Die Finnen wachsen mit langen Wintern und Eiseskälte auf und haben gelernt, diese zu einem Teil ihres Lebensgefühls zu machen. Daher verwundert es auch kaum, dass Finnland einer der Geburtsorte des Winterschwimmens ist.
Mehr als 720.000 der insgesamt 5,5 Millionen Einwohner Finnlands schwimmen regelmäßig im Winter, sagt eine Statistik der Outdoor Association of Finland. Einst die Domäne älterer Menschen, spricht Winterschwimmen heute auch die jüngeren Generationen an, die nach einem natürlichen Weg suchen, um das geistige und körperliche Wohlbefinden zu steigern.
Als Reaktion auf die enorm gesteigerte Popularität des Winterschwimmens kündigte die Stadt Helsinki kürzlich die Eröffnung von fünf neuen Winterbadeplätzen allein in der finnischen Hauptstadt an.
Die Inkarnation dieses Lebensgefühls sind Menschen wie die 29-jährige Extremsportlerin Elina Mäkinen – Finnlands bekannteste Profi-Winterschwimmerin und eine internationale Social Media-Sensation. Sie ist die erste Finnin, die eine 1,6 Kilometer lange „Eismeile” im weniger als fünf Grad Celsius warmen Wasser schwamm – nur bekleidet mit einem gewöhnlichen Badeanzug.
Elina Mäkinen ist auch die Protagonistin des neuen Dokumentarfilms „Kylmä”, was so viel wie „In die Kälte” heißt – produziert vom finnischen Rundfunk YLE und ARTE France. Der Kurzfilm ist eine Reise in die Welt des Winters und zeichnet den Weg zum erfolgreichen Bewältigen der „Eismeile” nach. Bisher wurde der Film in Finnland, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien ausgestrahlt.
„Kaltes Wasser ist der Schlüssel zu allem. Das Eisloch, in dem ich schwimme, ist für mich ein heiliger Ort. Durch diese achtsame Praxis kann ich mein Wohlbefinden erhalten, Stress reduzieren und Energie für Geist und Körper tanken.”
Elina Mäkinen, Eisschwimmerin
Wenn möglich, geht Elina Mäkinen, die sich schon als Kind in das kalte Wasser verliebte, zweimal täglich baden und ermutigt ihre Fans durch ihre TikTok-Videos, ihr „Sisu“ zu aktivieren – die einzigartige finnische Philosophie für Mut und Widerstandsfähigkeit.
Ein kurzes Eintauchen von 30 Sekunden bis zu einer Minute in Wasser, dessen Temperatur in den Wintermonaten durchschnittlich etwa vier Grad Celsius beträgt, bringt die Glückshormone in Aktion. Zu diesen gehören Endorphine, Serotonin, Dopamin und Oxytocin. Darüber hinaus wird die Durchblutung verbessert und das Immunsystem stimuliert.
Elina Mäkinens Winterschwimmplätze für Anfänger
- Kiilopää / Finnisch-Lappland: „In Lappland in der Nähe von Kiilopää empfehle ich einen klaren Bach direkt neben einer spektakulären, traditionellen Rauchsauna.”
- Karelien / Ostfinnland: „In Joensuu gibt es einen wunderbaren Winterschwimmclub – die Joensuu Eisbären. In den beiden großen Saunen können die Gäste die karelische Lebensweise erleben.“
- Muonio / Finnisch-Lappland: „Einer meiner Lieblingsorte in meiner Heimatstadt Muonio ist die Arctic Sauna World am Jerisjärvi-See. Hier bietet sich ein komplettes Winterschwimm- und Saunaerlebnis in einer atemberaubenden Umgebung.”
- Helsinki: „In Helsinki ist die Sauna Löyly ein großartiger Ort für Menschen, die Winterschwimmen einfach mal ausprobieren möchten.“
- Kuusamo: „In der Isokenkäisten Klubi Wilderness Lodge am Heikinjärvi-See haben wir den Trainingsteil der Dokumentation „Into the Cold“ gedreht.“
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.