Golden Gate Bridge, Schloss Versailles, Petersdom: Weltberühmte Sehenswürdigkeiten sind vor allem deshalb weltberühmt, weil sie einzigartig sind. Einige haben aber auch „touristische Zwillinge”, die ihnen fast zum Verwechseln ähnlich sehen: Travelcircus hat die interessantesten Doppelgänger in Deutschland ausfindig gemacht.
Arc de Triomphe in München
Mit ihren zahlreichen Luxusläden und dem berühmten Triumphbogen als Krönung gehört die Champs-Élysées zweifellos zu den schönsten Straßen der Welt. Zwischen 1806 und 1836 errichtet, wurde der Arc de Triomphe einst von Kaiser Napoleon zur Verherrlichung seiner Siege in Auftrag gegeben und unter der Regierung des „Bürgerkönigs” Louis-Philippe am 29. Juli 1836 feierlich eingeweiht. Heute ist das 49,54 Meter hohe Denkmal eines der beliebtesten Fotomotive in Paris.
Doch Sie müssen für den Triumphbogen nicht extra nach Paris reisen – schließlich finden Sie seinen „touristischen Zwilling” quasi direkt vor der Tür: Das 1843 bis 1850 errichtete Siegestor in München ragt zwar „nur” 24 Meter in die Höhe, bietet aber ein ebenso gutes Fotomotiv wie sein großer Bruder. Wie der Triumphbogen steht es auch am Ende einer Prachtstraße – in diesem Fall der Ludwigstraße. Fast noch mehr Ähnlichkeit hat das Siegestor in München allerdings mit dem weniger bekannten Arc de Triomphe du Carrousel, der ebenfalls in Paris zu finden ist.
Petersdom in Potsdam
Der Petersdom in Rom wurde vermutlich über dem Grab des Heiligen Petrus errichtet. Mit einer Bauzeit von 120 Jahren vereint er die Stilepochen der Renaissance, des Manierismus und des Barock. Unter der Leitung von Michelangelo entstand schließlich die grüne Kuppel, die mit einer Höhe von 43 Metern und einem Durchmesser von 42 Metern schon von weitem über dem Vatikan erstrahlt. Ganze 551 Stufen müssen Sie erklimmen, bevor es dort oben endlich heißt: Aussicht genießen!
Doch warum bis nach Italien reisen, wenn auch in Potsdam eine wunderbare Kirche wartet? Direkt am Alten Markt gegenüber dem Landtagsgebäude hat sich die um 1850 erbaute (allerdings evangelische) Kirche St. Nikolai als unentbehrlicher Bestandteil der Potsdamer Skyline etabliert. Ähnlich wie der Petersdom trägt ihre grüne Kuppel ein vergoldetes Kreuz, das eine Weltkugel überragt – und ähnlich wie im Petersdom dürfen die Besucher seit 2010 auch den Ausblick von einer Aussichtsplattform genießen.
Colorado River Horseshoe im Saarland
Mächtig und elegant zugleich durchfließt der Colorado River im US-Bundesstaat Arizona eine hufeisenförmige Flussschlinge, die als „Colorado River Horseshoe” weltberümt wurde. Als größter Fluss im Südwesten Nordamerikas bahnen sich die Wassermassen des Colorado River zuvor bereits ihren Weg durch den etwa 100 Meilen entfernten Grand Canyon. Um den „Horseshoe” in seiner Ganzheit zu betrachten, können die Besucher nach einem Fußweg von nur einem Kilometer eine Aussichtsplattform erreichen. Doch Achtung: Hier gibt es keine Absperrung! Die steilen Felswände führen 300 Meter in die Tiefe…
Blicken die Besucher auf die Saarschleife, wirkt es fast, als würden sie sich in einem grün bewachsenen, idyllischen Arizona befinden. Aber für diese Aussicht muss man nicht erst 9.000 Kilometer fliegen, denn sie findet sich mitten im Saarland. Wer die Saarschleife besucht, sollte sich dort auch den Baumwipfelpfad nicht entgehen lassen. Knapp 1.250 Meter windet er sich entlang der Saarschleife und erreicht dabei Höhen von bis zu 23 Meter. Highlight ist der Aussichtsturm, dessen 42 Meter hohe Plattform den Blick auf die Saarschleife, den Nationalpark Saar-Hunsrück und teils sogar auf das französische Vogesen-Gebirge freigibt.
Versailles in Bayern
Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts diente Schloss Versailles nahe Paris als Jagdschloss von Ludwig XIII., bis es sich unter seinem Sohn Ludwig XIV. in ein Symbol der Monarchie verwandelte. Auf einer Fläche von 51.000 Quadratmetern vereint es prunkvoll Elemente aus Hoch- und Spätbarock. Allein die Frontfassade ist rund 700 Meter lang – ganz zu schweigen vom angrenzenden Park, der 800 Hektar umfasst. Genug Platz also, um die rund 5.000 Menschen unterzubringen, die in der Blütezeit gleichzeitig im Schloss lebten.
