„The Witcher“ zählt zu den bisher erfolgreichsten Serien-Neuheiten auf Netflix. Manche feiern die Story um den Hexer Geralt von Riva sogar schon als „neues Game of Thrones”. Travelcircus hat aus allen Drehorten in Europa die elf beeindruckendsten Filmsets herausgesucht. Wie wäre es also mal mit einer „The Witcher-Tour”?
Die Crew von „The Witcher” reiste durch fünf Länder in Europa, um das einzigartige Feeling von geheimnisvollen Orten wie Blaviken, Cintra und Aretusa einzufangen. Die meisten Drehorte finden sich dabei in Ungarn. Aber natürlich ist auch Polen vertreten – denn schließlich stammt der Autor der Kurzgeschichten auch aus diesem Land.
Als der polnische Schriftsteller Andrzej Sapkowski im Jahr 1990 die erste Kurzgeschichte „Wiedźmin” veröffentlichte, hätte er sich wohl niemals träumen lassen, dass die Saga um den Hexer mit den weißen Haaren einmal als Film über die Fernseher laufen würde. Das war 2001 der Fall.
2007 erschien das erste PC-Spiel „The Witcher”. 2011 folgte „The Witcher 2: Assassins of Kings” und 2015 schließlich „The Witcher 3: Wild Hunt”. Insgesamt verkaufte sich die Spielereihe bis heute weltweit knapp 40 Millionen Mal. Der dritte Teil der Spiele-Trilogie schaffte es sogar unter die 50 erfolgreichsten PC-Spiele aller Zeiten. Die elf außergewöhnlichsten Drehorte aus Staffel 1 hat Travelcircus herausgesucht:
Burg Vajdahunyad: Vampire und ein Zauber
Die Pilotfolge der ersten Staffel von „The Witcher” hält für die Zuschauer einige spannende Momente bereit. Einer davon führt Geralt von Riva in das Haus des Magiers Stregebor. Die Außenansicht des majestätischen Gebäudes fand das Produktionsteam in der Burg Vajdahunyad, die 1896 im Stadtpark von Budapest errichtet wurde.
Der Entwurf der Burg stammte von Ignac Alpar, der hier Stile verschiedener Epochen einfließen ließ – darunter Renaissance, Gotik und Barock. Heute beherbergt das Gebäude das größte landwirtschaftliche Museum Europas. Der Eintritt in das Burggelände ist frei, der Besuch des Museums kostet 1.100 Forint (ca. 3 Euro) und ist zwischen 10 und 16 Uhr möglich.
Ein Highlight sind sicherlich die gewaltigen Torbögen, die in den Außenaufnahmen mit Hauptdarsteller Henry Cavill zu sehen sind. Noch ein Tipp für Film-Fans: Die Außenmauer beherbergt eine Büste des ungarisch-amerikanischen Schauspielers Béla Lugosi, der 1931 den „Dracula” im gleichnamigen Film verkörperte.
Mafilm Studios: Der „Schlächter von Blaviken”
Durch seine markanten Haare als „Weißer Wolf” bekannt, erreicht Geralt die Stadt Blaviken und wird sogleich vom Magier Stregebor mit einem Auftrag betraut. Er soll die ehemalige Prinzessin und Räuberin Renfri töten. Als Geralt sie und ihr Gefolge bei einem blutigen Massaker ausschaltet, erhält er von den Bewohnern der Stadt den Namen „Der Schlächter von Blaviken”.
Die Stadt Blaviken – laut Buchvorlage im Königreich Redanien gelegen – wurde in den Mafilm Studios nachgebaut. Ungarns ältestes Filmstudio ist nur 22 Kilometer vom Zentrum Budapests entfernt und war schon Schauplatz vieler bekannter Filme – wie etwa „Eragon”, „Being Julia” und „I Spy”. Auch namhafte Regisseure wie Woody Allen, John Irving und Michael Verhoeven arbeiteten hier. Besuchen kann man das Studio leider nicht, dafür aber Kostüme ausleihen.
Freilichtmuseum Skanzen: Die Heimat von Yennefer
Ab Folge 2 erzählt „The Witcher” auch die Geschichte der Zauberin Yennefer von Vengerberg. Geboren wird die junge Frau als Tochter eines Bauern in einem ärmlichen Dorf, wo sie wegen ihres Äußeren (Yennefer hatte vor ihrer Verwandlung einen Buckel) ausgegrenzt und selbst von ihrer Familie nur geduldet wird.
