Schräg, schaurig, schön: Kuriose Museen rund um den Globus

In wie vie­len ver­schie­de­nen Ge­stal­ten kann der Teu­fel ei­gent­lich er­schei­nen? Ge­hö­ren See­mons­ter nicht in Pi­ra­ten­ge­schich­ten statt ins Mu­seum? Und wer kommt ei­gent­lich auf die Idee, dem Strand­ten­nis ein ei­ge­nes Mu­seum zu wid­men? Rund um den Glo­bus fin­den sich die bi­zarrs­ten Mu­seen. Hier eine kleine, feine Aus­wahl.

Litauen: Das teuflischste Museum der Welt

De­vils Mu­seum /​ Kau­nas (c) A. Al­ek­san­dra­vicius
De­vils Mu­seum /​ Kau­nas (c) A. Al­ek­san­dra­vicius

Kau­nas ist die Mu­se­ums­haupt­stadt Li­tau­ens. Kein Wun­der also, dass sich hier auch ei­nige ku­riose Aus­stel­lun­gen fin­den – wie etwa das welt­weit ein­zige Teu­fels­mu­seum. In Li­tauen hat der Teu­fel – „Vel­nias” ge­nannt – eine an­dere Ge­schichte als im Rest der christ­li­chen Welt: Er ist zwar eben­falls Got­tes Ge­gen­spie­ler, ver­sucht aber auch, ihn zu imi­tie­ren. Da­bei wirkt er fast ko­misch, denn er schei­tert stets kläg­lich und bringt we­ni­ger Nütz­li­ches in die Welt.

So schöpft „Vel­nias” statt ei­nes Sing­vo­gels eine Kröte oder zer­furcht die Erd­ober­flä­che und wirft Berge auf, wäh­rend der Schöp­fer­gott glatte grüne Flä­chen kre­iert. Die­sem tra­gisch-ko­mi­schen Bö­se­wicht ist im Teu­fels­mu­seum das ganze Erd­ge­schoss ge­wid­met. Weil das Böse und die Bil­der, die sich der Mensch von ihm macht, kul­tur­über­grei­fend sind, fin­den sich aber auf den üb­ri­gen zwei Stock­wer­ken auch Teu­fel und He­xen aus al­ler Welt.

Den Grund­stein der Samm­lung legte der li­taui­sche Künst­ler An­ta­nas Žmuid­zi­na­vičius. Doch die An­zahl der Ex­po­nate wächst ste­tig. Denn je­der Be­su­cher kann dem Mu­seum sei­nen per­sön­li­chen klei­nen Teu­fel zum Ge­schenk ma­chen. So zählt das Mu­seum der­zeit rund 3.000 Teu­fel aus mehr als 70 Län­dern. Öff­nungs­zei­ten: Diens­tag bis Mitt­woch so­wie Frei­tag bis Sonn­tag von 11 bis 17 Uhr, Don­ners­tag von 11 bis 19 Uhr.

Island: Seemonstermuseum in den Westfjorden

Ice­lan­dic Sea Mons­ter Mu­seum (c) Vi­sit West­fjords /​ westfjords.is
Ice­lan­dic Sea Mons­ter Mu­seum (c) Vi­sit West­fjords /​ westfjords.is

In den ge­heim­nis­vol­len West­fjor­den Is­lands wim­melt es ge­ra­dezu von mys­ti­schen Ge­stal­ten. Glaubt man den Er­zäh­lun­gen, hat sich im kal­ten Nord­at­lan­tik auch schon so man­ches See­mons­ter ge­zeigt. Grund ge­nug für das Städt­chen Bíl­du­dalur, den schau­ri­gen Mee­res­be­woh­nern mit dem See­mons­ter-Mu­seum ein Zu­hause zu ge­ben – schließ­lich soll der nahe ge­le­gene Ar­n­arfjor­dur-Fjord ein re­gel­rech­ter Hot­spot für See­mons­ter-Wat­ching sein.

Zum Le­ben er­weckt wer­den die Mons­ter in Bil­dern, in Vi­deos und auf dem in­ter­ak­ti­ven Un­ge­heuer-Tisch. In Is­lands West­fjor­den sind üb­ri­gens vier ver­schie­dene Ar­ten von See­unge­heu­ern un­ter­wegs – dar­un­ter das zu­nächst harm­los klin­gende Mee­res­pferd mit leuch­tend ro­ter Mähne, lan­gem Hals und grell-grü­nen Au­gen. Auch das Shell-Mons­ter, das die Kör­per­form ei­nes Nil­pferds hat, je­doch von ei­nem klap­pern­den Pan­zer aus Mu­scheln ge­schützt wird, ha­ben See­leute be­reits im At­lan­tik ent­deckt.