Mitten auf der größten Insel des Chiemsees gelegen, zeugt das Schloss Herrenchiemsee bis heute von der Verehrung der französischen Monarchie in Bayern. Unter Ludwig II. wurde das bayerische Domizil nach dem Vorbild von Versailles errichtet – aus Hochachtung gegenüber Ludwig XIV. Die Bauarbeiten endeten mit dem Tod des bayerischen Königs – und das Schloss wurde auch nie fertiggestellt. Stattdessen hat man sogar einige Bauelemente wieder abgetragen. Heute dienen die Räumlichkeiten als Museum über das Leben von König Ludwig II.
Hobbiton in Sachsen-Anhalt
Neuseeland gilt als Traumziel für alle Fans von „Herr der Ringe”, die hier die Drehorte der beliebten Trilogie von J.R.R. Tolkien einmal mit eigenen Augen sehen wollen. Nach den Dreharbeiten entschied man sich dazu, das Set schlichtweg stehen zu lassen und Filmliebhabern ein Andenken zu schaffen. Seither kümmern sich Gärtner um den Erhalt vom “Auenland”. Insgesamt 44 Hobbithäuser verteilen sich auf dem Farmgelände nahe Hamilton und entzücken durch bunte Elemente und liebevolle Details.
Dass man für einen Besuch der Heimat von Frodo, Samweis und Co. nicht gleich um die halbe Welt fliegen muss, beweisen die Höhlenwohnungen in Sachsen-Anhalt. Im Harz – genauer in Halberstadt – laden zwölf davon zu einer Reise nach Mittelerde ein. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts entstand hier die erste Höhlenwohnung. Die anderen folgten knapp 70 Jahre später aufgrund des Wohnungsmangels in Halberstadt. Anders als in Hobbiton wurden die Höhlenwohnungen also tatsächlich bewohnt – nur nicht von Hobbits. 1916 zog die letzte Familie aus. Seit 1990 können Besucher das Leben der Höhlenbewohner nachempfinden und die ehemaligen Wohnungen besichtigen.
Grand Central Station in Leipzig
In Filmen wie „The Avengers”, „Armageddon” und „I am Legend” diente die Grand Central Station in Manhattan als Schauplatz. Seither zieht sie jährlich unzählige Besucher in ihren Bann. 1913 eingeweiht, gilt Grand Central mit 67 Gleisen und 44 Bahnsteigen noch immer als der größte Bahnhof der Welt. Besonderes Highlight ist die prunkvolle Haupthalle mit ihren riesigen Fenstern und dem geschwungenen Dach. Wer einen Blick nach oben wagt, wird ebenfalls belohnt: Die Deckenbemalung zeigt ein Sternbild, das in zwölf Jahren aufwändig restauriert wurde. Nice to know: Die damaligen Künstler malten es falsch herum.
Mit 83.640 Quadratmetern macht der „touristische Zwilling” der Grand Central Station in Leipzig seinem Bruder in New York zumindest etwas Konkurrenz, für die man aber auch keine 6.000 Kilometer fliegen muss. Immerhin gilt der Leipziger Hauptbahnhof flächenmäßig als größter Kopfbahnhof Europas. Auf 21 Bahnsteigen warten täglich bis zu 120.000 Reisende auf ihre Züge. Filmtechnisch fällt Leipzig gegenüber der Grand Central Station ebenfalls nicht ganz ab. So diente der Hauptbahnhof schon öfters als Schauplatz der Kriminalserie „Soko Leipzig” und des Leipziger „Tatorts”. Auch im Filmklassiker „Das fliegende Klassenzimmer” (2003) ist er zu sehen.
Das Disneyschloss in Bayern
Ein Highlight für jeden Märchen-Liebhaber findet sich im Walt Disney World Resort nahe Orlando in Florida. Sein berühmtes Cinderella-Schloss ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch das Symbol der Disney Company. Stolze 56 Meter ragt es empor und beeindruckt mit 27 Türmen und einem typisch märchenhaften Antlitz. Besonders interessant: Gestaltet wurde das Schloss nach den Vorbildern verschiedenster europäischer Schlösser – allen voran Schloss Neuschwanstein.
Warum also nach Orlando reisen, wenn in Bayern das Vorbild wartet? Mit dem berühmten Schloss Neuschwanstein erwartet die Besucher schließlich auch eine weltbekannte Sehenswürdigkeit. Gelegen in Hohenschwangau, wurde das Schloss 1869 als idealisierte Ritterburg für König Ludwig II erbaut. Dieser verstarb jedoch noch vor der Vollendung des Baus. Heute zieht das berühmte Schloss jedes Jahr knapp 1,5 Millionen Menschen an.
Der Geirangerfjord in Bayern
Der Geirangerfjord ist der wohl bekannteste Fjorde Norwegens und ein eindrucksvolles Highlight für Touristen aus aller Welt. Einst aus einem schmelzenden Gletscher entstanden, der tiefe Trogtäler mit Gletscherwasser formte, ist er seit 2005 Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. Ganze 15 Kilometer ist der Fjord lang und beherbergt am Ende den gleichnamigen Ort, der auch ein beliebtes Ziel fast aller Kreuzfahrten entlang der norwegischen Küste bildet.