Für das perfekte ländliche Flair drehte die Crew im Freilichtmuseum Skanzen in Ungarn. Bereits im Jahr 1967 eröffnet, umfasst es 60 Hektar mit Gehöften, Wohnhäusern, Kirchen und anderen Gebäuden, die in ganz Ungarn abgetragen und in Skanzen dann Stück für Stück wieder aufgebaut wurden. Ein Besuch ist von 1. April bis 5. November immer von 9 bis 17 Uhr möglich und kostet umgerechnet knapp 6 Euro.
Kiscelli Museum: Der Tanzsaal der Akademie
Viele Jahre studiert Yennefer an der Magischen Akademie und verzichtet für ihre Verwandlung sogar auf ihre Fruchtbarkeit. Diese verliert sie bei dem Ritual, das sie zur vollständigen Zauberin macht. Nur wenig später erscheint sie auf dem Abschlussball der Akademie und zeigt sich allen Gästen in einem völlig neuen Antlitz. Auch der Buckel ist verschwunden.
Für den Abschlussball der jungen Zauberinnen in Folge 2 von „The Witcher” suchte die Crew nach einem Ort, der einer altehrwürdigen Akademie gerecht werden konnte, und fanden ihn im Kiscelli Museum in Budapest.
Noch im 18. Jahrhundert ein Kloster, dient es seit 1912 als Ausstellungsort der Geschichte Budapests. Gemälde, Industrieerzeugnisse, Waffen und Zunftschilder dürfen hier bestaunt werden. Der Eintritt kostet 1.600 Forint (ca. 5 Euro). Das Museum ist nur an Montagen geschlossen und öffnet seine Türen sonst von 10 bis 18 Uhr.
Roque de Santo Domingo: Die Magische Akademie
Es ist eine Situation, die das Leben von Yennefer von Vengerberg völlig verändern wird: Nachdem sie sich unwissentlich mit Magie aus einer gefährlichen Situation befreit, wird sie von Tissaia de Vries für nur vier Mark gekauft und als Novizin in die Magische Akademie in Aretusa aufgenommen.
Das Schloss auf einem Felsen im Meer gibt es zwar nicht wirklich – aber den Felsen, auf den es per Computeranimation projiziert wurde, kann man besuchen: Der 28 Meter hohe Roque de Santo Domingo ist ein Teil der Felsengruppe „Los Guinchos” auf der kleinen Kanaren-Insel La Palma. Vom Aussichtsplatz „Mirador del Puerto Santo Domingo de Garafia” können die Besucher auch die Felsen Stran Bujarén und Roque del Guincho bestaunen.
Szelim-Höhle: Auf Drachenjagd bei Budapest
Drachen haben nicht nur ihren festen Platz in der berühmten Serie „Game of Thrones”, sondern auch in „The Witcher”. So geht es für Geralt in Folge 6 auf die Suche nach einem geheimnisvollen Drachen. Vier Gruppen treten dabei in einer Jagd gegeneinander an und versuchen, die Kreatur zuerst zu finden.
Als Drehort diente die Szelim-Höhle nahe des Ortes Tatabanya. Ob hier tatsächlich Drachen gelebt haben, ist nicht bekannt, aber dafür fand man einst in der Höhle die Überreste eines Urmenschen. Eine Steintreppe führt heute Schaulustige ins Innere der Höhle, während die Umgebung am Berg Kö im Gerecse-Gebirge zu Wanderungen einlädt.
Ein Sightseeing-Tipp: Nicht nur im Inneren der Höhle gibt es einiges zu bestaunen. Wer die Szelim-Höhle durchläuft, findet einen weiteren Ausgang, an dessen Ende das bekannte Turul-Denkmal wartet – immerhin die größte Bronzestatue eines Adlers in Europa.
Burg Kreuzenstein: Die verfluchte Prinzessin
Einer der wenigen Drehorte, die nicht in Ungarn liegen, ist Burg Kreuzenstein in Österreich. Sie ist für eine Szene in Folge 3 gedacht: Unterwegs nach Temerien zu einem weiteren Auftrag, soll Geralt die verzauberte Tochter des Königs von Foltest erlösen. Viele Jahre zuvor wurde sie verflucht und in eine Striege – ein bärenähnliches Wesen – verwandelt. In einem blutigen Kampf riskiert Geralt dabei sein eigenes Leben.
