8.000 Fahrzeuge täglich, mehr als 2,5 Millionen im Jahr. Das war das geschätzte Verkehrsaufkommen vor Corona am Lungarno Acciaiuoli in Florenz – dem stimmungsvollen Abschnitt des rechten Arno-Ufers zwischen Ponte Vecchio und Ponte Santa Trinità. Nun darf dort überhaupt nichts mehr fahren. Nicht einmal Taxis, Busse oder Roller.
„Mit einer Fläche von rund 1.400 Quadratmetern ist dies die größte Verkehrsberuhigung der Stadt nach jener des Domplatzes“, betonte Bürgermeister Dario Nardella anlässlich der Fertigstellung der neu bepflasterten Uferstraße, deren hässlicher Asphalt durch traditionelle, schlichte Steinquader ersetzt wurde. Die Neugestaltung der Straße zeigt zugleich, wie erfolgreich öffentliche Hand und Privatsektor zusammen arbeiten können – wenn sich beide Parteien einig sind.
Rund 1,3 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Fast ein Viertel davon wurde vom Unternehmen der Familie Ferragamo übernommen, deren Headquarter – der großartige Palazzo Spini Feroni – am Lungarno Acciaiuoli steht. Auch das 37-Suiten-Hotel Portrait Firenze ist hier zu finden – als Teil der luxuriösen Lungarno Collection, die ebenfalls den Ferragamos gehört.
Als das zeremonielle Band durchschnitten wurde, stand Leonardo Ferragamo an vorderster Front: „Für meine Familie und für mich ist es eine Ehre, Florenz zu unterstützen“, erklärte er, „Mein Vater hat die Stadt wegen ihrer Geschichte, ihrer Kultur und den außergewöhnlichen Fähigkeiten ihrer Handwerker gewählt. Meine Geschwister und ich sind hier geboren und aufgewachsen. Wir möchten dieser einzigartigen, wunderschönen Destination etwas zurück geben und ihr bei ihrem Neustart helfen.”
Florenz kann auch Unterstützung gebrauchen, nachdem in den letzten zehn Jahren viele heimische Unternehmer ihre Aktivitäten auf den boomenden Tourismus konzentriert hatten und so zu einer Entwicklung beitrugen, die jedes normale Stadtleben unmöglich machte. Mieten wurden unbezahlbar – sowohl für Bewohner als auch für Handwerker, Inhaber kleiner Läden oder Betreiber von Kinos, Kunstgalerien und Kindertagesstätten.
Nun ließ die Corona-Pandemie das Geschäftsmodell wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Nachdem die Touristen nahezu vollständig verschwunden sind, wirkt die Stadt wie leergefegt: In den teuren Boutiquen an der Via de’ Tornabuoni langweilen sich einsame Verkäuferinnen und die Taschenverkäufer am Mercato del Porcellino warten vergeblich auf Kunden.
Viele Restaurants haben wohl für immer geschlossen. Selbst in Bars und Cafés sind nur wenige Gäste zu sehen. „Florenz muss ein neues Gleichgewicht finden“, glaubt Leonardo Ferragamo: „Unser Tourismus muss sich ändern, wir müssen unsere Stadt intelligenter vermarkten und sie auch für Einheimische wieder lebenswert machen. Das wird die große Herausforderung nach diesem so schwierigen Moment, der zugleich die historische Chance mit sich bringt, uns zu verbessern.”
Die Ferragamos hatten schon in der Vergangenheit mehrfach und großzügig in die Schönheiten ihrer Stadt investiert – etwa mit der Finanzierung der 1,5 Millionen Euro teuren Restaurierung des berühmten Neptun-Brunnens auf der Piazza della Signoria oder mit der 600.000-Euro-Renovierung einiger Säle der Uffizien.
Auch die Verwandlung des stark befahrenen Lungarno Acciaiuoli in einen nach antikem Muster gepflasterten Fußgängerbereich kommt den Uffizien zugute, denn der Lungarno degli Archibusieri und der Lungarno Medici – also die Verlängerungen des Lungarno Acciaiuoli jenseits des Ponte Vecchio – sind fortan ebenso für den Verkehr gesperrt.
Wie wichtig dieses Detail ist, erklärt Eike Schmidt, deutscher Direktor der Galleria degli Uffizi: „Seit vor eineinhalb Jahren ein LKW das Gemäuer des zu den Uffizien gehörenden Vasari-Korridors geschrammt hat, messen wir die Auswirkungen der Vibrationen, die der Verkehr auf das 500 Jahre alte Bauwerk ausübt. Die 8.000 Fahrzeuge, die täglich und teilweise viel zu schnell darunter hindurch donnern, verursachen winzige Risse, die es auf Dauer gefährden könnten. Diese Sorge sind wir nun los.”
Die Fußgänger können jetzt in aller Ruhe am Arno entlang spazieren und den Blick auf den Ponte Vecchio und die Paläste am Flussufer genießen, ohne sich vor hupenden Autos und schimpfenden Taxifahrern in Sicherheit bringen zu müssen. Damit ist das schöne Florenz noch etwas schöner geworden, aber auch nachhaltiger, qualitätsbewusster und mehr am Zeitgeist orientiert.
Im Moment bekommen das vor allem die Florentiner zu spüren. Doch das Signal geht weit über die Stadtgrenzen hinaus und gilt als Wegweiser für den italienischen Tourismus der Zukunft. Mehr Informationen zu den Hotels der Familie Ferragamo sind auf www.lungarnocollection.com zu finden.