Die kroatische Halbinsel Istrien hat sich als eine der besten Olivenöl-Regionen der Welt etabliert. Das sagen nicht die Kroaten selbst, sondern Italiens Olivenöl-Experten – konkret der Guide „Flos Olei“, der schon seit vielen Jahren als Fachbibel der internationalen Olivenöl-Szene gilt.
Die aktuellen Ausgabe 2023 des „Flos Olei“ liefert einmal mehr einen eindrucksvollen Beweis: Nicht weniger als 57 istrische Ölmühlen haben die Aufnahme in die Top 500 der Welt geschafft – und die Manufaktur Mate mit Sitz in Savudrija wurde sogar als „Produzent des Jahres“ ausgezeichnet.
Schon vor 2.000 Jahren galt das Olivenöl der Halbinsel Istrien als Gold-Standard, an dem die Qualität sämtlicher anderer Olivenöle des Römischen Reichs gemessen wurden. Nach einem kurzen Dornröschenschlaf im Sozialismus ist man dort wieder angekommen, wobei die Qualität heute mit Sicherheit weitaus besser ist als in der Antike. Denn in den modernen Mühlen wird ausschließlich die höchste Güteklasse „Extra Vergine” produziert.
Unter dem Motto „Klasse statt Masse” begannen die Istrier vor rund 25 Jahren alte Terrassen zu rekultivieren. Neue Auspflanzungen, Weiterbildungen bei internationalen Top-Produzenten und Investitionen in moderne Technik wurden gefördert. Heute liefern mehr als 1,6 Millionen Olivenbäume ihre Früchte für „Weltklasse-Olivenöle”, wie sie von „Flos Olei“-Herausgeber Marco Oreggia genannt werden. Achtmal in Folge konnte Istrien als Nummer eins aller Anbauregionen punkten – noch vor der Toskana oder Andalusien.
Terroir, Technik und Sortenvielfalt
Kühle Nächte fördern im nördlichsten Anbaugebiet von Olivenbäumen (neben der Gardasee-Region) die Bildung der Aromen. Geerntet wird grundsätzlich händisch und im Reifemix, weil vollreife Oliven zwar mehr, aber auch eintönigeres Öl ergeben würden. Noch am Tag der Ernte wird schonend gepresst.
Immer mehr Olivenplantagen sind auch biozertifiziert. Zusätzlich macht eine große Sortenvielfalt, zu der mehr als ein Dutzend autochthoner Olivenarten beitragen, den Einsatz in der Küche mehr als spannend. Auch als feine Würze beim Finishen eignet sich das Olivenöl aus Istrien bestens – von der Suppe bis zum Dessert.
Die besten istrischen Produzenten
- Mate: Ende der 1990er-Jahre pflanzte der Italo-Kroate Mate Vekić bei Savudrija 25.000 Olivenbäume an und errichtete eine Ölmühle. Überzeugt vom lokalen Terroir als beste Basis für Spitzenqualität, setzte der damals bereits 76-jährige Pionier den Grundstein für das Erfolgsunternehmen Agrofin. Heute führt seine Tochter Aleksandra einen Weltklasse-Bio-Betrieb, die Marke trägt den Namen ihres Vaters, und die Blend „Transparenza Marina“ erreichte als erstes kroatisches Olivenöl 99 von 100 möglichen Punkten im „Flos Olei”. Bezugsquellen: www.mateoliveoil.com, www.delicije.de.
- Chiavalon: Die Brüder Sandi und Tedi Chiavalon produzieren nicht nur Olivenöl der Extraklasse, sondern haben rund um ihr Spitzenprodukt nahe Vodnjan auch eine erlebenswerte Präsentationsbühne geschaffen, die mit Hightech-Produktion, Degustationsprogrammen und einem Shop aufwartet. In kontrollierter Bioqualität werden dort feinste Öle aus traditionellen Sorten erzeugt. Wie man Olivenöl richtig verkostet, können die Besucher bei einer Führung und einer anschließenden Jause erfahren. Bezugsquellen: www.chiavalon.hr, www.delicije.de.
- Belić (oleabb): In den malerischen Olivenhainen von Fažana, Galižana und Peroj kultiviert die Familie Belić mit 7.000 Olivenbäumen und 14 verschiedenen Sorten eine große Vielfalt, die sich sortenrein oder als Blend in erstklassigen Ölen wiederfindet. Seit Jahren werden diese mit schöner Regelmäßigkeit international prämiert und sind fix in der gehobenen Gastronomie etabliert. Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 2001 als Hobby zur Entspannung mit dem Ankauf von 24 jungen Olivenbäumchen. Bezugsquellen: www.oleabb.hr, www.weinco.at.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.