Ge­gen­stand der Mul­ti­me­dia-Aus­stel­lung sind Vi­deos von die­sen Au­gen­zeu­gen­be­rich­ten und so­gar wis­sen­schaft­li­che Theo­rien, die das Ver­hal­ten der We­sen ana­ly­sie­ren. An­hand von Ar­te­fak­ten er­hal­ten die Be­su­cher ei­nen Ein­blick in die mys­ti­sche Exis­tenz der Un­ge­heuer. Die gru­se­lige At­mo­sphäre des Mu­se­ums tut ihr Üb­ri­ges dazu, dass den Gäs­ten ein Schauer über den Rü­cken läuft. Öff­nungs­zei­ten: täg­lich von 15. Mai bis 10. Sep­tem­ber von 10 bis 18 Uhr.

Italien: Vogelscheuchen im Trentino

Mar­ter Spa­ven­ta­pas­seri (c) An­gela Ven­tin
Mar­ter Spa­ven­ta­pas­seri (c) An­gela Ven­tin

Im Valsug­ana – ei­nem ita­lie­ni­schen Tal im Süd­os­ten des Tren­tino – hat der An­bau von Mais eine lange Tra­di­tion. Är­ger­lich war es für die Bau­ern je­doch seit je­her, wenn sich die Vö­gel über die Ernte her­mach­ten, be­vor sie ein­ge­fah­ren war. Alt­be­kann­tes Mit­tel ge­gen die ge­fie­der­ten Stö­ren­friede sind na­tür­lich Vo­gel­scheu­chen – und de­nen wid­met das Ört­chen Mar­ter in der Ge­meinde Ron­ce­gno Terme das nächste skur­rile Mu­seum auf die­ser Liste.

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Im Vo­gel­scheu­chen­mu­seum in ei­ner al­ten Mühle tref­fen die Be­su­cher auf wind­schiefe, schau­rige Ge­sel­len, die der Tren­ti­ner Re­por­ter Fla­vio Fa­ga­nello über meh­rere Jahre ge­sam­melt hat. Den Gäs­ten wird da­bei auf­fal­len, dass sich hier über die Jahre eine ge­wisse Dy­na­mik ent­wi­ckelt hat: Der Mensch hat seine Vo­gel­scheu­chen im­mer wei­ter per­fek­tio­niert – aber auch die Vö­gel ha­ben sich stets wie­der an die neue Schau­er­ge­stalt an­ge­passt.

Wei­ters er­fährt man in die­sem au­ßer­ge­wöhn­li­chen Mu­seum viel über die Ge­schichte der Mais­ver­ar­bei­tung im Valsug­ana. Öff­nungs­zei­ten: April bis Ok­to­ber diens­tags bis sonn­tags von 14:30 bis 17:30 Uhr, am Sams­tag und Sonn­tag zu­sätz­lich von 10 bis 12 Uhr, von Juni und Sep­tem­ber diens­tags bis frei­tags von 15:30 bis 18:30 Uhr so­wie frei­tags bis sonn­tags zu­sätz­lich von 10 bis 12 Uhr.

Israel: Matkot-Museum in Tel Aviv

Mat­kot Mu­seum /​ Tel Aviv (c) Is­rael Mi­nis­try of Tou­rism
Mat­kot Mu­seum /​ Tel Aviv (c) Is­rael Mi­nis­try of Tou­rism

„Klack, klack, klack“: Der Auf­prall klei­ner Hart­gum­mi­bälle ist der fröh­li­che Sound­track an Is­ra­els Strän­den, wenn die zahl­rei­chen Mat­kot-Spie­ler ih­rer Lei­den­schaft frö­nen. Mat­kot ist eine Art Beach­ball oder Strand­ten­nis und als in­of­fi­zi­el­ler Na­tio­nal­sport in Is­rael quer durch alle Ge­sell­schafts­schich­ten und Al­ters­klas­sen be­liebt.

In ei­ner klei­nen Woh­nung in Tel Avivs ma­le­ri­schem Stadt­teil Neve Tze­dek hat Am­non „The King“ Nis­sim die­sem Sport ein ei­ge­nes Mu­seum ge­wid­met – das ein­zige sei­ner Art welt­weit. Seit sei­nem sechs­ten Le­bens­jahr pflegt der heute 72-jäh­rige seine Lei­den­schaft für den Strand­sport. Stolz zeigt er den Be­su­chern die Samm­lung von mehr als 300 Schlä­gern, die er im Laufe der Zeit in sei­ner Drei-Zim­mer-Woh­nung zu­sam­men­ge­tra­gen hat.

Was ihn am Mas­kot so fas­zi­niert? Es sei ein Spiel, das Men­schen zu­sam­men­bringt – man spiele mit­ein­an­der, nicht ge­gen­ein­an­der, ganz ein­fach. Der Ein­tritt zum Mu­seum in der 61 Shabazi Street ist frei und je­der­zeit mög­lich, wenn Am­non zu­hause ist. Re­ser­vie­rung un­ter +9723/​517/​4908.

