Vor zehn Jahren war Derry-Londonderry „The City of Culture“ – die Kulturhauptstadt des Vereinigten Königreichs. Seitdem ist die kulturelle und friedvolle Entwicklung der kleinen Grenzstadt in Nordirland immer weiter vorangeschritten – vor allem dank des ungebrochenen Engagements ihrer Bürgerinnen und Bürger.
Augenfälliges Zeugnis ist zweifellos die „Peace Bridge”. Seit Juni 2011 verbindet die Fahrrad- und Fußgängerbrücke die ehemaligen Kasernengebäude am Ebrington Square auf der einen Seite des River Foyle mit dem Stadtzentrum auf der anderen Seite und ist mit ihren 235 Metern Spannweite und ihrem markanten Rechts-Links-Schwung nicht nur von auffallender architektonischer Schönheit, sondern auch ein allgegenwärtiges Symbol und modernes Wahrzeichen der Stadt.
Eine Brücke, die verbindet
Als quasi doppelte Hängebrücke ist sie ein Sinnbild des wachsenden Zusammenhalts der teils gegensätzlichen Kulturen in den protestantischen und katholischen Teilen der Bevölkerung – und gleichzeitig Ausdruck der Verbundenheit, der Gemeinsamkeiten und der gegenseitigen Angewiesenheit.
Länger noch als die „Peace Bridge” gehört St Columban zu Derry~Londonderry. Er lebte von 521 bis 597 und ist der Schutzheilige der leidgeprüften Stadt. Als befriedenden Beitrag zur „City of Culture“ haben die örtlichen Kirchengemeinden 2013 den „Columba Heritage Trail” konfessionsübergreifend angelegt.
Der Weg des Heiligen Columban
Der Weg führt über die „Peace Bridge” und die Mauern der alten Walled City aus den Jahren 1613 bis 1619 und verbindet damit nicht nur das Ost- und Westufer des River Foyle, sondern fügt auch die katholischen und protestantischen Gemeinden symbolisch zusammen, indem er die Kirchengebäude der verschiedenen Konfessionen verbindet – Katholiken, Protestanten, Presbyterianer und Methodisten.
“People view us differently; they now see Derry as a place to come and see. In the past, people may not have believed they would be safe coming to Derry.”
Martin Reilly, ehemaliger SDLP Mayor of Derry
Für Einheimische wie für Besucher der Stadt ist er ein Weg der respektvollen Annäherung an die vormals brisante Geschichte einer Unterdrückung mit vorgeschobenen religiösen Motiven, deren Überwindung so aktuell wie nie ist – gerade wegen und trotz gewaltsamer Vorkommnisse, die zuweilen an die Kluften dieser Gesellschaft erinnern. Man redet nicht gerne darüber, aber man verschweigt sie auch nicht. Wichtiger ist das gemeinsame friedvolle Miteinander in einer ideologisch geteilten Stadt, die das Image der Troubles längst überwunden hat.
Das St Columba Fest startet traditionsgemäß immer Anfang Juni in der Walled City. Es ist auch 2023 Höhepunkt eines breit angelegten ganzjährigen Kulturprogramms. Dieses zieht die Besucher aus allen Teilen des Landes an, dies- und jenseits der politischen, wenngleich offenen Grenzen. Denn verbindend ist Derry-Londonderry auch grenzüberschreitend. Hier stoßen die großen touristischen Routen zusammen – der irische „Wild Atlantic Way” und die nordirische „Causeway Coastal Route”. Derry~Londonderry verbindet eben.
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