Pullover für Pinguine in Australien – klingt kurios, kann jedoch für die kleinen Bewohner von Phillip Island lebensrettend sein. Denn Schiffsunglücke mit auslaufendem Öl sind für Pinguine eine große Bedrohung: Die Vögel reinigen ihr Gefieder täglich und gründlich – und würden sich so selbst mit Öl vergiften.
Die Lösung sind gestrickte „Rettungswesten“, die auf Phillip Island angewendet werden. Im Falle einer Öl-Verschmutzung werden sie den kleinen Frackträgern von den Tierpflegern „angezogen“, bevor sie umfänglich gesäubert und gepflegt werden.
Die Penguin Foundation hat präventiv Tausende Mini-Pullover für den Ernstfall eingelagert. Mit der aktuellen Rückgewinnung der Halbinsel Summerland wird aber die Ansiedlung weiterer 1.400 Pinguine erwartet – und auch für sie soll gesorgt sein. Daher ruft der australische Bundesstaat Victoria nun unter dem Motto „Knits for Nature“ weltweit zum Mitstricken auf.
Die rund 120 Kilometer von Melbourne entfernte Halbinsel Phillip Island beherbergt eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Australiens: Jeden Abend watscheln Tausende von Zwergpinguinen nach ihrem Beutezug im Meer über den Strand zurück in die Dünen zu ihren Nestern.
Das natürliche Habitat wurde zuletzt im Jahr 2001 durch einen Öl-Unfall bedroht. Nach dem Öl-Kontakt schafften es zwar viele Tiere noch zum Ufer, waren jedoch für die aufwändige Reinigungsprozedur zu schwach. Von den 438 ölverschmierten Pinguinen konnten ganze 96 Prozent nach dem Pullover-Einsatz erfolgreich wieder ausgewildert werden.
Der Strickpullover hat zwei Funktionen: Zuerst wärmt er die geschwächten Tiere – und dann verhindert er, dass das Öl über den Schnabel in den Magen des Vogels gelangt. Nach der Säuberung des Gefieders kann die Regeneration der Pinguine mehrere Tage in Anspruch nehmen. Zunächst geht es um Stressabbau. Dann müssen die Vögel wieder körpereigenes wasserabweisendes Öl für ihre Federn produzieren können.
Nach bestandenem Schwimmtest werden die Pinguine aus der Wildtier-Klinik entlassen. Bei Bedarf helfen die Tierschützer von Phillip Island auch über die Insel- und Landesgrenzen hinaus: So kamen beispielsweise 2011 nach der Havarie des Frachters Rena in Neuseeland Pinguin-Pullover von Phillip Island zum Einsatz.
„Derzeit leben im Nationalpark Phillip Island rund 32.000 Zwergpinguine – und die Population wächst stetig. Wir möchten sicherstellen, dass im Falle einer Ölkatastrophe genügend Rehabilitation Jumpers vorhanden sind“, erklärt Penguin Foundation Officer Lauren Jones: „Inzwischen haben wir auch über Australien hinaus große Aufmerksamkeit für unsere Arbeit erlangt. Regelmäßig erreichen uns handgestrickte Pullover von Tierfreunden aus aller Welt.“
Allerdings kommt es auf das richtige Modell an: Fester Sitz ist ebenso wichtig wie ein leichtes Überziehen, damit sich Schnäbel und Krallen nicht in den Maschen verfangen. Ideales Material ist reine Wolle, da sie atmungsaktiver als Acrylwolle ist. Tierfreunde, die zur Nadel greifen möchten, finden das Strickmuster und die Adresse auf der Website der Penguin Foundation.
Applikationen – wie etwa Knöpfe, Fliegen und Krawatten – sind ungeeignet. Dennoch sind auch kreative Modelle von Wert, stellt Lauren Jones klar: „Nicht geeignete Pullover ziehen wir den Plüsch-Pinguinen im Souvenirladen an. Diese erfreuen sich großer Beliebtheit und haben über die vergangenen Jahre umgerechnet 120.000 Euro eingebracht. Die Verkaufserlöse finanzieren zu 100 Prozent unsere Arbeit rund um den Pinguin-Schutz. Also: Wir freuen uns auch auf fantasievolle Kreationen!“