In wie vielen verschiedenen Gestalten kann der Teufel eigentlich erscheinen? Gehören Seemonster nicht in Piratengeschichten statt ins Museum? Und wer kommt eigentlich auf die Idee, dem Strandtennis ein eigenes Museum zu widmen? Rund um den Globus finden sich die bizarrsten Museen. Hier eine kleine, feine Auswahl.
Litauen: Das teuflischste Museum der Welt
Kaunas ist die Museumshauptstadt Litauens. Kein Wunder also, dass sich hier auch einige kuriose Ausstellungen finden – wie etwa das weltweit einzige Teufelsmuseum. In Litauen hat der Teufel – „Velnias” genannt – eine andere Geschichte als im Rest der christlichen Welt: Er ist zwar ebenfalls Gottes Gegenspieler, versucht aber auch, ihn zu imitieren. Dabei wirkt er fast komisch, denn er scheitert stets kläglich und bringt weniger Nützliches in die Welt.
So schöpft „Velnias” statt eines Singvogels eine Kröte oder zerfurcht die Erdoberfläche und wirft Berge auf, während der Schöpfergott glatte grüne Flächen kreiert. Diesem tragisch-komischen Bösewicht ist im Teufelsmuseum das ganze Erdgeschoss gewidmet. Weil das Böse und die Bilder, die sich der Mensch von ihm macht, kulturübergreifend sind, finden sich aber auf den übrigen zwei Stockwerken auch Teufel und Hexen aus aller Welt.
Den Grundstein der Sammlung legte der litauische Künstler Antanas Žmuidzinavičius. Doch die Anzahl der Exponate wächst stetig. Denn jeder Besucher kann dem Museum seinen persönlichen kleinen Teufel zum Geschenk machen. So zählt das Museum derzeit rund 3.000 Teufel aus mehr als 70 Ländern. Öffnungszeiten: Dienstag bis Mittwoch sowie Freitag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr, Donnerstag von 11 bis 19 Uhr.
Island: Seemonstermuseum in den Westfjorden
In den geheimnisvollen Westfjorden Islands wimmelt es geradezu von mystischen Gestalten. Glaubt man den Erzählungen, hat sich im kalten Nordatlantik auch schon so manches Seemonster gezeigt. Grund genug für das Städtchen Bíldudalur, den schaurigen Meeresbewohnern mit dem Seemonster-Museum ein Zuhause zu geben – schließlich soll der nahe gelegene Arnarfjordur-Fjord ein regelrechter Hotspot für Seemonster-Watching sein.
Zum Leben erweckt werden die Monster in Bildern, in Videos und auf dem interaktiven Ungeheuer-Tisch. In Islands Westfjorden sind übrigens vier verschiedene Arten von Seeungeheuern unterwegs – darunter das zunächst harmlos klingende Meerespferd mit leuchtend roter Mähne, langem Hals und grell-grünen Augen. Auch das Shell-Monster, das die Körperform eines Nilpferds hat, jedoch von einem klappernden Panzer aus Muscheln geschützt wird, haben Seeleute bereits im Atlantik entdeckt.
Gegenstand der Multimedia-Ausstellung sind Videos von diesen Augenzeugenberichten und sogar wissenschaftliche Theorien, die das Verhalten der Wesen analysieren. Anhand von Artefakten erhalten die Besucher einen Einblick in die mystische Existenz der Ungeheuer. Die gruselige Atmosphäre des Museums tut ihr Übriges dazu, dass den Gästen ein Schauer über den Rücken läuft. Öffnungszeiten: täglich von 15. Mai bis 10. September von 10 bis 18 Uhr.
Italien: Vogelscheuchen im Trentino
Im Valsugana – einem italienischen Tal im Südosten des Trentino – hat der Anbau von Mais eine lange Tradition. Ärgerlich war es für die Bauern jedoch seit jeher, wenn sich die Vögel über die Ernte hermachten, bevor sie eingefahren war. Altbekanntes Mittel gegen die gefiederten Störenfriede sind natürlich Vogelscheuchen – und denen widmet das Örtchen Marter in der Gemeinde Roncegno Terme das nächste skurrile Museum auf dieser Liste.
Im Vogelscheuchenmuseum in einer alten Mühle treffen die Besucher auf windschiefe, schaurige Gesellen, die der Trentiner Reporter Flavio Faganello über mehrere Jahre gesammelt hat. Den Gästen wird dabei auffallen, dass sich hier über die Jahre eine gewisse Dynamik entwickelt hat: Der Mensch hat seine Vogelscheuchen immer weiter perfektioniert – aber auch die Vögel haben sich stets wieder an die neue Schauergestalt angepasst.
