Im Frühsommer lockt die Adriaküste der Romagna die Urlauber an die noch leeren Strände so bekannter Badeorte wie Rimini, Cesenatico oder Milano Marittima – und in den kleinen Dörfern im Hinterland freuen sich die Einheimischen über die ersten Touristen.
Die Romagna ist der an der Adriaküste gelegene Teil der Doppelregion Emilia Romagna, der im Süden an die Marken und im Norden an Venetien grenzt – das Meer vor sich und den Apennin im Rücken. Mit einem Aperitivo in der Hand kann man sich hier in der Vorsaison wunderbar aufs Meer hinaus träumen und von den ersten Sonnenstrahlen wärmen lassen.
Von der Küste ins Hinterland
Die Romagna ist Abwechslung pur. Die Region an der östlichen Adria hat mit ihren breiten Sandstränden schon Generationen von Familien begeistert. Seichte Gewässer und Bagni mit Rettungsschwimmern machen den Badeurlaub zum sicheren Vergnügen. Einen Gegenpol dazu bilden die trutzigen Burgen, mittelalterlichen Dörfer und die verwunschenen Ortschaften im Hinterland.
Die Bewohner der Romagna, die Romagnoli, sind für ihre Kulinarik und Gastfreundschaft bekannt. Ihre verführerische Küche lässt sich hier authentisch erleben. Die „Piadine” – ein dünnes Fladenbrot, das zusammengeklappt und mit Schinken, dem typischen, cremigen Käse Squacquerone di Romagna DOP und anderen Köstlichkeiten gefüllt wird – sind eine Versuchung wert.
Provinz Ferrara: Strand und Lagunenstadt
Den Sand unter den Füßen, das Meer vor der Nase und herrliche Natur um sich herum spürt man in der Provinz Ferrara. Die sieben „Lidi ferraresi“ – wie die Strandbäder von Comacchio genannt werden – verteilen sich auf 25 Kilometern Länge im Po-Delta Naturpark an der Küste der Region Ferrara.
Dabei ist für jeden Geschmack das passende Strandbad vorhanden: Wer quirliges Strandleben, Spaß, Unterhaltung, Nachtclubs und Geschäfte sucht, wird am Lido degli Estensi und am Lido di Spina fündig, während sich die Besucher am Lido degli Scacchi, am Lido di Pomposa und am Lido di Volano an absoluter Ruhe erfreuen können.
Am Lido delle Nazioni lockt ein Ausritt mit Pferden und am Porto Garibaldi der Blick auf einen der größten Seehäfen Europas. Anschließend empfiehlt sich in jedem Fall ein Bummel durch das Lagunenstädtchen Comacchio, das wegen der vielen Kanäle und Brücken den Beinamen „Klein-Venedig” trägt. Von der Ponte degli Sbirri fällt der Blick auf den Palazzo Bellini und auf die Trepponti-Brücke – das Wahrzeichen von Comacchio.
Provinz Ravenna: Gartenstadt und Olivenöl
Lange, von Bäumen gesäumte Flaniermeilen, die von runden Grünanlagen aufgelockert werden: Die „Gartenstadt”, wie Milano Marittima auch genannt wird, verströmt noch heute die Eleganz aus ihren Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als das Mailänder Bürgertum begann, hier in eleganten Villen die Sommermonate zu verbringen.
Besonders familienfreundlich sind die Strände von Pinarella und Tagliata. Im nahegelegenen, jahrhundertealten Pinienwald befinden sich viele Campingplätze. Da ist es von der Unterkunft an den Strand nicht weit. Abseits vom Strandleben lockt Cervia mit seinen 800 Hektar Salzwiesen, auf denen das süße Salz gewonnen wird. Von seiner Geschichte erzählt das Museo del Sale.
In Brisighella bleibt es kulinarisch. Hier ist das kaltgepresste extra Vergine DOP Olivenöl Brisighello heimisch. Der mittelalterliche Ort ist in eine malerische Hügellandschaft eingebettet und zählt zur Vereinigung der schönsten Dörfer Italiens. Besonders beeindruckend sind der Uhrturm Torre dell’Orologio und die Via degli Asini mit ihren gut erhaltenen, schmucken Häusern.
