Versteckte Gesichter: Faszinosum Mirabell
Das Schloss Mirabell aus dem Jahr 1606 und der dazugehörige Park zählen zu den Aushängeschildern des UNESCO-Weltkulturerbes. Von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau für seine Familie erbaut, wird es heute vor allem als Sitz der Stadtregierung genutzt. Der Marmorsaal im ersten Obergeschoß ist öffentlich zugänglich und gilt als romantischster Trauungssaal Europas. Abends finden hier Konzerte statt.
Vor dem Schloss bietet sich der Pegasusbrunnen von 1661 als Fotomotiv an. Auf dem Weg zum historischen Zwergelgarten mit seinen wunderlichen Marmorstatuen von 1690/91 lohnt sich der aufmerksame Blick auf die Wehrmauer: Zwei Frauenantlitze sind hier zu entdecken – vermutlich die Reste von Sandstein-Figuren, die 1818 bei einem Stadtbrand im Schloss beschädigt wurden.
Das Marionettentheater: Eine Welt für sich
Zwischen Mirabellgarten und Salzach liegt ein kleiner Mikrokosmos: Im privaten Salzburger Marionettentheater werden seit 1913 handgefertigte Figuren wie die Königin der Nacht, Rumpelstilzchen, Maria von Trapp oder der Kleine Prinz zum Leben erweckt. Sie werden hier geschnitzt, bemalt und kostümiert, damit sie in den vielen Inszenierungen von Opern und Märchen ihren eigenen Charme versprühen können.
Die spezifische Spielpraxis des Marionettentheaters Salzburg wurde 2016 in die Liste der „Immateriellen Kulturgüter der UNESCO” aufgenommen. Junge und ältere Besucher verlassen die Vorstellungen meist freudestrahlend – und der Zauber wächst noch einmal bei einer Führung hinter die Kulissen, die vor und nach den Nachmittagsvorstellungen sowie auf Anfrage angeboten wird.
Kaffeehauskultur: Sinnbild der Gemütlichkeit
Könnten Salzburgs Kaffeehäuser sprechen, würden sie die schönsten Geschichten erzählen. Den Kaffeehaus-Besuch lassen sich die Salzburger nämlich nicht nehmen. Für sie ist es nicht nur ein Lokal, sondern ein öffentliches Wohnzimmer, in dem man sich wohl fühlt und gerne Zeit verbringt. Der von der UNESCO geadelten Altwiener Kaffeehaustradition lässt sich somit auch in Salzburg frönen – sowohl trendig als auch klassisch.
Die Wurzeln des „Café Tomaselli” – des ältesten bestehenden Kaffeehauses Österreichs – reichen zurück ins Jahr 1700. Seit 1764 befindet sich das Café im prestigeträchtigen Haus am Alten Markt und seit 1852 im Besitz der Familie Tomaselli. Ab 1891 hatten auch weibliche Gäste im Damensalon im ersten Stock Zutritt zum Café.
Heute zählt das „Tomaselli” mit seinen bekannten „Kuchendamen” zu den beliebtesten Treffpunkten von Einheimischen und Gästen. Den modernen Coffee-to-go holt man sich hingegen beim ehemaligen Mauthäuschen auf der linken Salzachseite zwischen Mozartsteg und Michaelstor. Hier wurde bis Ende 1920 noch Brückenmaut eingehoben.
Die Bäcker von St. Peter: Neun Jahrhunderte Erfahrung
Salzburgs kulinarische Seite ist facettenreich. Einen besonderen Stellenwert hat dabei das beliebte Brot aus der Stiftsbäckerei St. Peter, die es schon seit dem 12. Jahrhundert gibt. In dem historischen Gewölbe mit dem noch originalen Holzofen wird ein kleines, feines Sortiment angeboten. Neben dem Holzofenbrot aus reinem Natursauerteig gibt es Milchbrötchen und Vinschgerl – die Tiroler Roggenmischbrote.
In der Stiftskirche, deren Kern bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, befindet sich das „steinerne Brot“ – auch „Laib im Eisen“ genannt. Gleich rechts neben dem Hauptportal hängt dieses Brot aus Sandstein in einer Eisenkette und erinnert an die Legende von einer Bäuerin, die an einem Feiertag Brot gebacken hatte, statt in die Kirche zu gehen. Als sie es aus dem Ofen holen wollte, war es zur Strafe zu Stein geworden.
