Emilia Romagna: Fünf Geheimtipps für Entdecker und Kenner

Wer in Ri­mini ge­ba­det, die Kir­chen in Ra­venna be­sich­tigt und Ta­glia­telle al Ragù in Bo­lo­gna ge­ges­sen hat, ist noch lange nicht durch mit der ita­lie­ni­schen Pro­vinz Emi­lia Ro­ma­gna. Denn hier gibt es wun­der­schöne Orte zu ent­de­cken, die nicht ein­mal alle Ein­hei­mi­schen ken­nen.

Bertinoro: Terrazzo della Romagna

Ber­tinoro © Da­vide D’Al­tri

Dass sich der kleine mit­tel­al­ter­li­che Wei­ler un­weit von Ce­sena, der ganz oben auf dem Monte Ce­subeo, am Rande des Apen­nins thront, sehr selbst­be­wusst „Ter­razzo della Ro­ma­gna“ nennt, hat ei­nen gu­ten Grund: Der Blick von der Aus­sichts­ter­rasse an der Piazza della Li­bertà schweift über die sanft ge­wellte Land­schaft der Emi­lia Ro­ma­gna bis nach Bo­lo­gna und Ri­mini.

Wer lange ge­nug in die Ferne ge­schaut hat, dreht sich ein­fach um. Auf der glei­chen Piazza ste­hen näm­lich auch der im­po­sante Pa­lazzo Or­del­affi mit ei­nem Uh­ren­turm, in dem das Rat­haus un­ter­ge­bracht ist, und die 1247 er­rich­tete Säule Co­lonna degli An­elli, die als Sym­bol des 11.000-Einwohner-Ortes und des­sen his­to­ri­scher Gast­freund­schaft gilt.

Auch jen­seits der Piazza della Li­bertà ist Ber­tinoro se­hens­wert. Mit sei­nen al­ten Häu­sern, Tür­men und Mau­ern, den Kir­chen und Fes­tun­gen, Trat­to­rien und Wein­lo­ka­len ist der Ort ein idea­les Aus­flugs­ziel – ganz gleich, ob man sich an der Küste oder in ei­ner der schö­nen Städte der Emi­lia Ro­ma­gna be­fin­det.

Pennabilli: Unterwegs im oberen Marecchia-Tal

Pen­na­billi © arch prov RN

Das hüb­sche Pen­na­billi im Hin­ter­land von Ri­mini ist vor al­lem als Wohn­ort des 2012 ver­stor­be­nen Dich­ters und Künst­lers Tonino Guerra be­kannt. Sein Haus so­wie viele sei­ner Open-Air-Kunst­werke kön­nen dort be­sich­tigt wer­den.

Das Dorf im obe­ren Ma­rec­chia-Tal ist zu­dem Stand­ort ver­schie­de­ner Dau­er­aus­stel­lun­gen mit dem Sam­mel­na­men „Orte der Seele” vom „Gar­ten der ver­ges­se­nen Früchte”, in dem bei­nahe ver­schwun­dene Obst­baum­sor­ten wach­sen, über das „Re­fu­gium der ver­las­se­nen Ma­don­nen” mit ei­ner Samm­lung von Hei­li­gen­bil­dern bis zum „Wall­fahrts­ort der Ge­dan­ken”, in dem sie­ben rät­sel­hafte Stein­skulp­tu­ren und eine Bank zum Me­di­tie­ren war­ten.

Es lohnt sich auch, den Kul­tur­ver­ein „Il mondo di Tonino Guerra” zu be­su­chen. Das Mu­seum ist im Un­ter­ge­schoss des Ora­to­ri­ums Santa Ma­ria della Mi­ser­i­cor­dia aus dem 14. Jahr­hun­dert un­ter­ge­bracht. Hier sind Skulp­tu­ren, selbst ent­wor­fene Mö­bel, Ke­ra­mi­ken, Ma­le­reien, Wand­tep­pi­che und an­dere vom Künst­ler ge­schaf­fene Werke zu be­wun­dern.

Burg Canossa: Auf den Spuren von Heinrich IV

Cas­tello di Ca­nossa © Giu­liano Bi­an­chini

Der stets un­er­freu­li­che Gang nach Ca­nossa be­zieht sich auf den Bitt- und Buß­gang von Hein­rich IV zu Papst Gre­gor VII, der sich als Gast der Mark­grä­fin Mat­hilde von Ca­nossa in de­ren Burg auf ei­nem Sand­stein­hü­gel zwi­schen Bo­lo­gna und Parma auf­hielt. Der deutsch-rö­mi­sche Kai­ser war­tete drei Tage und drei Nächte kniend vor dem Ein­gangs­tor, be­vor er vor­ge­las­sen wurde.

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Tempi pas­sati. Wer sich heute nach Ca­nossa be­gibt, macht das mit Ver­gnü­gen. Vom ehe­ma­li­gen Schloss ste­hen nur noch die Grund­mau­ern, die er­ah­nen las­sen, wie mäch­tig es einst ge­we­sen ist. 1878 er­warb der ita­lie­ni­sche Staat die stim­mungs­volle Ruine. Auf dem Ge­lände be­fin­det sich auch das Mu­seum Nab­orre Cam­pa­nini. Die dort ge­zeig­ten Ar­te­fakte stam­men von den Aus­gra­bun­gen in der Burg und ver­mit­teln ein Bild von Mat­hil­des Le­ben und ih­rer Zeit.

