Auch auf Jersey gibt es Luxushotels mit Spa und Hauben-Küche. Allerdings finden sich auf dem direkt der englischen Krone unterstehenden Eiland auch mehr als außergewöhnliche Urlaubsherbergen, die einen Aufenthalt zu einem nachhaltigen Erlebnis machen.
Wer auf der Suche nach ungewöhnlichen, mitunter skurrilen Herbergen ist, wird auf Jersey jedenfalls fündig. Dank einer bewegten Historie, dem tief verwurzelten Geschichtsbewusstsein der Inselbewohner und ihrem ausgeprägten Pragmatismus kann man auf der Kanalinsel vor der Nordwestküste Frankreichs sein Haupt an Orten betten, die anderswo ausschließlich musealen Zwecken dienen würden.
Elisabeth Castle
Ein Beispiel ist das mächtige Elizabeth Castle, das rund eineinhalb Kilometer vor der Hauptstadt St. Helier auf einer Gezeiteninsel im Meer liegt. In der im 16. Jahrhundert erbauten Festung verbrachte der spätere König Charles II während seiner durch den Englischen Bürgerkrieg ausgelösten Flucht nach Frankreich den Sommer 1646.
Heute kann hier jeder von April bis Oktober in royaler Umgebung übernachten. Das Castle Appartement bietet maximal sechs Personen reichlich Platz. Vor allem für Kinder ist der Aufenthalt auf dem 24 Hektar großen Burggelände ein echtes Abenteuer. Sie können in Türme und Bunker klettern, bei Ebbe am Privatstrand des Schlosses angeln oder die Einsiedelei des Heiligen Helier entdecken, der hier um 550 gelebt haben soll und der Hauptstadt von Jersey ihren Namen gab.
Abends entfaltet Elizabeth Castle dann seinen ganz besonderen Reiz. Wenn sich um 17 Uhr die Tore für die anderen Besucher schließen, gehört die Feste den Übernachtungsgästen fast ganz allein. Und vielleicht begegnet ihnen um Mitternacht ja auch seine Königliche Hoheit als Geist.
Fisherman’s Cottage
Kein Spuk ist dagegen im Fisherman’s Cottage zu erwarten, das die Bucht von La Greve d’Azette in St. Helier überblickt. Gleichwohl atmet auch dieser Standort eine lange Geschichte. Erste Spuren einer Bebauung verweisen auf die Mitte des 18. Jahrhunderts. Seitdem wechselte die Nutzung des Gebäudes immer wieder.
In seinen heutigen Zustand versetzt wurde das Cottage in den Jahren 2011 und 2012. Bei der Restaurierung kamen auch die ursprünglichen, aus Spanten und Planken von Schiffen gefertigten Holzbalken wieder zu Ehren, die den Räumen eine ganz besondere Atmosphäre verleihen.
Archirondel Tower
Dass sich Jersey im Laufe seiner Geschichte immer wieder gegen Feinde wehren musste, beweisen die zahlreichen Wehrtürme entlang seiner Küsten. Heute dienen sie zum Teil als Museum, nicht wenige werden allerdings nach entsprechenden Umbauten auch als Gäste-Appartements genutzt – wie etwa der Archirondel Tower im Osten der Insel.
1792 auf einem Felsvorsprung in der St. Catherine’s Bay errichtet, diente er als Garnison für Artilleriesoldaten und war ein wichtiger Mosaikstein im Verteidigungskonzept von Jersey. Der im Inneren geschmackvoll renovierte Turm bietet auf vier mit einer Wendeltreppe verbundenen Ebenen viel Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder. Von der Dachterrasse hat man einen grandiosen Blick auf die Bucht von Archirondel.
Seymour Tower
Das absolute Highlight für maximal sechs ausgemachte Abenteurer ist eine Übernachtung im Seymour Tower, der auf einem Felsen knapp zweieinhalb Kilometer vor der Südostspitze Jerseys im Meer liegt. 1792 zur Verteidigung der Küste erbaut, ist er heute ein optimaler Rückzugsort für alle, die der Hektik an Land entfliehen wollen.
Mit einem Guide geht es bei Ebbe von La Rocque auf kieseligem Meeresgrund durch das Watt in Richtung Tower. Die Strecke gleicht einem Lehrpfad – soviel gibt es zu sehen und zu bestaunen. Seien es die Austern, die hier in Säcken auf zahllosen Gestellen gezüchtet werden, oder die unzähligen Sorten Seetang, die früher per Pferdewagen zum Düngen an Land gebracht wurden und heute auch Verwendung in der experimentellen Küche finden.
Letztere darf man im Tower nicht erwarten, denn dieser ist eher schlicht ausgestattet. Auf zwei Etagen finden sich eine Kochgelegenheit sowie der Schlafraum mit sechs Kojen. Den Strom für Beleuchtung und Kühlschrank liefert eine Solaranlage. Gekocht wird mit Gas, als Toilette dient ein Chemie-WC.
So spartanisch die Einrichtung, so gewaltig das Erlebnis: Zweimal am Tag ist der Seymour Tower vollständig vom Meer umschlungen. Von der Dachterrasse bietet sich ein fantastischer Ausblick auf die anlaufende, gurgelnde Flut.
Gebucht werden können die beschriebenen sowie weitere außergewöhnliche Unterkünfte auf der Website der Jersey Heritage Organisation. Direktflüge auf die Insel gibt es in diesem Sommer bei Lufthansa ab München und Eurowings ab Düsseldorf. Zahlreiche Verbindungen mit einem Umstieg in London bietet British Airways.