Im Vergleich zu Lateinamerika, Afrika oder den USA sind Europas große Städte noch immer sehr sicher. Aber es gibt doch gewaltige Unterschiede, wie eine aktuelle Analyse der Website Numbeo zeigt – und die gefährlichsten Städte in Europa sind nicht unbedingt jene, die man im ersten Augenblick nennen würde.
Numbeo nutzt für seinen Kriminalitätsindex vor allem Umfragen unter den Einwohnern von großen Städten auf der ganzen Welt. Zweimal pro Jahr werden sie gefragt, wie sie die Kriminalität in ihrem Heimatort wahrnehmen, wie hoch sie das Risiko von Einbrüchen, Diebstählen, Raubüberfällen und sexuellen Übergriffen einschätzen und wie sicher sie sich fühlen, wenn sie nachts allein unterwegs sind.
Das Ergebnis dieser Analysen ist ein gerade wieder aktualisiertes Ranking von insgesamt 152 europäischen Städten nach ihrem Kriminalitäts- und Sicherheitsindex – und das fällt durchaus überraschend aus. Denn unter den Top 10 der gefährlichsten Städte findet sich keine einzige aus dem vermeintlich so unsicheren Osteuropa – aber dafür sind Frankreich gleich viermal und Großbritannien dreimal vertreten.
Crime Index – die Top 10 in Europa
Bradford / Vereinigtes Königreich – 69.2 Punkte
Marseille / Frankreich – 64.7
Catania / Italien – 63.9
Coventry / Vereinigtes Königreich – 63.6
Nantes / Frankreich – 62.9
Birmingham / Vereinigtes Königreich – 62.6
Neapel / Italien – 61.7
Montpellier / Frankreich – 60.5
Lüttich / Belgien – 60.4
Nice – Frankreich – 60.1
Bradford – die gefährlichste Stadt Europas
Warum ist Bradford so gefährlich wie beispielsweise Sao Paulo oder Mexiko-Stadt? Die Stadt im Norden von England mit ihren 536.000 Einwohnern ist eine für britische Verhältnisse relativ arme Stadt und kämpft vor allem mit Drogenkriminalität und Sexualdelikten. Letztere machen 42% aller begangenen Straftaten aus und sind damit hauptverantwortlich für eine fast doppelt so hohe Kriminalitätsrate wie im Landesdurchschnitt. Der gefährlichste Teil Bradfords ist übrigens das Stadtzentrum.
Marseille – so gefährlich wie Guadalajara
Laut dem französischen Schriftsteller Charles Dantzig ist Marseille eine Hafenstadt mit einer langen Tradition des Verbrechens. Und er hat recht. Im Vergleich zu anderen Teilen Frankreichs leidet Marseille unter einer extrem hohen Kriminalitätsrate, wobei Bandengewalt und Taschendiebstahl die häufigsten Delikte sind, von denen Besucher betroffen sind. Die gefährlichsten Gegenden sind die nördlichen Vororte. Aber auch andere Teile von Marseille können ebenso gefährlich sein – besonders nachts.
Catania – Mafia und Diebe auf den Straßen
Catania ist die zweitgrößte Stadt Siziliens und hat einen gewissen Ruf. Nicht nur Besucher sind der Gefahr ausgesetzt, Opfer von Dieben zu werden, sondern auch die Bewohner der Stadt. Auf den Straßen tummeln sich viele Leute, die an den Touristen verdienen wollen – also müssen Sie vorsichtig sein, wenn Sie nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs sind. Zudem gibt es komplexe Probleme mit dem organisierten Verbrechen, das die Region schon seit Ewigkeiten im Griff hat.
Das alles klingt dramatisch, muss aber stets auch global betrachtet werden. São Paulo ist die sicherste der 27 brasilianischen Landeshauptstädte, aber immer noch gefährlicher als jede Stadt in Europa – und im weltweiten Ranking ist Bradford als gefährlichste Stadt Europas erst auf Platz 31 zu finden. Dort führt Caracas (Venezuela) vor Pretoria (Südafrika), Durban (Südafrika), Port Moresby (Papua-Neuguinea) und Johannesburg (Südafrika).
Wer nur in Mitteleuropa unterwegs ist, muss sich ohnedies kaum Sorgen machen. Denn Frankfurt als gefährlichste Stadt in Deutschland taucht im Europa-Ranking erst auf Platz 53 auf. Noch weniger gefährlich sind Belgrad (Platz 80), Budapest (91) Bratislava (Platz 105), Triest (119), Wien (121), Prag (134), Zagreb (141), Laibach (144), Basel (145), München (149) und Zürich (150). Alle Rankings sind auf der Website von Numbeo zu finden.