Franziskanergasse: Die Krönung der Maria
Aufmerksamen Besuchern fallen bestimmt Menschen auf, die in der Franziskanergasse mit langsamen Schritten auf den Domplatz zugehen und plötzlich innehalten. Hier steht die Statue der Maria Immaculata, die zwischen 1766 und 1771 aus Marmor und Bleiguss geschaffen wurde: Maria erhebt sich über eine Weltkugel und ist umgeben von den vier allegorischen Figuren Engel, Teufel, Wahrheit und Mutter Kirche.
Wer sich langsam auf die Marienstatue zubewegt, kann dabei eine einfache wie amüsante optische Täuschung erleben: Die von zwei Engeln gehaltene Krone, die die Domfassade schmückt, senkt sich auf das Haupt Marias hernieder und krönt so Maria Immaculata zur Maria Regina.
Walk of Modern Art: Moderne Kunst an alten Mauern
Der von der UNESCO verliehene Titel „Weltkulturerbe” stellt sicher, dass die historische Altstadt in ihrer bestehenden Form erhalten wird. Salzburg hat dennoch Wege gefunden, inmitten dieser geschichtsträchtigen Pracht zeitgenössische Akzente zu setzen. Der „Walk of Modern Art“ führt beispielsweise zu 14 dauerhaft ausgestellten Kunstprojekten auf den bedeutendsten Plätzen der Altstadt.
Zahlreiche weitere Kunstwerke findet man an den Fassaden und Mauern der barocken Gebäude. So installierte Friedensreich Hundertwasser zwischen 1980 und 1987 sogenannte „Zungenbärte” aus Keramik an der Außenfassade des Rupertinums am Max-Reinhardt-Platz. Das Gebäude wurde erstmals 1350 erwähnt und wird seit 1983 museal genutzt.
Den Eingangsbereich der Alten Residenz ziert seit Eröffnung des DomQuartiers im Jahr 2014 ebenfalls ein zeitgenössischer Akzent: Der Österreicher Elmar Trenkwalder brachte hier mehr als 400 Einzelobjekte an den Seitenwänden und dem Tonnengewölbe an. Das Gesamtwerk scheint Himmel und Erde zu vereinen – insbesondere durch die blauen „Sterne“ an der Decke.
Regen oder Sonnenschein: Salzburgs schönste Wetterstation
Manche Gäste werden sich schon gewundert haben, was es mit dem goldverzierten Häuschen am Alten Markt auf sich hat. Es handelt sich um eine Wetterstation, die im Jahr 1888 vom Salzburger Stadtverein errichtet wurde und die noch heute ohne Elektrizität oder Digitalisierung funktioniert. Die im Stil der Neorenaissance gehaltene Wettersäule zeichnet täglich die Temperatur und den Atmosphärendruck auf.
Auf einer wuchtigen, offenbar für die Ewigkeit bestimmten Metalltafel auf dem Sockel prangt die Mitteilung „Höhen-Marke über dem Adriatischen Meeres-Spiegel 424,250”. Samstags kann man unter Umständen beobachten, wie handbreite Papierbögen ausgewechselt werden, damit Barograf und Hygrometer weiter ihre Linien ziehen können.
Fairtours: Lassen Sie sich durch die Stadt führen!
Die beste Art, eine Stadt zu erkunden, ist, sich auf sie einzulassen. Während manche gerne in einem Café sitzen und die Atmosphäre verinnerlichen, möchten andere bei Stadtführungen Details und Tipps erhalten. Die täglichen „Fairtours“-Führungen der Salzburger Guides geleiten zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten und geben einen ersten Überblick über die Welterbestadt Salzburg.
Wer Salzburg schon ein wenig kennt und sein Wissen noch etwas vertiefen möchte, kann bei den individuellen Stadtwanderungen viel Neues lernen. Diese Spazierwege bieten die Möglichkeit, auf eigene Faust und im eigenen Tempo durch die Stadt zu flanieren und dabei kuriose und überraschende Informationen sowie Tipps zu den schönsten Foto-Spots zu erhalten.
Top-Hotels: Schlafen in ehrwürdigen Gemäuern
Viele Gebäude der barocken Altstadt werden heute als Hotels geführt, wobei die Bandbreite groß ist. Im Hotel Goldener Hirsch wird Fünf-Sterne-Superior-Luxus geboten, während in den Gästehäusern einiger Klöster einfache Schlichtheit herrscht. Das Hotel Stein ist als historisches Beispiel der Welterbestadt Salzburg besonders repräsentativ.