Weiters erfährt man in diesem außergewöhnlichen Museum viel über die Geschichte der Maisverarbeitung im Valsugana. Öffnungszeiten: April bis Oktober dienstags bis sonntags von 14:30 bis 17:30 Uhr, am Samstag und Sonntag zusätzlich von 10 bis 12 Uhr, von Juni und September dienstags bis freitags von 15:30 bis 18:30 Uhr sowie freitags bis sonntags zusätzlich von 10 bis 12 Uhr.
Israel: Matkot-Museum in Tel Aviv
„Klack, klack, klack“: Der Aufprall kleiner Hartgummibälle ist der fröhliche Soundtrack an Israels Stränden, wenn die zahlreichen Matkot-Spieler ihrer Leidenschaft frönen. Matkot ist eine Art Beachball oder Strandtennis und als inoffizieller Nationalsport in Israel quer durch alle Gesellschaftsschichten und Altersklassen beliebt.
In einer kleinen Wohnung in Tel Avivs malerischem Stadtteil Neve Tzedek hat Amnon „The King“ Nissim diesem Sport ein eigenes Museum gewidmet – das einzige seiner Art weltweit. Seit seinem sechsten Lebensjahr pflegt der heute 72-jährige seine Leidenschaft für den Strandsport. Stolz zeigt er den Besuchern die Sammlung von mehr als 300 Schlägern, die er im Laufe der Zeit in seiner Drei-Zimmer-Wohnung zusammengetragen hat.
Was ihn am Maskot so fasziniert? Es sei ein Spiel, das Menschen zusammenbringt – man spiele miteinander, nicht gegeneinander, ganz einfach. Der Eintritt zum Museum in der 61 Shabazi Street ist frei und jederzeit möglich, wenn Amnon zuhause ist. Reservierung unter +9723/517/4908.
Frankfurt/Main: Wo ein Werkzeug die Welt erklärt
„Es ist fast unwichtig, welchem Gegenstand man sich liebevoll zuwendet – wenn man es nur lange und intensiv genug tut, dann erklärt er einem am Ende die Welt,“ postulierte der Künstler Oskar Mahler zur Eröffnung seines Hammermuseums im Jahr 2005. Aus dem wohl skurrilsten Museum der Mainmetropole hat er in seinem Zukunftslabor „Rote Treppe” ein Extrakt erstellt, das er die „Hammer-Story” nennt. Sie ist ab Juni 2019 in der Kaiserstraße zu besichtigen.
Mahler ist mit dem Klang klopfender Hämmer aufgewachsen: Seine Großmutter besaß einen Eisenwarenladen in Bayreuth. 1972 begann er selbst, als Bildhauer mit dem archaischen Werkzeug zu arbeiten. Diese Leidenschaft machte ihn zum Stadtteilbildhauer und inoffiziellen Geschichtsschreiber des Bahnhofsviertels mit einer Sammlung, die er als „Work in Progress“ bezeichnet.
Sie zeigt den Hammer als Schmuckstück und Scherzartikel, als Mittel zum Zweck oder als Mythos. Da ist beispielsweise der Hammer, den Jan Josef Liefers alias Professor Börne im Münsteraner Tatort „Der Hammer“ schwang – oder der Silberhammer, der in den 1950er-Jahren auf dem Postweg aus der DDR geschmuggelt wurde: Er verbirgt in seinem Stiel weitere kleine Werkzeuge, die sich auf den Kopf schrauben lassen.
Auch der kleinste Hammer der Welt befindet sich in der Sammlung. Doch Mahler, der sich auch als Schauspieler, Buchautor, Puppentheaterspieler und Stadtentwickler betätigt, hat nicht nur Hämmer gesammelt, sondern auch Geschichten – und diese kann man sich von ihm auf einer Stadtführung erzählen lassen.
Tschechien: Alchemisten und Magier in Prag
Prag ist vielen als die „Goldene Stadt“ bekannt – und das aus gutem Grund: Tatsächlich haben in der tschechischen Hauptstadt die Gelehrten geforscht, wie sich Gold aus unedlen Stoffen herstellen ließe. Im 16. Jahrhundert waren Magier und Alchemisten wie der Engländer Edward Kelley die Stars an den europäischen Adelshöfen: Elixiere für ewige Jugend und die Umwandlung unedler Stoffe zu Gold standen auf der Wunschliste so manchen Herrschers.
Am Hofe von Rudolf II – Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Böhmen – führte Kelley dazu Experimente durch, scheiterte jedoch und fiel in Ungnade. Während seiner letzten drei Lebensjahre war er mit seinem Laboratorium im „Haus zum Esel in der Wiege” ansässig, wo heute das Alchemisten- und Magiermuseum untergebracht ist.
Es liegt direkt unterhalb der Prager Burg im historischen Stadtzentrum. Besucher, die ihre schaurig-unterhaltsame Begegnung mit dem 16. Jahrhundert erst einmal „verdauen“ wollen, können im „Café Kellyxír” unten im Haus den Schock bei brodelnden Elixiren neueren Jahrgangs und deftigen regionalen Speisen überwinden. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 20 Uhr.