Provinz Forlì-Cesena: Vom Meer ins Thermalbad
Die Provinz Forlì-Cesena ist das perfekte Beispiel für die Vielseitigkeit der Romagna. Hier kann man einen perfekten Strandtag im renommierten Badeort Cesenatico verbringen, der im Kern noch immer ein altes Fischerdorf ist. Im schönen Museo della Marineria lassen sich die traditionellen Boote der Adria mit ihren bunten Segeln im von Leonardo Da Vinci entworfenen Kanalhafen bewundern.
Danach sollte man durch die engen, kopfsteingepflasterten Gassen von Castrocaro Terme und Terra del Sole schlendern, in einer der Bars einen Espresso genießen und den älteren Einheimischen, die ihre Stühle vor die Haustüren gestellt haben, beim Schachspielen zusehen.
In Castrocaro Terme kann man im Thermalbad entspannen, dessen Mineralwasser durch Salz, Brom, Jod und Schwefel eine besonders wohltuende Wirkung hat, oder in Terra del Sole die noch komplett erhaltenen Verteidigungsanlagen mit den 13 Meter hohen Mauern bestaunen. Beide Städte wurden vom italienischen Touring Club mit der „Bandiera Arancione” ausgezeichnet – einem Qualitätssiegel für kleine Ortschaften, die sich durch herausragende Stadtbilder hervorheben.
Provinz Rimini: Cattolica und Montefiore Conca
Wo die Romagna in die Hügelausläufer der Marken übergeht, liegt Cattolica – die „Königin der Adria”. Die Stadt wird so bezeichnet, weil das Meer und die Landschaft hier besonders schön sind. Die Gastfreundschaft Cattolicas reicht bis in vorchristliche Zeiten zurück, als die Reisenden auf der Via Flaminia gerne eine Rast im Gebiet des heutigen Badeorts einlegten.
Seit damals hat sich Cattolica vom einfachen Rastplatz zur eleganten, vornehmen Stadt mit Boulevards, Geschäften und gemütlichen Lokalen gewandelt – und zu einem beliebten Urlaubsziel für italienische und ausländische Gäste.
Wer gerne auf geschichtlichen Pfaden wandeln, den zieht es nach Montefiore Conca. Im Mittelalter war der Ort die Hauptstadt der Valle del Conca, heute gehört er der Vereinigung der schönsten Dörfer Italiens an. Die Festung zeugt von der Macht der Malatesta, die sie einst erbauten. Der Blick auf die Adriaküste der Romagna ist atemberaubend.
Vier Provinzen – vier besondere Aktivitäten
Das Kanu schiebt sich sanft durch die Gewässer der Lagunenlandschaft im Po-Delta-Park: Unter dem Motto „Primavera Slow” lädt der Naturpark im Mündungsdelta des Po zu entschleunigten Entdeckungstouren zu Wasser, zu Fuß, per Rad oder hoch zu Ross.
Wer will, kann sich aber auch während einer Fahrt im historischen Zug zwischen Florenz und Ravenna ins Herz des toskanisch-romagnolischen Apennins chauffieren lassen und dabei den Spuren Dante Alighieris folgen – vorbei an mittelalterlichen Dörfern und berühmten Kunststädten, die Dante einst besucht hat.
Ebenfalls eine Reise in die Vergangenheit ist die Ausstellung „L’Arte della Moda” in den Musei San Domenico in Forlì, wo mit 300 Exponaten die Mode und die Kunst im Zeitalter der Träume und Revolutionen zwischen 1789 und 1968 miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Manege frei heißt es wiederum beim Street-Food-Festival „Al Mèni” von 17. bis 18. Juni 2023 im großen Zirkuszelt „Circo 8 e ½” – benannt nach einem von Fellinis Filmen – mitten im Herzen von Rimini. Bei diesem Event treffen sich jedes Jahr die berühmtesten Küchenchefs der Emilia Romagna und aus dem Rest Italiens, um ihr Können zu zeigen. Die köstlichen Gerichte werden als Streetfood gereicht.