Die erste urkundliche Erwähnung fand 1399 statt, als es die behördliche Genehmigung erhielt, Fuhrleute und Reisende zu verpflegen. Zwischen 1452 und 1870 wurde hier eigenes Bier gebraut, zuletzt unter dem Namen „Bräu am Stein“. Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb der Autor und Lehrer Alois Grasmayr das Gebäude und ließ es um aufstocken. Die legendäre Dachterrasse wurde eröffnet und der Betrieb in „Hotel Stein“ umgetauft.
Das Gebäude ist im Kern spätgotisch und bestand ursprünglich aus zwei Salzachhäusern, die Mitte des 18. Jahrhunderts zusammengelegt und prunkvoll ausgestattet wurden. Nach den letzten Renovierungen, die im Februar 2018 abgeschlossen wurden, sind einige freigelegte Bauelemente zu besichtigen – in erster Linie eine aufwendige Stuckdecke im zweiten Obergeschoss.
Salzburg Card: Dem UNESCO-Welterbe auf der Spur
Die Salzburg Card ist ein Schlüssel, der so manch historische Tür zu öffnen vermag – beispielsweise in der Festung Hohensalzburg. Ob mit der Festungsbahn oder zu Fuß: Einmal im Burgareal angekommen taucht man in eine bewegte Geschichte ein, die seit dem Jahr 1077 ihren Lauf genommen hat.
Die Fürsterzbischöfe, die Land und Stadt stark prägten, hatten ihre Prunkräume jedoch nicht auf der Festung, sondern in der Alten Residenz, die heute Teil des DomQuartiers ist. Dieses 2014 eröffnete Zentrum für Barock hilft, die Bedeutung Salzburgs in vergangenen Jahrhunderten zu verstehen.
Gleich daran anschließend begeistert die Architektur des Doms mit dem weltberühmten Taufbecken aus dem 14. Jahrhundert, in dem auch Mozart getauft wurde. Eine weitere Möglichkeit, die Residenzstadt kennenzulernen, ist die Fahrt mit dem Schiff „Amadeus“, das das historische Stadtbild entlang der Salzach aus einer anderen Perspektive zeigt.
Almkanal: Urbane „Almabkehr“ im September
Der Almkanal - von den Einheimischen gerne „die Alm“ genannt – ist heute Naherholungsgebiet und Treffpunkt für Badenixen, Stadtsurfer und fahrradfahrende Sonnenhungrige. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass er auch ein außergewöhnliches Wasserversorgungssystem ist, dessen erste Teilstücke im 8. Jahrhundert angelegt wurden. Mithilfe dieses Systems konnte die Stadt mit Nutz- und Trinkwasser versorgt werden.
Der spannenden Geschichte des Stollensystems kann man drei Wochen im September nachgehen, wenn der Stollen bei der sogenannten „Almabkehr“ trockengelegt wird, um notwendige Wartungsarbeiten durchzuführen. Dann wird auch der Weg im Mönchsberg begehbar, der von der Brunnhausgasse direkt in den St. Peter Friedhof führt.
Ausgerüstet mit Taschenlampe, Regenjacke und Gummistiefel, taucht man ein in die „Salzburger Unterwelt”. Der Weg ist 400 Meter lang, die Gänge sind maximal 2,20 Meter hoch und am Boden finden sich Marmorplatten, die bei näherem Hinsehen uralte wiederverwendete Grabsteine sind.
Turmblasen: Historischer Brauch – neu aufgelegt
Wer sonntags durch die Innenstadt schlendert, kann kurz vor Mittag ferne Trompetenklänge vernehmen. Dabei handelt es sich um das Turmblasen auf der Festung Hohensalzburg – ein Konzert, das jeden Sonntag um 11:45 Uhr erklingt.
Historisch gesehen, war es an fast allen wichtigen Höfen Europas üblich, mittels Turmbläsern vor Gefahren zu warnen oder wichtige Anlässe zu begleiten. Auch am Hof des Salzburger Fürsterzbischofs gab es seit dem Mittelalter diesen Brauch. 1465 wurde auf der Festung ein Trompeterturm errichtet. Die Klänge von Trompeten und Pauken galten dabei bis 1800 als reine Gebrauchsmusik, weshlab es kaum überlieferte Kompositionen gibt.
In Salzburg jedoch sind Musikstücke für festliche Aufmärsche im Archiv der Abtei Nonntal erhalten. Sie wurden vorwiegend von Salzburger Hoftrompetern verfasst und werden beim Turmblasen aufgeführt. Viele Gäste, die Salzburg in der Vorweihnachtszeit besuchen, kennen auch das Turmblasen am Christkindlmarkt auf dem Dom- und Residenzplatz, das jeden Donnerstag und Samstag um 18.30 Uhr erklingt.