Wer fjordartige Gewässer direkt um die Ecke sucht, wird im bayerischen Landkreis Berchtesgaden fündig: Am Fuße des Watzmanns erstreckt sich der Königssee über eine Fläche von mehr als 5 Quadratkilometer und ähnelt dabei aufgrund seiner Lage zwischen riesigen Berghängen stark seinem norwegischen Zwilling. Darüber hinaus gilt der Königssee als eines der sagenumwobensten Gewässer überhaupt. Dank seiner hohen Wasserqualität ist er zudem eines der saubersten Gewässer in ganz Deutschland.
Akropolis in Nordrhein-Westfalen
Erhaben auf einem Hügel in Athen liegt die Akropolis. Seit 1986 ist sie Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und lässt mit ihren Säulen und Statuen die Besucher noch heute in die griechische Antike abtauchen. Den größten Teil der Anlage nimmt das sogenannte Parthenon ein. Der Tempel ist der griechischen Göttin Pallas Athene gewidmet, die auch die Schutzpatronin Athens ist.
Ein Stück antike Kunst ist auch der Hafentempel in Xanten. Vor Jahrhunderten noch kunterbunt, wurde er in den letzten Jahrzehnten etwas schlichter rekonstruiert und steht heute als weiß-graue Schönheit in Nordrhein-Westfalen – zum Glück, denn umso ähnlicher sieht er der Akropolis in Athen. Die südliche Ecke des Hafentempels wurde nahezu vollständig wieder errichtet, während die anderen Säulen nur angedeutet sind. Dennoch ermöglicht das Bauwerk eine ungefähre Vorstellung von der Erhabenheit des Xantener Tempels.
Mont Saint Michel in Rheinland-Pfalz
Auf einer Insel im Wattenmeer der Normandie befindet sich mit dem Mont Saint Michel ein Kloster der besonderen Art. Etwa einen Kilometer von der Küste entfernt und rund 55.000 Quadratmeter groß, gilt die Klosterburg als eines der teuersten Bauprojekte des Mittelalters. Bis in die 1960er-Jahre hinein bewohnten Benediktiner den Berg, seit 2001 ist er nun Heimat der Ordensleute der Gemeinschaften von Jerusalem. Seit 1979 zählt die Insel auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Majestätisch am Rand der schwäbischen Alb liegt mit der Burg Hohenzollern eine wahre Perle der Geschichte: 1061 wurde sie erstmals historisch erwähnt. Nach der vollständigen Zerstörung im Jahr 1423 hat man sie 1454 wieder aufgebaut. Nach dem 30-jährigen Krieg zerfiel sie über die Jahrhunderte zusehends zu einer Ruine. Im 19. Jahrhundert richtete das Haus Hohenzollern die Burg wieder her. Seither befindet sie sich im Privatbesitz der Familie. Die Räumlichkeiten dienen heute unter anderem als Museum. Zwar wohnten hier niemals Mönche, aber dennoch ähnelt die Burg Hohenzollern ihrem französischen Zwilling vor allem durch spitze Türme, aneinandergereihte Häuser und schlichte Mauern.
Zhangjiajie Nationalpark in Sachsen
Hohe, säulenartige Berge, steile Klippen, mystische Urwälder und tiefe Schluchten prägen den Zhangjiajie Nationalpark in China – einen von drei Zonen des Wulingyuan-Landschaftsgebiets, das als UNESCO-Weltnaturerbe gilt. Das Highlight des Nationalparks bildet eine 430 Meter lange und 300 Meter hohe Glasbodenbrücke. Seit dem Filmerfolg von „Avatar – Aufbruch nach Pandora” (2009) finden noch deutlich mehr Touristen den Weg ins chinesische Zhangjiajie – schließlich diente der Park als Vorlage für die Kulisse Pandoras.
Das Elbsandsteingebirge teilt sich in zwei Teile – die „Sächsische Schweiz” in Deutschland und die „Böhmische Schweiz” in Tschechien. So wie in Zhangjiajie begeistern hier stark abfallende Klippen, grüne Vegetation und hohe Gesteinssäulen. Der höchste Berg auf deutscher Seite ist übrigens der Große Zschirnstein mit 561 Metern. Die Basteibrücke als eine der meistbesuchten Attraktionen der „Sächsischen Schweiz” ermöglicht einen unvergesslichen Ausblick auf das Gebirge. Entlang der Brücke ragen spitze, steile Felsen bis zu 194 Meter zur Elbe hinab. Klingt doch fast schon besser als der chinesische Zwilling, oder?
Autor: Wolfgang Tropf
Wolfgang ist seit 26 Jahren als Reisejournalist tätig. In dieser Zeit hat er insgesamt 2.700 Tage auf Reisen im Ausland verbracht und dabei 118 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – die meisten davon mehrfach. Worüber er hier auf travel4news schreibt, kennt er daher fast immer aus eigenen Erfahrungen.