In der Re­gion um das Schloss ent­stand 2018 die „Terre di Ca­nossa“ – ein Netz­werk tou­ris­ti­scher Rou­ten. Es er­streckt sich von den Aus­läu­fern des Apen­nins von Reg­gio Emi­lia bis ins Zen­trum des frucht­ba­ren Val d’Enza zwi­schen den Pro­vin­zen Reg­gio Emi­lia und Parma und hat zum Ziel, Ur­lau­bern die Ge­schichte und Kul­tur so­wie die ku­li­na­ri­schen und wein­bau­li­chen Pro­dukte der Emi­lia Ro­ma­gna nä­her zu brin­gen.

Castelvetro di Modena: Im Food-Himmel

Cas­tel­ve­tro © Ge­meinde Cas­tel­ve­tro

Zwi­schen Mo­dena und Bo­lo­gna liegt Cas­tel­ve­tro di Mo­dena. Diese kleine Ge­meinde, die zur Rö­mer­zeit ein Mi­li­tär­la­ger be­her­bergte, zählt zu den so­ge­nann­ten „Terre di Cas­telli“ und be­geis­tert die Be­su­cher heute mit ih­rem au­then­ti­schen, mit­tel­al­ter­li­chen Flair. Be­son­ders char­mant ist die Piazza Roma, die mit ih­rem hüb­schen Schach­brett­bo­den und dem frei­ste­hen­den Uh­ren­turm das Herz­stück des Or­tes bil­det.

Fein­schme­ckern dürf­ten die kleine Ge­meinde und ihr un­mit­tel­ba­res Um­land be­kannt sein, denn hier wach­sen die Trau­ben für den fruch­ti­gen, per­len­den Rot­wein „Lam­brusco Gras­pa­rossa” – oft in Bio-Qua­li­tät. Au­ßer­dem wer­den hier re­gio­nale Pasta-Spe­zia­li­tä­ten, Par­mi­gi­ano Reg­gi­ano und Aceto Bal­sa­mico Tra­di­zio­nale her­ge­stellt, die es di­rekt vor Ort bei den Pro­du­zen­ten oder in vie­len net­ten Trat­to­rien zu ver­kos­ten gibt.

Die länd­li­chen Agri­tu­rismi der Re­gion, in de­nen man über­nach­ten und sehr gut es­sen kann, ha­ben frit­tierte Teig­ta­schen („gnocco fritto“), hand­ge­machte Tor­tel­loni mit Ri­cotta und Spi­nat und wei­tere lo­kale Spe­zia­li­tä­ten auf ih­ren Me­nü­kar­ten – meist als un­ver­fälschte und tra­di­tio­nell zu­be­rei­tete Haus­manns­kost, manch­mal aber auch mit ver­fei­ner­ten Gour­met-Am­bi­tio­nen.

Castello di Rivalta: Staunen, speisen, schlafen

Ri­valta © Prov Pia­cenza

Die hol­län­di­sche Kö­nigs­fa­mi­lie, Mode-Zar Gi­or­gio Ar­mani und die ita­lie­ni­sche Star-In­fluen­ce­rin Chiara Fer­ragni zäh­len zu den pro­mi­nen­ten Gäs­ten der im­po­san­ten Burg von Ri­valta. Sie steht süd­lich von Pia­cenza in ei­nem zau­ber­haf­ten, mit­tel­al­ter­li­chen Wei­ler und wird seit dem 13. Jahr­hun­dert von den Gra­fen Za­na­rdi Landi be­wohnt.

Die be­ein­dru­ckende Fes­tung mit ih­ren mehr als 50 Sä­len ist für den Pri­vat­ge­brauch aber viel zu groß. Des­halb kann das Cas­tello di Ri­valta nicht nur im Rah­men von Füh­run­gen be­sich­tigt, son­dern auch wie ein Ho­tel be­wohnt wer­den. Ro­man­ti­ker lie­ben den pracht­vol­len, his­to­ri­schen Rah­men für prunk­volle Hoch­zeits­fei­ern, Gour­mets kom­men zum Es­sen vor­bei, Kunst­lieb­ha­ber, um die Aus­stel­lun­gen der Fa­mi­lien-Samm­lung zu be­wun­dern.

Re­gel­mä­ßig fin­den Kon­zerte, Auf­füh­run­gen, Be­ne­fiz-Ver­an­stal­tun­gen und Prä­sen­ta­tio­nen in den teil­weise mit Ori­gi­nal­mo­bi­liar und Tex­ti­lien aus dem 15. Jahr­hun­dert aus­ge­stat­te­ten Räu­men statt. Wer lie­ber im Freien bleibt, lust­wan­delt durch den gro­ßen, ge­pfleg­ten und wun­der­bar stil­len Schloss­park.

www.emiliaromagnaturismo.it

Autorin: Elisabeth Kapral

Als Ju­ris­tin hat Eli­sa­beth ge­lernt, ex­akt zu for­mu­lie­ren. Das kommt ihr jetzt zu­gute, wenn sie für travel4news schreibt. Wor­über sie schreibt, weiß sie da­bei ganz ge­nau, denn sie hat be­reits 108 der 193 in der UNO ver­tre­te­nen Län­der be­sucht – und viele von ih­nen auch mehr­fach.

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