände und teu­ers­ten Ho­tels der In­sel, die am Fuß des Ber­ges lie­gen.

Trinidad: Der wahre Fluch der Karibik

Cha­cachacare (c) Altin Os­ma­naj /​ shutterstock.com

Dass die Ka­ri­bik nicht im­mer zu po­si­ti­ven Sehn­suchts­träu­men ein­lud, be­weist die zu Tri­ni­dad & To­bago ge­hö­rende In­sel Cha­cachacare. Zahl­rei­che Gru­sel­ge­schich­ten ran­ken sich um die ehe­ma­lige Le­pra-Ko­lo­nie. Ein­hei­mi­sche be­rich­ten von ver­sto­ße­nen Kran­ken, die seit Jahr­hun­der­ten um­her geis­tern, um end­lich ih­ren Frie­den zu fin­den.

Of­fi­zi­ell gilt die In­sel al­ler­dings als un­be­wohnt und bei Ein­hei­mi­schen und Ur­lau­bern als be­lieb­tes Aus­flugs­ziel. Kaum vor­stell­bar, dass an die­sem heute fast men­schen­lee­ren Ort im 18. Jahr­hun­dert ein re­ges Trei­ben herrschte. Da­mals diente Cha­cachacare näm­lich auch als Ba­sis für den Baum­woll­han­del.

Griechenland: Wo Zeus zum Stier wurde

Ma­tala (c) Ge­or­gios Tsich­lis /​ shutterstock.com

Fans der an­ti­ken My­tho­lo­gie soll­ten den Strand von Ma­tala auf der grie­chi­schen In­sel Kreta be­su­chen: Ei­ner Über­lie­fe­rung zu­folge ist hier der Zeus mit sei­ner an­ge­be­te­ten „Eu­ropa“ an Land ge­gan­gen, nach­dem er sie ent­führt hatte. Um der Ei­fer­sucht sei­ner Frau Hera zu ent­ge­hen, ver­wan­delte sich Zeus in ei­nen Stier und konnte so der schö­nen Kö­nigs­toch­ter nä­her kom­men.

Der Sage nach trug er sie in sei­ner Tier­ge­stalt auf dem Rü­cken vom li­ba­ne­si­schen Si­don durch das Meer bis Ma­tala, wo er sich schließ­lich zu­rück­ver­wan­delte. In den 1960er- und 1970er-Jah­ren war Ma­tala ein be­kann­ter Hip­pie-Ort, den auch Pro­mi­nente wie Bob Dy­lan be­such­ten. Die­ser ent­spannte Life­style ist auch heute noch zu spü­ren.

Thailand: Der Kino-Traumstrand

Maya Bay (c) tra­vel by tropf

Die be­rühm­teste Strand-Ku­lisse der Film­ge­schichte ist wohl die „Maya Bay“ auf der In­sel Ko Phi Phi Le in Thai­land. Der rund 250 Me­ter lange und 15 Me­ter breite Sand­strand in­mit­ten ei­ner tür­kis­blauen Bucht ist seit dem Film „The Beach“ mit Leo­nardo Di­Ca­prio aus dem Jahr 2000 in al­ler Munde – und der Dreh­ort ist auch in Wirk­lich­keit so schön wie im Film.

Weil die bis zu 6.000 Tou­ris­ten pro Tag er­heb­li­che Schä­den an den Ko­ral­len ver­ur­sach­ten, wurde die Bucht im Juni 2018 von den thai­län­di­schen Be­hör­den für vier Jahre für alle Be­su­cher ge­schlos­sen, da­mit sich die Tier- und Pflan­zen­welt wie­der er­ho­len konnte – und die­ses Ziel soll auch er­reicht wor­den sein.

Im Jän­ner 2022 wurde die Maya Bay je­den­falls wie­der ge­öff­net. Die Zahl der Be­su­cher pro Tag ist seit­her al­ler­dings streng li­mi­tiert und es wurde auch ein neuer Pier auf der Rück­seite der In­sel er­rich­tet, da­mit die Bucht und der Strand künf­tig frei von Boo­ten blei­ben. Ob da­mit wie­der ein Gleich­ge­wicht zwi­schen Tou­ris­mus und Na­tur­schutz er­reicht wurde, wird sich zei­gen …

Autor: Wolfgang Tropf

Wolf­gang ist seit 26 Jah­ren als Rei­se­jour­na­list tä­tig. In die­ser Zeit hat er ins­ge­samt 2.700 Tage auf Rei­sen im Aus­land ver­bracht und da­bei 118 der 193 in der UNO ver­tre­te­nen Län­der be­sucht – die meis­ten da­von mehr­fach. Wor­über er hier auf travel4news schreibt, kennt er da­her fast im­mer aus ei­ge­nen Er­fah­run­gen.

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