Frankfurt/​Main: Wo ein Werkzeug die Welt erklärt

Ham­mer­mu­seum (c) Os­kar Mahler
Ham­mer­mu­seum (c) Os­kar Mahler

„Es ist fast un­wich­tig, wel­chem Ge­gen­stand man sich lie­be­voll zu­wen­det – wenn man es nur lange und in­ten­siv ge­nug tut, dann er­klärt er ei­nem am Ende die Welt,“ pos­tu­lierte der Künst­ler Os­kar Mahler zur Er­öff­nung sei­nes Ham­mer­mu­se­ums im Jahr 2005. Aus dem wohl skur­rils­ten Mu­seum der Main­me­tro­pole hat er in sei­nem Zu­kunfts­la­bor „Rote Treppe” ein Ex­trakt er­stellt, das er die „Ham­mer-Story” nennt. Sie ist ab Juni 2019 in der Kai­ser­straße zu be­sich­ti­gen.

Mahler ist mit dem Klang klop­fen­der Häm­mer auf­ge­wach­sen: Seine Groß­mutter be­saß ei­nen Ei­sen­wa­ren­la­den in Bay­reuth. 1972 be­gann er selbst, als Bild­hauer mit dem ar­chai­schen Werk­zeug zu ar­bei­ten. Diese Lei­den­schaft machte ihn zum Stadt­teil­bild­hauer und in­of­fi­zi­el­len Ge­schichts­schrei­ber des Bahn­hofs­vier­tels mit ei­ner Samm­lung, die er als „Work in Pro­gress“ be­zeich­net.

Sie zeigt den Ham­mer als Schmuck­stück und Scherz­ar­ti­kel, als Mit­tel zum Zweck oder als My­thos. Da ist bei­spiels­weise der Ham­mer, den Jan Jo­sef Lie­fers alias Pro­fes­sor Börne im Müns­te­ra­ner Tat­ort „Der Ham­mer“ schwang – oder der Sil­ber­ham­mer, der in den 1950er-Jah­ren auf dem Post­weg aus der DDR ge­schmug­gelt wurde: Er ver­birgt in sei­nem Stiel wei­tere kleine Werk­zeuge, die sich auf den Kopf schrau­ben las­sen.

Auch der kleinste Ham­mer der Welt be­fin­det sich in der Samm­lung. Doch Mahler, der sich auch als Schau­spie­ler, Buch­au­tor, Pup­pen­thea­ter­spie­ler und Stadt­ent­wick­ler be­tä­tigt, hat nicht nur Häm­mer ge­sam­melt, son­dern auch Ge­schich­ten – und diese kann man sich von ihm auf ei­ner Stadt­füh­rung er­zäh­len las­sen.

Tschechien: Alchemisten und Magier in Prag

Mu­zeum al­chy­mistů a mágů /​ Prag (c) Old­rich Ma­lina
Mu­zeum al­chy­mistů a mágů /​ Prag (c) Old­rich Ma­lina

Prag ist vie­len als die „Gol­dene Stadt“ be­kannt – und das aus gu­tem Grund: Tat­säch­lich ha­ben in der tsche­chi­schen Haupt­stadt die Ge­lehr­ten ge­forscht, wie sich Gold aus un­ed­len Stof­fen her­stel­len ließe. Im 16. Jahr­hun­dert wa­ren Ma­gier und Al­che­mis­ten wie der Eng­län­der Ed­ward Kel­ley die Stars an den eu­ro­päi­schen Adels­hö­fen: Eli­xiere für ewige Ju­gend und die Um­wand­lung un­ed­ler Stoffe zu Gold stan­den auf der Wunsch­liste so man­chen Herr­schers.

Am Hofe von Ru­dolf II – Kai­ser des Hei­li­gen Rö­mi­schen Rei­ches und Kö­nig von Böh­men – führte Kel­ley dazu Ex­pe­ri­mente durch, schei­terte je­doch und fiel in Un­gnade. Wäh­rend sei­ner letz­ten drei Le­bens­jahre war er mit sei­nem La­bo­ra­to­rium im „Haus zum Esel in der Wiege” an­säs­sig, wo heute das Al­che­mis­ten- und Ma­gier­mu­seum un­ter­ge­bracht ist.

Es liegt di­rekt un­ter­halb der Pra­ger Burg im his­to­ri­schen Stadt­zen­trum. Be­su­cher, die ihre schau­rig-un­ter­halt­same Be­geg­nung mit dem 16. Jahr­hun­dert erst ein­mal „ver­dauen“ wol­len, kön­nen im „Café Kel­lyxír” un­ten im Haus den Schock bei bro­deln­den Eli­xi­ren neue­ren Jahr­gangs und def­ti­gen re­gio­na­len Spei­sen über­win­den. Öff­nungs­zei­ten: täg­lich von 10 bis 20 Uhr.

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