Die monumentale Burg stammt aus dem Mittelalter – und damit einer Epoche, die der Zeit in „The Witcher” ähnelt. Geöffnet von 1. April bis 1. November, können hier Hobby-Historiker bei Führungen die Waffenkammer, den Rittersaal oder auch die Burgküche besuchen. Kreuzenstein stand dabei nicht zum ersten Mal vor der Kamera. So diente die Burg unter anderem als Kulisse für den TV-Blockbuster „Die Säulen der Erde” von 2009.
Bauxit Földtani Park: Roter Stein wie auf dem Mars
In Folge 7 reist Yennefer zu einer Ausgrabungsstätte nahe Nilfgaard, um ihren ehemaligen Liebhaber Istredd zu besuchen. Beide merken, dass sie noch Gefühle füreinander haben und Istredd ermutigt Yennefer, nach Aretusa zurückzukehren, um dort Hilfe für den bevorstehenden Kampf mit Cintra zu erbitten.
Auch wenn das rot-braune Gestein den Eindruck erweckt: Gedreht wurden diese Szenen nicht auf dem Mars, sondern tatsächlich in Ungarn – im Bauxit Földtani Park bei Budapest, wo noch in den 1930er-Jahren eine der größten Bauxitminen der Welt zu Hause war.
Im Jahr 1987 wurde die Mine geschlossen, doch das macht die Steinformationen nicht weniger aufregend. Wer sich für die geologische Beschaffenheit der Felsen interessiert, findet im Bauxit Földtani Park übrigens auch einen Naturlehrpfad mit 13 Stationen rund um Mineralien, die geologische Entwicklung und vieles mehr.
Maspalomas: Einmal durch alle Dimensionen
Es ist eine der wohl spannendsten Szenen der Folge 4: Yennefer ist mittlerweile eine fähige Zauberin und steht im Dienst des Königs Aedirn. Dessen Frau hat erneut „nur” eine Tochter zur Welt gebracht und soll deshalb von einem Assassinen getötet werden. Yennefer versucht, die Königin und ihr Neugeborenes zu schützen, und flüchtet mit ihnen bei einer wilden Verfolgungsjagd durch mehrere Dimensionen.
Wer an Gran Canaria denkt, dem kommen meist sofort die weiten Dünen bei Maspalomas in den Sinn. Genau zwischen der Playa del Ingles und dem Leuchtturm von Maspalomas gelegen, erstreckt sich diese unglaubliche Wüstenlandschaft über zwei Kilometer. Wie die Dünen einst entstanden sind, ist unklar, aber den Touristen bieten sie einen unglaublichen Anblick. Kein Wunder, dass „The Witcher” hier gedreht wurde.
Zsivány-Sziklák: Ein verwunschener Wald
In Folge 5 flieht auch Ciri, nachdem Cintra völlig zerstört worden ist. Aus Angst vor den Soldaten von Nilfgaard flüchtet die Enkelin von Königin Calanthe in den verwunschenen Wald Brokilon. Hier trifft sie auch auf den Elfen Dara. Für die mystische Atmosphäre suchten die Macher der Serie in Ungarn nach einem entsprechenden Waldgebiet.
Gefunden haben sie es schließlich nahe des Nationalparks Duna-Ipoly, knapp 40 Minuten von Budapest entfernt: Dichtes Geäst, schroffe Felsen und verborgene Lichtungen prägen den Wald Zsivány-Sziklák und bilden so die perfekte Kulisse für Brokilon. Aktivurlauber können hier auf zahlreichen Wanderwegen unterwegs sein und teils atemberaubende Panoramablicke auf die Donau genießen.
Burg Ogrodzieniec: Die große Schlacht bei Krakau
In der letzten Folge der ersten Staffel finden einige der Charaktere bei der großen Schlacht um Sodden zusammen: Während Ciri in den Wald flüchtet und Geralt nach ihr sucht, kämpfen Yennefer und die anderen Magier gegen die feindlichen Zauberer aus Nilfgaard. Für die epische Schlacht benötigte die Crew von „The Witcher” eine ebenso gewaltige Burganlage, die man schließlich in Polen fand.
Die Burg Ogrodzieniec nahe Krakau stammt aus dem 14. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde sie nach einem Brand stark zerstört und anschließend aufgegeben. Heute gilt sie als zweitgrößte Burganlage Europas nach der Festung Hohensalzburg in Österreich. Für den Besuch empfehlen sich verschiedene Touren, die ab/bis Krakau gebucht werden können. Die Preise beginnen bei 60 Euro pro Person.