Diesen Teil von Portugal kennen nur wenige – und das ist schade. Denn in der Serra da Estrela im Centro de Portugal warten stille, kristallklare Bergseen, rauschende Wasserfälle, seltene Tier- und Pflanzenarten und intakte Dörfer, in denen die Tradition lebendig gehalten wird. Nun hat die UNESCO das höchste Gebirge auf dem portugiesischen Festland als „Weltgeopark” unter besonderen Schutz gestellt.
Die UNESCO definiert für ihre „Global Geoparks” drei Ziele: Neben der Bewahrung einer intakten Umwelt sollen Impulse für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung entstehen und eine bessere geowissenschaftliche Bildung vermittelt werden. Für Emanuel de Castro, Exekutivkoordinator der Estrela Geopark Association, stellt diese Klassifizierung einen historischen Meilenstein dar: „Sie bedeutet die internationale Anerkennung, die diese Bergwelt so sehr verdient hat.“
Insgesamt definierte die UNESCO in der Serra da Estrela 124 Stätten von geologischem Interesse, würdigte aber auch die Identität und die Einzigartigkeit des Gebietes. Für Besucher von Bedeutung ist vor allem das Netzwerk der „Aldeias de Montanha“ – Bergdörfer, in denen man sich einer ganz anderen Art von Tourismus als in den Badeorten am Meer oder in den großen Städten verschrieben hat.
Supermärkte sucht man hier vergeblich. Dafür findet man Tante-Emma-Läden, in denen man alles für den täglichen Bedarf bekommt – von Lebensmitteln bis zu traditionell hergestellten Stoffen. Auch trendige Bäckereien sind hier nicht zu finden – aber etwa die Bäckerei Loripão im Dorf Loriga, die traditionell hergestelltes Maisbrot (Broa) oder den ortstypischen „Schwarzen Kuchen“ (Bolo Negro) verkauft.
Professionelle Fremdenführer sind ebenfalls unbekannt. Stattdessen erzählen die Bewohner der Dörfer lieber ihre Geschichten über die Gegend. So haben die Besucher die seltene Möglichkeit, die unverfälschte Natur einer faszinierenden Bergwelt bei Wanderungen oder Radtouren kennen zu lernen und tief in die Traditionen einer einzigartigen Region einzutauchen. Auch Portugals einziges Skigebiet befindet sich hier.
Das Centro de Portugal liegt zwischen dem grünen Norden und Lissabon. Im Westen findet man am Atlantik lange weiße Sandstrände, während die Region im Osten bis an die Grenze zu Spanien reicht. Die wichtigsten Städte sind Coimbra mit der berühmten Universität, Aveiro am Rande einer faszinierenden Hafflandschaft und das zentral gelegene, geschichtsträchtige Viseu.
Neben dem Universitätsviertel von Coimbra gehören auch das Königskloster von Batalha, das Kloster von Alcobaça, das Tempelritter-Kloster von Tomar und die prähistorischen Felszeichnungen in Foz Côa zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Serra da Estrela ist nun nach dem Naturtejo da Meseta Meridional bereits der zweite Weltgeopark in dieser Region.