Der Louvre Abu Dhabi hat seine Tore für Besucher geöffnet: Am 11. November 2017 feierte das Emirat die offizielle Eröffnung des neuen Museums auf der Insel Saadiyat, das vom französischen Architekten Jean Nouvel entworfen wurde.
Als erstes universelles Museum im gesamten Nahen und Mittleren Osten wird der neue Louvre künftig Kunstwerke verschiedener Zivilisationen aus der ganzen Welt beherbergen und dabei die gesamte menschliche Geschichte abbilden – von prähistorischen Objekten bis zu modernen, speziell für das Museum angefertigten Meisterwerken.
Der Dialog zwischen Kunstwerken aus verschiedenen geographischen Regionen, die teils weit voneinander entfernt sind, soll trotz der oft recht unterschiedlichen Ausprägungen die gemeinsamen Einflüsse hervorheben und so zeigen, wie eng die Welt seit Anbeginn der Zeit miteinander verbunden ist.
Für die mehr als beachtliche Sammlung des Museums wurden in den letzten Jahren mehr als 600 Kunstwerke erstanden, die durch 300 Leihgaben aus 13 führenden französischen Kunsteinrichtungen ergänzt werden. Zusätzlich zu den 23 Galerien für die Dauerausstellung umfasst der Komplex des Louvre Abu Dhabi mehrere Galerien für wechselnde Ausstellungen, ein Museum für Kinder, ein Auditorium, ein Restaurant, ein Café, einen Museumsshop und ein Bildungszentrum.
Das atemberaubende Herzstück bildet ein 180 Meter breites Kuppeldach aus fast 8.000 Metallsternen, die in einem komplexen geometrischen Muster angeordnet sind. Unter diesem silbernen Dach können die Besucher mit Blick auf das Meer durch die Promenadengänge wandeln, während das einfallende Sonnenlicht einen „Lichtregen“ erzeugt, der an die Palmblätter in den arabischen Oasen erinnern soll.
Die verschiedenen Kunstwerke in den Galerien sind in zwölf Kapitel unterteilt und sowohl chronologisch als auch thematisch geordnet. Der Bogen spannt sich dabei von den ersten bildlichen Kunstdarstellungen in Form einer „Baktrischen Prinzessin“, die gegen Ende des 3. Jahrtausends vor Christus in Zentralasien entstand, über den Sarkophag von Prinzessin Hennutawi aus dem alten Ägypten bis zur Entstehung der Weltwirtschaften – dargestellt durch eine „Dekadrachme“ aus Syrakus.
Ein Raum ist den universellen Religionen gewidmet und zeigt unter anderem eine Seite aus dem „Blauen Koran“, eine gotische Bibel, ein Pentateuch sowie Texte über den Buddhismus und Taoismus. Der künstlerische Austausch auf den Handelswegen im Mittelalter und in der Moderne wird unter anderem durch bedeutende Keramik veranschaulicht und lässt erahnen, wie sich der Horizont des Menschen allmählich erweitert hat.
Angekommen in der Moderne, können die Besucher beispielsweise Édouard Manets „Die Zigeuner“, Paul Gauguins „Junge Ringkämpfer“ und Piet Mondrians „Komposition mit Blau, Rot, Gelb und Schwarz“ entdecken, ehe die Ausstellung mit einem monumentalen Werk des Künstlers Ai Weiwei und der Hinterfragung der Globalisierung endet.
Zu den bedeutendsten französischen Leihgaben zählen Leonardo da Vincis „La Belle Ferronnière“, ein seltenes Salzgefäß aus Elfenbein aus Benin, ein Selbstporträt von Vincent van Gogh, Jacques-Louis Davids „Napoleon überquert die Alpen“, Auguste Rodins „Jean d’Aire“ aus dem Motiv der „Bürger von Calais“, ein Reliquienschrein aus dem 13. Jahrhundert sowie Alberto Giacomettis „Stehende Frau II“ – um nur einige wenige zu nennen.
Die Sonderausstellung zur Eröffnung ist ab dem 21. Dezember 2017 öffentlich zugänglich und zeichnet mit 145 Kunstwerken die Geschichte des Pariser Musée du Louvre nach. In drei Teile gegliedert, zeigt sie die Kunstsammlungen im Schloss von Versailles unter König Ludwig XIV., das Wirken der Akademie der Wissenschaften und Architektur sowie die diversen „Salons“, die in diesem Kunstpalast abgehalten wurden, und die Entstehungsgeschichte des modernen Musée du Louvre.
Eine Vereinbarung zwischen den Regierungen von Abu Dhabi und Frankreich garantiert dem neuen Louvre die namentliche Anlehnung an das Musée du Louvre für eine Zeitspanne von 30 Jahren und sechs Monaten, die Organisation von Wechselausstellungen über 15 Jahre hinweg sowie die Leihgabe von Kunstwerken für zehn Jahre.
Der reguläre Eintrittspreis beträgt 60 AED (ca. 14 Euro). Besucher von 13 bis 22 Jahre zahlen nur 30 AED. Kostenlosen Eintritt erhalten Kinder unter 13 Jahren sowie Besucher mit Behinderung und deren Begleitperson. Im Saadiyat Cultural District auf Saadiyat Island werden in den nächsten neben dem Louvre Abu Dhabi auch noch das Zayed National Museum und das Guggenheim Abu Dhabi entstehen – ergänzt durch lokale Kunst- und Kultureinrichtungen, Universitäten und Forschungszentren.