Das Eintauchen in kaltes Wasser gilt im Süden von Schweden als ultimatives Heilmittel für unterschiedliche physische und mentale Leiden. Geübte Kaltbadegänger wagen direkt den Sprung ins eiskalte Nass, Anfänger sind jedoch herzlich eingeladen, sich vorab in der Sauna aufzuheizen.
Alter Schwede – ist das kalt! Ob in den zahlreichen Seen, an den kilometerlangen Stränden oder im Kaltbadehaus: Wenn das Thermometer in Richtung 0 sinkt, fällt in der südschwedischen Provinz Skåne der Startschuss für die Winterbadesaison.
Schon die Wikinger schworen auf die positive Wirkung des eisigen Wassers auf Körper, Geist und Seele. Neu entdeckt wurden die gesundheitsfördernden Wechselbäder im späten 19. Jahrhundert im Nordwesten der Provinz. Hier wurde das Dorf Mölle europaweit als „Ort der Sünde” bekannt, in dem Frauen und Männer in schicker gestreifter Badekleidung gemeinsam baden gingen.
Das zog Touristen aus ganz Europa an und verwandelte Mölle in ein Biarritz des Nordens. Später kam das Wissen um die Effekte des Kaltbadens hinzu: Bei Wassertemperaturen um 0 Grad werden Adrenalin und Endorphin freigesetzt, die den Organismus stimulieren. Verbesserter Schlaf, gute Laune und der entspanntere Umgang mit Stress sorgen für mehr Lebensqualität.
Heute ist das einst verruchte Vergnügen salonfähig und liegt voll im Trend. Bade-Fans finden in Skånes Seen und Flüssen oder am Meer optimale Bedingungen für einen Sprung ins erfrischende Nass. Besonders stilvoll tauchen die Besucher in den zahlreichen Kaltbadehäusern ab. Der Küstenort Helsingborg gilt mit seinen drei berühmten Badehäusern Råå, Kallis und Pålsjöbaden als Mekka des Kaltbadens und blickt auf 150 Jahre Tradition zurück.
Die Kaltbadehäuser in Schweden haben sowohl im Sommer als auch im Winter für den Sprung in kaltes Wasser geöffnet. Ihre Architektur kann eine einfache Holzkonstruktion sein, sich aber auch als Prachtbau präsentieren.
Drei weitere Empfehlungen in Skåne sind das Skansen Båstad mit einem neuen Rooftop Spa, das historische Ribersborg Kallbadhus mit Blick auf das Malmöer Wahrzeichen „Turning Torso” und das neu eröffnete Kallbadet in Skanör mit seiner futuristischen Holzkonstruktion.
Die beste Tageszeit für das Kaltbaden ist der Morgen. Der Ablauf beginnt für Anfänger mit einem Saunabesuch, um sich vor dem Sprung ins kalte Wasser aufzuwärmen. Dabei ist es wichtig, stets Wasser zu trinken, um hydriert zu bleiben.
Mit Mütze und Schlappen, um Kopf und Füße wohltemperiert zu halten, nähert man sich dann der frostigen Herausforderung. Nach einem tiefen Atemzug gleitet man am besten nackt in das kalte Nass, ohne den Kopf einzutauchen. Ein paar Minuten sind ausreichend, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Mia, die Leiterin von Kallis und Pålsjöbadet, empfiehlt speziell das Tragen einer gewalkten Wollmütze, denn das Material schützt gleichzeitig vor Hitze und Kälte. Sie badet selbst seit fünf Jahren jeden Tag im Meer und war seitdem nie mehr krank …
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.