Fernab des Massentourismus, in der unglaublichen Weite und Stille des Alentejo in Portugal verstecken sich charmante Städte und Dörfer voller Geschichte und Kultur. Sechs davon wollen wir Ihnen besonders ans Herz legen.
Ob es nun die Spuren der Kelten, der Römerzeit, der Mauren oder Westgoten bis hin zum Mittelalter sind: In den Kirchen, Klöstern und Burgen – aber auch in ganzen Stadtteilen wird die 7.000-jährige Geschichte der Region östlich von Lissabon zwischen dem Tejo im Norden und der Algarve im Süden erlebbar.
Évora: Imposant bis schaurig-schön
Évora liegt im Zentrum des Alentejo und hat eine Fülle an Kulturdenkmälern zu bieten. Bei einem Spaziergang durch den historischen Stadtkern, der 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, erlebt der Besucher das Vermächtnis von mehr als 2.000 Jahren Geschichte.
Die Silhouette der größten mittelalterlichen Kathedrale Portugals ragt imposant aus dem Stadtbild heraus. Sie wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Die Franziskanerkirche birgt ein schaurig-schönes Unikum: Eine kleine Kapelle beherbergt 5.000 Knochen, die im 16. Jahrhundert respektvoll an den Wänden angebracht wurden, um Platz auf dem Friedhof zu schaffen.
Serpa: Weiße Häuser und Chorgesang
Ebenfalls im Herzen des Alentejo liegt das mittelalterliche Städtchen Serpa am linken Ufer des Guadiana. Mit den Resten der einstigen Burgmauern, den zwei noch verbliebenen Toren, dem Aquädukt, der Kirche Santa Maria und den charakteristischen weißen Häusern schmiegt sich der Ort in ein Hügelland mit Olivenhainen, Korkeichenwäldern und Weinbergen.
Die Burg mit der Stadtmauer ist schon von Weitem sichtbar und bietet auch umgekehrt einen tollen Panoramablick. „Cante Alentejano” heißt der traditionelle Gesang der Region, der seit 2014 als UNESCO-Kulturerbe der Menschheit anerkannt ist. Gesungen wird zu besonderen Anlässen in Tracht, aber auch spontan abends in den Tavernen.
Mértola: Islamisches Erbe im Osten
Das charmante Städtchen Mértola gilt als Hauptstadt des islamischen Erbes in Portugal und feiert dies alle zwei Jahre mit dem „Festival Islamico de Mértola”, das die Stadt in einen großen Souk voller buntem Treiben und kultureller Aktivitäten verwandelt – und das maurische Vermächtnis in Architektur und Städteplanung ist bis heute unübersehbar.
Viele Burgen der „Reconquista” – also der christlichen Wiedereroberung – sind maurischen Ursprungs und viele Kirchen wurden über ehemaligen Moscheen errichtet. Auch die Igreja de Nossa Senhora da Anunciação in Mértola war vor mehr als tausend Jahren eine Moschee. Ein „Mihrab” – eine muslimische Gebetsnische – ist noch heute in der Kirche zu finden.
Marvão: Römische Stadt mit Musikfestival
Im Norden des Alentejo befindet sich die alte römische Stadt Ammaia, die heute Marvão heißt. Sie wurde im ersten Jahrhundert vor Christus erbaut. Erst bei Ausgrabungen in den 1990er-Jahren tauchten die versteckten Schätze auf – darunter das Forum und ein Amphitheater. Dennoch wurde bisher nur ein Prozent ans Licht gebracht.
Seit 2014 zieht das zehntägige „Festival Internacional de Música de Marvã” alljährlich im Juli die Liebhaber klassischer Musik in die Kleinstadt, wenn namhafte internationale Künstler einen Musikgenuss auf höchstem Niveau garantieren. Im Winter – so heißt es – ist Marvão dafür einer der wenigen Orte, in denen es schneien kann…
Elvas: Die größte Festung der Welt
In Elvas kann man die größte erhaltene Befestigungsanlage der Welt besichtigen, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Erbaut von 1498 bis 1622, ist das sternförmige, sieben Kilometer lange und 843 Bögen umfassende Bauwerk ein einzigartiges Zeugnis für die Entwicklung der Militärstrategie bis zum 19. Jahrhundert.
Die gigantische Anlage setzt sich dabei aus islamischen und mittelalterlichen Mauern sowie einem Mauergürtel aus dem 17. Jahrhundert zusammen. Imposant ragt das Aquädukt vierstöckig in die Höhe – mit Spannweiten bis zu 14 Metern. Sicherlich eine der spektakulärsten Städte im Alentejo.
Estremoz: Stadt des weißen Marmors
Die Bezeichnung von Estremoz als „weiße Stadt” verrät schon etwas über ihren Charme. Die Stadt ist voller traditioneller weißer Häuser und außerdem ein wichtiger Produzent des hochwertigen weißen Marmors. Das Highlight der historischen Gebäude ist zweifelsohne der 27 Meter hohe Torre das Três Coroas aus weißem Marmor.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.