Fernab der kulinarischen Hochburgen Südafrikas hat sich eine wachsende Food-Szene in den Townships des Landes entwickelt. Mit neuen und ungewöhnlichen Konzepten erobern hippe Cafés, Sterneküchen und Bistros in Schiffscontainern in Alexandra, Kayelitsha und Langa die Foodie-Herzen der Südafrikaner und Urlauber.
„Ubuntu” ist ein altes afrikanisches Wort, das das gemeinsame Gefühl von Menschlichkeit und Familie beschreibt: „Ich bin, weil wir es sind”. Essen und Trinken bringt Menschen zusammen – und so ist es nicht verwunderlich, dass Kulinarik zum neuen Trend in Südafrikas Townships geworden ist.
Mzansi / Kapstadt
Das beste Restaurant Kapstadts befindet sich laut TripAdvisor daher auch nicht in Camps Bay oder Constantia. Es ist das „Mzansi” – ein Selbstbedienungsrestaurant in Kapstadts Township Langa, das vor allem für seine ehrliche afrikanische Küche und warme Gastfreundschaft bekannt ist. Die Eigentümer Nomonde und Vukile Siyaka bezeichnen es daher als Zuhause – und nicht als Restaurant. Folglich wird das Essen auch nicht von einem ausgebildeten Koch zubereitet – vielmehr stehen hier Frauen und Männer am Grill, die echte Hausmannskost kochen. Und das kommt gut an. Zum butterweichen Rindereintopf, cremigen Spinat und Maisgrieß gibt es zudem afrikanische Marimba-Livemusik.
4 Roomed eKasi Culture / Kapstadt
Fine Dining im Township Khayelitsha – dieses ungewöhnliche Konzept verfolgt die gelernte Zahntechnikerin Abigail Mbalo aus Kapstadt, die heute ihrer großen Leidenschaft als Köchin folgt. In ihrem Restaurant „4 Roomed eKasi Culture“ bietet sie eigens kreierte Fünf- bis Zehn-Gänge-Menüs an, für die sie die traditionelle eKasi-Küche mit modernen kulinarischen Trends neu inszeniert.
Kaffa Hoist / Kapstadt
Als Bulumko Govuza und Chris Bangira im Jahr 2016 ihr Café „Kaffa Hoist” in Kapstadts Township Langa eröffneten, war es hier der erste Coffee Shop. „Kaffa” leitet sich vom Wort „Kaffee” ab und „Hoist” steht für „Verbesserung”. Mit ihrem Café möchten sie Kaffeekultur in ihr Township bringen und die lokale Gemeinschaft stärken. Das „Kaffa Hoist” befindet sich im Guga S’Thebe Arts & Cultural Centre, das ein zentraler Anlaufpunkt für Einheimische und Urlauber zugleich ist, denn von hier starten die Township-Touren durch Langa. Neben köstlichem Kaffee stehen frisch zubereitete Sandwiches und hausgemachte Pfannkuchen auf der Speisekarte, die im hauseigenen Garten genossen werden können.
Moving Feast / Johannesburg
Happiness Makhalemele begann ihre Kochkarriere mit dem Straßenverkauf von Vetkoek – kleinen frittierten Brotbällchen. Heute ist sie eine der gefragtesten Köchinnen in Johannesburgs Township Alexandra und wird liebevoll die „Queen of Tripe“ genannt. „Tripe“ – zu Deutsch Kutteln – sind in Südafrika eine Delikatesse und Happiness weiß sie besonders lecker zuzubereiten. Jeden Montag und Freitag öffnet sie die Türen ihres Restaurants „Moving Feast“ und bietet hier traditionelle afrikanische Küche an – darunter Ochsenschwanz, Steak und Kutteln sowie frischer gegrillter Fisch und geschmortes Schweinefleisch.
Spinach King / Kapstadt
Mit 40 Rand in der Tasche, dem Ofen eines Nachbarn und vier Bündeln Spinat gründete Lufefe Nomjana das „Spinach King“. Jeden Abend buk er drei Brote – eins zum Probieren und zwei zum Verkauf – und zog damit von Tür zu Tür. Inzwischen ist sein glutenfreies Spinatbrot so beliebt, dass es in ausgewählten Coffee Shops, Bio- und Supermärkten in ganz Kapstadt erhältlich ist. Am besten schmeckt es aber frisch aus dem Ofen am Ort seines Ursprungs – einem Flagshipstore in einem grasgrünen Schiffscontainer neben der Mall in Khayelitsha. Lufefe bezieht den Spinat aus Community-Gärten in Khayelitsha und Philippi und ermöglicht so Beschäftigung für weitere Menschen.
Imbizo Shisanyama / Johannesburg
Bereits 1997 eröffnet Rita Zwane – ehemals Kellnerin und Rezeptionistin – ihr kleines „Imbizo Shisanyama” im Township Ivory Park in Johannesburg, wo sie Pap und Vleis (Maisbrei und Fleisch) zum Mitnehmen verkaufte. Heute wird ihr Imbizo mit Stolz „busy corner“ (geschäftige Ecke) genannt, denn Ritas Imbiss ist längst zum beliebtesten Treffpunkt des Townships geworden. Authentische afrikanische Küche bietet sie noch immer an, steht selbst aber nicht mehr in der Küche, sondern setzt sich dafür ein, dass sich junge Menschen aus dem Township eine Zukunft im südafrikanischen Gastgewerbe aufbauen.